27.01.2013
Schöpferisch und treu
LIMBURG - Weihbischof Dr. Thomas Löhr (Bistum Limburg) hat bei den zentralen Jubiläumsfeierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Heiligsprechung Vinzenz Pallottis am 26. Januar in Limburg die Aktualität des Gründers der pallottinischen Gemeinschaften betont. Diese zeige sich heute "in Stichworten, die zu unserem Alltag gehören". Dazu zählten für den Weihbischof zuallererst die "Verantwortung aller Gläubigen" bei der "Verbreitung und Vertiefung des Glaubens", die sich dann in einer "apostolischen Gesinnung" jedes Einzelnen äußere.
Der Weihbischof stellte zudem den Zusammenhang zwischen den beiden Goldjubiläen, dem der Heiligsprechung und des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), noch einmal deutlich heraus. Denn viele Gedanken, die der römische Priester in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereits deutlich formulierte, fänden sich hundert Jahre nach dessen Tod in den Konzilstexten wieder.
Neben dem Blick in die Vergangenheit ermutigte der Weihbischof aber auch, die Anliegen unserer Zeit zu erkennen und das zu tun, was jetzt gefordert sei. Eine "wache Zeitgenossenschaft und Deutung der heutigen Entwicklungen aus dem Glauben ist die wichtigste Aufgabe, wenn wir Vinzenz Pallotti gerecht werden wollen", schrieb er den anwesenden Festgästen in ihr Stammbuch als getaufte Christen. Pallottis Charisma brachte Weihbischof Löhr in seiner Predigt mit folgenden Worten auf den Punkt: "Schöpferisch, nicht stereotyp; Treue, nicht Beliebigkeit."
Rund 300 Festgäste, darunter Pallottiner, Pallottinerinnen und weitere Mitglieder der pallottinischen Familie, setzten in dem gemeinsamen Gottesdienst in der Pallottinerkirche St. Marien den liturgischen Schlusspunkt am Ende der Jubiläumswoche. Musikalisch gestaltet wurde dieser vom Kirchenchor St. Marien unter der Leitung von Wolfgang Haberstock.
Beim anschließenden Festakt im Pater-Richard-Henkes-Saal, durch den der ehemalige Rektor des Limburger Missionshauses und Chefredakteur der Pallottiner-Zeitschriften, P. Alexander Holzbach, führte, wechselten sich kurze Redebeiträge mit akustischen und optischen Leckerbissen ab. Nach der kurzweiligen Begrüßung durch die Provinzoberin der Pallottinerinnen, Sr. Helga Weidemann, entführte P. Holzbach die Anwesenden auf eine Zeitreise. Er "landete" zielsicher und flankiert von den Schwarz-Weiß-Aufnahmen der deutschsprachigen Pilgergruppen im Rom von 1963. Er malte ein - vor allem im Inneren der Peterskirche - buntes Bild vom Tag der Heiligsprechung.
Ein Tag, zu dem im Anschluss Dr. Alois Wittmann, Präsident des Deutschen Koordinationsrates der Unio, einen Glückwunsch aussprechen sollte. "Aber wem", fragte er sich. So gratulierte er Pallotti posthum und den Mitgliedern der Vereinigung des Katholischen Apostolats, die in der Nachfolge ihres Gründers stehen. In erster Linie aber beglückwünschte er "die Kirche für die Erkenntnis, den Wert Pallottis zu erkennen, anzuerkennen, sich sein Charisma anzueignen, es zu schützen und uns den Auftrag zu erteilen, dieses zu leben".
Dass diese Spiritualität auch heute noch trägt, wurde allen im Saal in dem neuen dreizehnminütigen Pallotti-Film (<link http: www.pallottiner.org pallotti-film>www.pallottiner.org/pallotti-film/) vor Augen geführt. Gebannt blickten die Festgäste auf die große Leinwand. Dies dürfte vor allem die älteren Jahrgänge an Zeiten erinnert haben, als die ersten Kinofilme Limburgs bei den Pallottinern gezeigt wurden. Applaus erklang, als der letzte Tropfen ins Wasser fiel und sich das Gänsehaut-Gefühl in Begeisterung verwandelte.
Abgerundet wurde die Festveranstaltung unterhalb der Marienkirche durch einen Impuls-Vortrag von Pallottinerpater und Professor, Edward Fröhling, der ein flammendes Plädoyer dafür hielt, das Jubiläumsmotto "heute heilig" ernst zu nehmen. "Heilig sein" im Hier und Jetzt bedeutet für P. Fröhling, "neu zu lernen, voller Tatendrang und trotz aller Schwierigkeiten, ein Pallotti-Wort, eines seiner offensichtlichen Lieblingsworte, wieder verstärkt in unseren Sprachschatz aufzunehmen".
Nämlich das pallottische "Ich will", das in der geistlichen Tradition gern mit dem Wort "Bereitschaft" übersetzt wird, so der Fundamentaltheologe aus Vallendar. Gemeint sei auch die Bereitschaft, sich verändern und verwandeln zu lassen, zu tun, was jetzt wirklich dran ist, wie es die Provinzoberin der Pallottinerinnen nicht müde wird zu formulieren.
Den ersten Schritt zu Veränderung, Verwandlung und Tatkraft machten die Festgäste bei der abschließenden Vesper, der Provinzial P. Hans-Peter Becker vorstand und mit der sieben Festtage ihr Ende fanden. Im Gegensatz zum Jubiläumsjahr, das am vergangenen Wochenende erst eingeläutet worden ist und bis zum nächsten Pallotti-Gedenktag, am 22. Januar 2014, geht.