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20.11.2014

Als muttersprachlicher Seelsorger nach London

Bezirksreferent Diakon Stephan Arnold verlässt Wiesbaden

WIESBADEN. ? „London Calling“ heißt es lapidar auf der Karte, mit der zur Abschiedsfeier von Diakon Stephan Arnold (50) eingeladen wird. Der Bezirksreferent der katholischen Stadtkirche wechselt zum 1. Dezember in die deutsche katholische Gemeinde im Südwesten Londons. Es ist „der Reiz des Neuen“, der den gebürtigen Frankfurter von der hessischen in die britische Landeshauptstadt umziehen lässt, wie Arnold betont, nicht Überdruss an dem bisherigen Job. Ein bisschen Abschiedsschmerz räumt er ein, aber die Vorfreude auf die Herausforderung überwiegt. Der Theologe wird zunächst befristet auf fünf Jahre vom Bistum Limburg „ausgeliehen“ an das katholische Auslandssekretariat der deutschen Bischofskonferenz, das weltweit die deutschen Gemeinden im Ausland betreut.

In Richmond/Ham, dem zweiten Standort der deutschen Gemeinde in London neben Whitechapel mit der Mutterkirche St. Bonifatius, wird Arnold als muttersprachlicher Seelsorger tätig sein. Nachdem er die Arbeit mit den muttersprachlichen Gemeinden in Wiesbaden immer als bereichernd und faszinierend erlebt habe, empfindet er es als ausgesprochen "spannend", das einmal aus der anderen Perspektive zu erleben. Da hier zugleich Sitz der deutschen Schule ist, wartet auf ihn eine sehr junge Gemeinde mit hoher Fluktuation. Viele der Familien mit Kindern lebten in der Regel nur drei bis fünf Jahre am Ort. Das sieht er keineswegs als Manko, sondern als großen Vorteil. So gebe es ständig neue Impulse und es werde nichts weiter geführt, „nur weil es immer so gemacht worden ist“. Nach den Jahren im Stadtbüro freue er sich darauf, wieder direkt mit den Menschen in der Gemeinde zu tun zu haben, angefangen bei Kommunion- und Firmkursen bis hin zum Religionsunterricht, der ihm immer viel Spaß gemacht habe.

Herausfordernd werden für den „Leihspieler“ aus Deutschland auch die ungewohnten Bedingungen sein, unter denen Kirche in England funktioniert. Es gibt kein Meldewesen, deswegen muss regelmäßig, zum Beispiel bei der Einschulung, für die Gemeinde geworben werden. Das laufe eben nicht nach dem deutschen Grundsatz: „Wir sind hier, die Leute sollen kommen“, sagt Arnold. Stattdessen müsse man aktiv auf die Menschen zugehen, sich als der neue Seelsorger vorstellen und Kontakte knüpfen: „Ich freue mich darauf, das auszuprobieren und bin gespannt, wie und ob mir das gelingt“. Auch die Finanzierung der deutschen Gemeinde ist von Spenden abhängig. Zwar wird vieles vom Auslandssekretariat bezahlt, doch müssen zugleich die Kosten für den normalen Gemeindealltag selbst aufgebracht werden.

Die ersten Kisten sind gepackt, „das Kribbeln im Bauch fängt langsam an“ und am liebsten würde er gleich losfahren, doch bevor Arnold und seine Frau am 30. November mit dem Auto die 700 Kilometer lange Reise antreten, muss er erst noch die offizielle Abschiedsfeier am Freitag, 21. November, bewältigen, wie er selbst sagt: Dankesreden seien ihm eher unangenehm, aber darum wird er nicht herum kommen, wenn die Stadtkirche sich trifft unter dem Motto: „London Calling“. Die offizielle Abschiedsfeier beginnt um 18 Uhr mit dem Gottesdienst in der St. Bonifatiuskirche.

Stephan Arnold war 16 Jahre in Wiesbaden tätig, zuerst in der Gemeinde Dreifaltigkeit, seit 2006 mit halber Stelle auch im katholischen Stadtbüro bis er ab 2008 mit ganzer Stelle in das RoncalliHaus wechselte. Parallel war der Diakon mit einem Zusatzauftrag in der Pfarrei St. Bonifatius mit seelsorgerischen Aufgaben wie Trauungen, Taufen, Beerdigungen betraut. Die Stelle wird zum 1. Januar wieder besetzt werden. (rei)

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