16.11.2014
Damit die Welt glaubt
LIMBURG - Zur Ökumene gibt es keine Alternative. Dies hat Weihbischof Manfred Grothe, der Apostolische Administrator für das Bistum Limburg betont. Am Sonntag, 16. November, feierte er gemeinsam mit zahlreichen Gästen aus der Ökumene eine Dankvesper im Hohen Dom zu Limburg und erinnerte dabei an die feierliche Verabschiedung des Ökumenismusdekretes "Unitatis redintegratio" vor 50 Jahren.
"Ökumene war auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil kein Randthema, sondern stand im Zentrum der Aufmerksamkeit", erklärte Grothe. Seitdem sei ganz klar, dass der ökumenische Weg, der Weg der katholischen Kirche ist. Längst gebe es gute und verlässliche Kontakte zwischen den Konfessionen und Kirchen und wo immer es möglich ist, werde das Evangelium gemeinsam verkündet, damit die Welt glaubt. "Machen wir uns nichts vor! Eine uneine, eine gespaltete Christenheit will die Welt nicht mehr hören", sagte der Apostolische Administrator. Die Spaltung der Kirche widerspreche dem Willen Christi. Sie sei ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums vor allen Geschöpfen.
Ökumene der Wertschätzung
Weihbischof Grothe empfiehlt, den Text des Ökumenismusdekretes immer wieder neu zu lesen. "Angesichts der geschichtlichen Belastungen kann der damalige und heutige Leser des Konziltextes nur darüber staunen, mit welcher Hochachtung die Konzilsväter über all das sprechen, was den ökumenischen Geschwistern hoch und heilig ist", so Grothe. Der Text sei Ausdruck einer Ökumene der Wertschätzung und werde dadurch zugleich zum Mahnruf in den Störungen, die heute gelegentlich die Ökumene belasteten. Ganz klar bekenne sich das Konzil zur Einheit der Taufe. Durch Taufe und Glaube seien Schwestern und Brüder in Christus trotz aller Unterschiede in der Gestalt der Kirchen oder in Fragen der Lehre vereint. Das Zweite Vatikanische Konzil habe die ekklesiale Wirklichkeit der anderen Kirchen positiv wahrgenommen und anerkannt. Darauf gründeten alle ökumenischen Dialoge mit dem Bemühen, das noch Trennende zu überwinden. Ökumenischer Dialog brauche aber immer auch Umkehr und eine Bekehrung der Herzen. Es könne keinen echten Ökumenismus ohne innere Bekehrung geben. Denn aus dem Neuwerden des Geistes, aus der Selbstverleugnung und aus dem freien Strömen der Liebe erwachse und reife das Verlangen nach der Einheit.
"Wir dürfen einander mit den besonderen geistlichen Gaben unserer Kirche beschenken", so Grothe. Als Geschenke sieht er beispielsweise das gemeinsame Engagement im Bereich der Kirchenmusik, die ökumenischen Leitlinien und die Vereinbarungen zum gemeinsamen Unterricht, die gemeinsame Nutzung von Gemeindehäusern, der gemeinsame Weltgebetstag der Frauen, zahlreiche Kooperationen in Sachausschüssen und Arbeitskreisen oder auch das gemeinsame Feiern von Festen. "Ökumenisches Tun verwirklicht sich so im konkreten Alltag", lobte der Apostolische Administrator. Es gehe immer darum, einander zu helfen, Christus zu hören und ihn gemeinsam zu verkünden. Besonders auch in den karitativen und diakonalen Diensten sei eine selbstverständliche Zusammenarbeit an vielen Orten anzutreffen.
Zeugnis mit einheitsstiftender Kraft
Weihbischof Grothe ermutigte die Ehren- und Hauptamtlichen und alle, die in der Kirche Verantwortung tragen, die ökumenischen Begegnungen "weiterhin und erneut zu suchen und sie als echte Chance und wirksamen Aufbruch für das Christsein in unserer Gesellschaft zu verstehen". Nur im Streben nach einer immer größeren und tieferen Gemeinschaft werde das christliche Zeugnis auch in heutiger Zeit seine einheitsstiftende Kraft entfalten können, damit die Welt glaube. Ein sichtbares Zeichen für diese Einheit im Glauben, war auch der intensive Friedensgruß, den sich die Gäste aus der Ökumene in der Vesper gegenseitig schenkten.
Motor der Ökumene
"Der Weg der Ökumene ist für uns alle unumkehrbar", betonte auch Pröpstin Gabriele Scherle aus Frankfurt in ihrem Geistlichen Wort am Ende der Dankvesper. Es sei wichtig, dass die Kirchen beieinander bleiben und füreinander einstehen. Auch Scherle lobte den Paradigmenwechsel, den das Zweite Vatikanische Konzil für die Ökumene bewirkt hat. "Uns ist heute oft kaum mehr bewusst, wie das Verhältnis zwischen den Kirchen aber auch zwischen evangelischen und katholischen Christen vor dem Konzil war und wie selbstverständlich die Ökumene vielerorts seit den 1960 und 70er Jahren geworden ist", so Scherle. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sei die Römisch-Katholische Kirche nicht nur Teil, sondern ein Motor der Ökumene. Der Weg zur Einheit in der Kirche, sei eine zutiefst geistliche Bewegung. Ihre Grundlage sei die Buße, die in jedem beginne und dann nach außen zur konkret werdenden Umkehr auf die Geschwister im Glauben werde. "Geistliche Ökumene ist kein Rückzug in die Innerlichkeit, weil die konkrete Praxis so schwierig wäre, sondern sie ist der notwendige und tragende Grund", erklärte die Pröpstin. Diese geistliche Ökumene werde dort Wirklichkeit, wo gemeinsam auf das Wort Gottes gehört und danach gehandelt werde. Und sie werde dort wirlichkeit, wo gemeinsam gebetet und Gottesdienst gefeiert werde und wo Christen das Evangelium verkünden und es in die Gesellschaft einbringen.
Begegnung mit Gästen der Ökumene
Vor dem feierlichen Abendgebet im Dom hatte das Bistum die Gäste zur Begegnung und zum freundschaftlichen Austausch in das Bischofshaus auf dem Limburger Domberg eingeladen. Weihbischof Dr. Thomas Löhr begrüßte hier die Vertreter der Alt-Katholischen Kirche, der Assyrischen Kirche des Ostens, der Äthiopisch-Orthodoxen Tawahedo-Kirche, des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, des Bundes Freier Evangelischer Gemeinden, der Episkopalkirche (Anglikaner), der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, der Evangelisch-methodistischen Kirche, der Griechisch-Orthodoxen Kirche, der Mennonitischen Kirche, der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, der Russisch-Orthodoxen Kirche, der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, der Serbisch-Orthodoxen Kirche Skite des Hl. Spiridon, der Syrisch-Orthodoxen Kirche sowie der Koptischen Kirche. "Dass wir in einer so großen ökumenischen Breite von Gemeinschaften zusammenkommen, gehört zu den Zeichen der Zeit. Nach ihnen zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten, hat uns das Konzil aufgetragen", so Löhr.
Gerade im sozialen Bereich werde von vielen Gemeinschaften eine besondere Verantwortung wahrgenommen. Auch dadurch werde gemeinsam ein Zeugnis für den Glauben in die Gesellschaft gegeben. "Immer wieder muss mit größtem Nachdruck gesagt werden: Es gibt unendlich viel mehr, das uns eint, als das uns trennt", betonte Weihbischof Löhr. (StS)
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