12.01.2014
Ein Tag des Neubeginns
BRAUNFELS - Am Hochfest der Taufe des Herrn, Sonntag, 12. Januar, wurde die neue Pfarrei St. Anna Braunfels aus der Taufe geholt: In einem Festgottesdienst mit Weihbischof Dr. Thomas Löhr besiegelten die Katholiken aus den ehemaligen Kirchengemeinden Brandoberndorf, Braunfels, Hüttenberg und Oberkleen, Leun und Schwalbach die Gründung ihrer neuen Pfarrei St. Anna. Weihbischof Löhr las die Gründungsurkunde vor und überreichte sie dem Pfarrer der neuen Pfarrei St. Anna, Dr. Christof May. Bislang war er Priesterlicher Leiter des Pastoralen Raums Wetzlar-Süd.
Die Gründung der neuen Pfarrei zum 1. Januar 2014 ist für die Katholiken das Ende eines intensiven und mehrjährigen Prozesses, indem sie sich intensiv mit vielen Fragen des Glaubens, der Glaubensweitergabe und der Struktur kirchlichen Lebens auseinandergesetzt haben. "Heute ist ein Tag des Neubeginns. Nichts von unserem alten Gemeindeleben geht verloren. Alles fließt im Strom der neuen Pfarrei zusammen. Alles soll lebendig bleiben und neu lebendig werden", sagte Pfarrer Dr. Christof May.
Christus stellt sich in die Reihe der Sünder
Weihbischof Löhr blickte in seiner Predigt tiefer auf die Ereignisse rund um die Taufe Jesu durch Johannes im Jordan. "Wir feiern die Erscheinung Gottes in dieser Welt", so Löhr. Das Kind in der Krippe sei der geliebte Sohn Gottes, an dem der Vater Gefallen gefunden habe. Das Kind sei ganz wahrer Gott und ganz wahrer Mensch. "Wir werden heute mit der Frage konfrontiert, wer Jesus Christus für uns überhaupt ist", fragte Löhr. Was bedeute die Menschwerdung Gottes überhaupt? Bei seiner Taufe habe sich Jesus in die Reihe der Sünder gestellt. Er, der ohne Sünde ist, stehe nicht mit erhobenem Zeigefinger daneben, sondern teile das Schicksal der sündigen Menschheit. Er habe die Sünden auf sich genommen und durch Tod und Auferstehung eine Taufe begründet, die weit über die des Johannes hinausgehe. Dies werde auch in dem bekannten Vers deutlich: Wir sind getauft auf Christi Tod und auferweckt mit ihm zu Gott. "Er, der Sohn Gottes, steht neben dir und mir, er geht an unserer Seite, auch wenn wir einmal den falschen Weg einschlagen; auch wenn wir enttäuscht sind über uns selbst oder andere. Er ist bei uns alle Tage bis zum Ende der Welt", so Weihbischof Löhr. Diese Zuversicht und diesen Trost aus dem Glauben gelte es zu verkünden und zu leben. Wo dies gelinge, werde deutlich, dass Kirche nicht nur Organisation und nicht nur Struktur sei.
Am Beispiel Christi Maß nehmen
Als große Ermutigung für alle Christen sieht Löhr das neue Apostolische Schreiben von Papst Franziskus "Evangelii Gaudium". Der Weihbischof sagte: "Es scheint, als habe der Papst uns etwas mitgeben wollen für die Frage nach dem künftigen Gemeindeleben." Die Freude an der frohen Botschaft soll sich in den Gesichtern der Gläubigen widerspiegeln. Das sei der Auftrag für Kirche und Gemeinde. "Es gibt eine Zuversicht, die vor allem in der persönlichen Begegnung mit Jesus wächst, im Gebet, im Gottesdienst, in den Sakramenten, und die durch die Begegnung der Glaubenden untereinander gestärkt wird", sagte Löhr. Die Kirche sei vielfach zu selbstbezogen und vieles, was in der Kirche geschieht, scheine mehr der Selbsterhaltung als der Verkündigung des Evangeliums zu dienen. Dabei fordere Papst Franziskus auf, die langweiligen Schablonen abzulegen und sich von der Kreativität der Botschaft Gottes überraschen zu lassen. "Dabei sollen wir Mut haben, neue Wege, kreative Methoden, andere Ausdrucksformen, aussagekräftigere Zeichen und Worte reich an neuer Bedeutung für die Welt von heute zulassen", so Löhr. Christen dürften nicht passiv abwartend in der eigenen Kirche sitzen bleiben, sondern müssten sich neu auf den Weg zu den anderen machen. Es müsste der Aufbruch von einer bewahrenden hin zu einer missionarischen Pastoral gelingen. "Am Beispiel Christi Maß zu nehmen, wird für uns als Kirche zur Ermutigung und Wegweisung werden", betonte der Weihbischof.
Löhr nutzte seine Predigt auch, um den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen, die den langen Weg zur Gründung der neuen Pfarrei mitgegangen sind, zu danken. Viele Überlegungen, kontroverse Gespräche, Beschlüsse, Arbeitsgruppen, Konzepte, Vereinbarungen und vieles mehr seien dafür nötig gewesen. Jetzt gelte es, das kirchliche Leben in den einzelnen Kirchorten zu erhalten und weiter auszubauen. Das sei für die Zukunft der neuen Pfarrei St. Anna Braunfels unverzichtbar.
Weitere Informationen zur neuen Pfarrei gibt es im Internet unter <link http: www.kath-wetzlar-sued.de>www.kath-wetzlar-sued.de. (StS)
Bildergalerie