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26.03.2014

Dem Fremden ein Gesicht geben

Sozialpolitisches Forum für bessere Willkommenskultur

BAD HOMBURG. ? Transparente und offene Kommunikation gehört zu den Voraussetzungen dafür, dass eine bessere Willkommenskultur für Flüchtlinge geschaffen werden kann ? das ist eines der Ergebnisse des 16. Sozialpolitischen Forums, das sich am Dienstag, 25. März, in der voll besetzten Bibliothek in Bad Homburg mit dem Thema „Flüchtlinge im Hochtaunus“ beschäftigt hat. Günter Adam, Katholisches Bezirksbüro Main-Taunus, berichtete von den guten Erfahrungen, die man im Main-Taunus mit dieser Strategie gemacht habe: „Da gibt es auf einmal eine große Bereitschaft mitzuhelfen.“  Unterstützt wurde er bei diesem Anliegen von Rainer M. Gefeller, Chefredakteur der Frankfurter Neuen Presse, der eine deutlich offensivere Öffentlichkeitsarbeit empfahl, statt abzuwarten, „bis es knallt.“

Unterkunft Oberursel wird abgerissen

Trotz des „hohen Erregungspotentials“, das Moderator Meinhard Schmidt-Degenhard dem Thema zu Beginn bescheinigt hatte, war man sich auf dem Podium im Ziel weitgehend einig. Unterschiedliche Auffassungen zeigten sich allerdings bei der Beurteilung des bereits Erreichten und der erforderlichen politischen Maßnahmen. Die einzige Politikerin auf dem Podium, die erste Kreisbeigeordnete Katrin Hechler (SPD), bekam daher von den Mitdiskutanten viele Hausaufgaben mit. Zu der dringlichsten gab sie gleich selbst ein Versprechen ab - die seit Jahren in der Kritik stehende Containerunterkunft in Oberursel werde so schnell als möglich abgerissen. Es sei allerdings eine Illusion, dass man ohne Gemeinschaftsunterkünfte auskommen werde: „Wir geben uns alle Mühe, ein Konzept zu entwickeln, um dem Ansturm gerecht zu werden“, versicherte sie.

Sich kennen lernen

„Wir brauchen Zuwanderung“, betonte Dr. Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, der sich energisch dafür aussprach, dass Flüchtlingspolitik nicht als ordnungspolitische Aufgabe wahrgenommen werde, sondern Teil der Integrationspolitik sein müsse. Er appellierte an die Landes- und Bundespolitik, rechtspopulistischen Bewegungen die rote Karte zu zeigen, und forderte unter anderem eine gute Sozialpolitik. Wo die Kluft zwischen Arm und Reich zunehme, würden auch die Vorbehalte größer. Wenn das Thema im Sinne von „Verteilungskämpfen“ ankomme, schüre das die Ängste, meinte auch Gefeller. Die Gemeinden müssten die Einwohner auf allen Ebenen „mitnehmen“ und positiv vermitteln, dass die Zuwanderung nicht nur Risiko und Verlust bedeute, sondern ebenso Chance. Die Angst vor allem „Fremden“ ist nach seinen Worten zu bannen, wenn der Fremde ein Gesicht bekomme. Dass geschieht im Main-Taunus zum Beispiel bei gemeinsamen Frühstücken, die von Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden ausgerichtet werden, erzählte Günter Adam: „Da geschieht das, was wir dringend brauchen: die Leute lernen sich kennen.“

Positive Geschichten

Mehr positive Geschichten, hatte der Chefredakteur der FNP auf dem Podium gefordert. Dafür gab die gemeinsame Veranstaltung von Evangelischer und Katholischer Kirche im Hochtaunus gleich zum Start ein gutes Beispiel. Vor allen anderen kam Banafsheh Tabatabaee (30) zu Wort, eine junge Frau aus Afghanistan, die vor drei Jahren mit ihrem Sohn nach Deutschland gekommen ist und inzwischen nach dem erfolgreich absolvierten Asylverfahren ihre Aufenthaltsgenehmigung erhalten hat. „Wir sind dankbar für die Möglichkeit, hier frei zu leben und Wurzeln zu schlagen“, sagte sie: „Vielen Dank, dass sie uns so geholfen haben.“ (rei)

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