31.01.2014
Ein Lichtblick im Flüchtlingselend
FRANKFURT.- Als kleinen Lichtblick in der düsteren Großwetterlage weltweiter Flüchtlingsströme sieht der katholische Stadtdekan von Frankfurt, Johannes zu Eltz, die Unterbringung von 40 Flüchtlingen in einem kircheneigenen Wohnheim im Frankfurter Nordend. Seit wenigen Tagen sind die ersten Asylbewerber aus Eritrea, Pakistan, Somalia und anderen Ländern in ihrem neuen Quartier angekommen. Zwei Betreuer des Frankfurter Caritasverbandes helfen ihnen sich in der ungewohnten Umgebung zurechtzufinden und begleiten sie bei den notwendigen ersten Schritten.
Möglich wurde die kurzfristige Unterbringung, weil der Gesamtverband der katholischen Kirchengemeinden in Frankfurt ein derzeit nicht genutztes Haus zur Verfügung stellen konnte. Die Stadt Frankfurt sucht seit einiger Zeit dringend Unterkünfte für mehrere hundert Flüchtlinge, die ihr von der zentralen Aufnahmestelle in Gießen zugeteilt werden. Das „Haus St. Martin“ im Nordend eignet sich in besonderer Weise, war es doch bis vor einiger Zeit ein Studentenwohnheim. Das Gedbäude soll abgerissen werden und einem Neubau mit hohem energetischen Standard weichen, der dann 48 Studentenappartements zu günstigen Mieten und mehr Platz für die vorhandene Kindertagesstätte „Pinocchio“ bieten wird.
Harte Landung in Frankfurt überstehen
Wie Bernhard Zepf vom Sozialdienst für Migranten des Frankfurter Caritasverbandes erläuterte, steht die Stadt seit einiger zeit unter großem Druck, ein bestimmtes Kontingent von Flüchtlingen unterzubringen. Erwartet würden allein 2014 etwa 800 Asylbewerber. Die Menschen, die zum Teil schwere Zeiten hinter sich haben und in ihren Heimatländern und auf der Flucht vielfach bedrohlichen Situationen ausgeliefert waren, seien häufig traumatisiert oder krank. Damit sie die „harte Landung in Frankfurt“ besser überstehen und neue Perspektiven entwickeln können, stehen ihnen zwei Caritasberater ganztägig zur Seite, die sie in alltäglichen Dingen ebenso wie in Fragen zum Asylverfahren begleiten. Die traumatisieren Menschen vermittelten sie an psychosoziale Zentren und andere Einrichtungen, wo sie fachkundige Hilfe finden.
Wegen einiger offener Fragen ist derzeit noch unklar, wann mit dem Abriss des Hauses St. Martin und dem Neubau begonnen werden kann. Nach heutigem Stand ist hiermit frühestens im Sommer zu rechnen. Um unnötigen Leerstand in dieser begehrten Wohngegend zu vermeiden, hat sich der Gesamtverband entschlossen, das vorhandene Gebäude der Stadt Frankfurt kostenlos zur Verfügung zu stellen. Stadtdekan zu Eltz nannte das „auch ein notwendiges politisches Signal“, wie in einer Stadt wie Frankfurt mit Leerstand umzugehen sei. Andere Einrichtungen bat er, den Impuls des Gesamtverbandes aufzunehmen und ebenfalls zu prüfen, wo Menschen in Not Unterkunft finden könnten. Man wolle sich keinesfalls an der Not der Menschen bereichern, unterstrich Rolf Würz vom Ausschuss des Gesamtverbandes, sondern die Kommune in einer schwierigen Situation entlasten. Deshalb werde auch die von der Stadt angebotene Miete nicht angenommen. Ziel sei es vielmehr, die Notlage bei der Unterbringung von Flüchtlingen zumindest teilweise zu entschärfen.
Willkommenskultur für Flüchtlinge verbessern
Damit die Neuankömmlinge möglichst gut untergebracht sind, hat der „Evangelische Verein für Wohnraumhilfe in Frankfurt am Main e.V.“ seit Dezember im Auftrag des Jugend- und Sozialamtes die vorhandenen Wohnräume renoviert und eingerichtet. Zum Teil mussten Sanitäreinrichtungen, Strom und Heizung erneuert werden. Auch gab es einfache, aber neue Möbel für die Zimmer. Der mit dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt abgeschlossene Nutzungsvertrag endet zunächst am 30.06.2014. Er kann aber vom Gesamtverband verlängert werden, wenn sich der Baubeginn für das neue Studentenwohnheim verzögern sollte.
Die katholische Stadtkirche in Frankfurt nimmt mit ihrer Initiative auch einen Impuls des Bistums Limburg auf, die Willkommenskultur für Flüchtlinge zu verbessern. Weihbischof Thomas Löhr und Generalvikar Wolfgang Rösch hatten dies zu Jahresbeginn als einen der Schwerpunkte für die Arbeit im Bistum in diesem Jahr angemahnt. (dw)