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22.07.2014

Esst so bunt, wie es geht!

"All inclusive" mit Sarah im Little Kitchen

LIMBURG - Nicht Sehen aber angeleitet berühren. Nicht laufen aber gegenseitige Blicke wagen. Nicht hören aber gemeinschaftlich herstellen. Um Begegnung von behinderten und nicht behinderten Menschen ging es beim ersten Inklusions-Kochen des Referates Behindertenseelsorge im Bistum Limburg. Am Montag, 21. Juli, trafen sich drei Gruppen mit jeweils acht Teilnehmern, um gemeinsam ein drei Gänge Menü auf den Herd zu zaubern. Die professionelle Begleiterin an diesem Tag war Sarah Wiener, Fernsehköchin und Buchautorin. "Einen Tag lang gesunde Rezepte kochen, und die Begeisterung für schmackhafte, gesunde Ernährung wecken", war das Ziel von Jochen Straub, Referatsleiter der Behindertenseelsorge und Initiator des inklusiven Koch-Events. "Wir bringen Menschen unterschiedlichster Begabungen zusammen und helfen ihnen eigene Talente beim Blanchieren, Dünsten, Schälen, Schneiden und Würfeln zu entdecken", so Straub. Weitere Träger des Projektes sind die Katholische Erwachsenenbildung, das Amt für katholische Religionspädagogik, die Gehörlosenseelsorge in Limburg und die Lebenshilfe Limburg/Diez.

Gesund und nachhaltig

"Wir wollen achtsam zubereiten und achtsam essen. Und wir werden am Ende des Tages wissen, was wir zu uns nehmen. Die Hauptsache ist, dass wir mit Liebe und Geduld kochen und essen so bunt, wie es geht!", erklärte Sarah Wiener. Bevor es losgehen konnte, mussten sich alle Teilnehmer die Hände waschen und eine Schürze umbinden. Und Wiener ergänzte: "Zum Kochen brauchen wir außerdem kein Make-up und keine schöne Kleidung. Schlicht und einfach lassen wir uns auf die Vorgänge am Herd ein und Hilfsmittel bedürfen es nur wenig. Was wir brauchen ist ein ordentliches Rezept und Spaß an der Zubereitung". Ein Tisch mit unterschiedlichen Zutaten weckte anfangs die Vorfreude auf die bunte Vielfalt von Obst, Gemüse und frischen Garten-Kräutern. "Wir kochen entsprechend unserer elementaren Fertigkeiten. Während des Zubereitens gilt, dass wir uns gegenseitig helfen, wenn Hände nicht greifen, Augen nicht sehen, Ohren nicht auf die Anweisungen hören können. Ein Team von Begleitern hilft uns beim Schälen von Karotten, beim Dünsten von Zwiebeln für die Spaghetti mit Gemüse, beim Füllen der Nachtischkelche mit Blaubeeren. Alles geht Hand in Hand", bestätigte Bernd Weil, Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung in Limburg. 

Aufeinander abgestimmt

Die meisten der Teilnehmer begegneten sich zum ersten Mal. Ingrid Rössel-Draht vom Caritasverband für die Diözese Limburg war als Begleitung für den gehörlosen Teilnehmer Horst Fröhlich vom Gehörlosenverein St. Georg eingeteilt. Sie bestätigte nach ihrem Koch-Gang: "Wir kannten uns gar nicht, sind aber schnell zu einem Team zusammengewachsen. Jetzt habe ich sogar erste Anfänge der Gebärdensprache von Horst gelernt. Das macht mich glücklich. Es ist eine große Bereicherung während des Vorbereitens der Speisen langsamer zu werden und immer wieder darauf zu vertrauen, einander Hilfestellung zu leisten."

Gut zugänglich

Sowohl Teilnehmer, die in die Kochkunst Sarah Wieners eingeführt werden wollten, als auch Menschen, die bereits kochen konnten, fühlten sich in den Kochgruppen gut aufgehoben. Unterschiedliche Lernniveaus bezüglich der Herstellung des Essens blockierten niemanden. Jeder half entsprechend seiner Fähigkeiten mit. Die Räumlichkeiten des Dienstleistungsunternehmens im Bereich Catering und Event-Location Little Kitchen halfen zudem, das Kochen einfach und bequem zu gestalten. Auf Barrierefreiheit wurde überall geachtet, die Tische waren für die Rollstuhlfahrer unter den Gästen bequem zu erreichen und auch die benötigten Küchen-Utensilien waren gut auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt.  

Reich an Talenten

Die "Freude am gemeinsamen Kochen" kann als ein positiver Nebeneffekt des Projektes bezeichnet werden. Sarah Wiener blickte nach getaner Arbeit zufrieden in die Runde und bestätigte. "Ich bin begeistert, wie toll Ihr kochen könnt. Es ist schön, dass ich Eure Leidenschaft, mit der Ihr gekocht habt, teilen durfte. Kochen ist Liebe, ohne Worte. Das haben wir alle unter Beweis gestellt. Ich hoffe, Ihr werdet alle weiter kochen und Eure Talente ausbauen." Mit diesen Worten stimmte Sarah Wiener in den Hauptgang ein. Jochen Straub resümierte nach dem verspeisten Obstquark: "Der Tag hat bewiesen, dass es nicht nur darum gehen kann, Inklusion zu organisieren, sondern darum, uns als Menschen gegenseitig Wert zu schätzen." Ein Leitspruch, der sich wie ein roter Faden durch den Tag zog und für viel Begeisterung sorgte. (SFi)

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