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02.11.2014

Für eine Kultur des Lebens

Weihbischof Löhr predigt an Allerseelen

LIMBURG - Das Fest Allerseelen erinnert an die Verstorbenen und richtet den Blick nicht auf das Sterben. Dies hat Weihbischof Dr. Thomas Löhr am Sonntag, 2. November, im Hohen Dom zu Limburg betont. Themen wie aktive Sterbehilfe, Tötung auf Verlangen, organisierte Beihilfe zum Suizid oder die frei-verantwortliche Selbsttötung bestimmten zurzeit die gesellschaftliche Debatte, seien aber nicht die Stichworte an Allerseelen. "An Allerseelen richtet sich unser Blick zunächst einmal auf die Verstorbenen. Und das ist gut so. Ihnen, denen wir so viel verdanken, darf das Gedenken nicht versagt werden. Für sie beten und hoffen wir, ihr Vorbild spendet uns Trost", sagte Löhr.

Hoffnung auf ein Wiedersehen in der Ewigkeit

Oft sehe man das Leben der Verstorbenen vor sich, wenn man an Allerseelen die Gräber besuche. Man erinnere sich an viele frohe und gemeinsame Stunden, aber auch an leidgeprüfte Gesichter und von Schmerz gebeugte Körper. Man denke aber auch an ihr Sterben zurück. "Die Hoffnung auf ein Wiedersehen ist der tiefste Trost", so der Weihbischof. Die Hoffnung auf ein Wiedersehen in der Ewigkeit. Es sei wichtig, an dieses Ewige Leben zu glauben und sich in diesem Glauben gegenseitig zu bestärken. Auch wenn es um das Sterben gehe, müssten sich Christen auf das besinnen, was ihnen im Glauben eigen ist. "Es ist wichtig, dass verantwortungsbewusste Frauen und Männer in Politik und Gesellschaft für das Leben eintreten. Aber nicht alles, was uns Glaubenden unverzichtbar ist, lässt sich auch politisch durchsetzen", sagte Löhr.

Sterben ereignet sich in Beziehung zu Gott

An Allerseelen seien die Verstorbenen die Lehrmeister für Christen, wenn es um das Sterben gehe. Ihr gelebtes und im Leiden erprobtes Zeugnis, unterscheide sich von so vielen theoretischen Diskussionen. Das Sterben ereigne sich für Glaubende in Beziehung zu Gott und unterscheide sich von einem kühlen Begriff wie frei-verantwortlicher Suizid. Dieser Begriff, so Löhr, drücke eine letzte unentrinnbare Einsamkeit aus, die gläubige Erfahrung eine unverlierbare Gemeinschaft. "Gemeinschaft ist auch die Familie, die nächsten Angehörigen. Das Sterben ereignet sich im Miteinander, ist nicht nur souveräne Entscheidung eines isolierten Wesens", sagte der Weihbischof in Limburg. Es sei jedem Sterbenden zu wünschen, dass Menschen da sind, die Hilfe zum Leben geben bis zum letzten Augenblick. Damit er nicht durch die Hand, sondern an der Hand eines Menschen sterbe. Es sei der Auftrag von Christen, sich angesichts des Todes für eine Kultur des Lebens einzusetzen. "Es wird ein wesentlicher Beitrag von uns Glaubenden in all diesen Diskussionen sein, dass wir nicht bei den abstrakten Begriffen stehen bleiben, sondern diese ganz menschliche Erfahrung einbringen. Und das wir unsere Bereitschaft einbringen, den Sterbenden in ihren größten Ängsten beizustehen", so Löhr.

Menschliche Erfahrung in Debatten einbringen

Die Angst vor dem Sterben könne letztlich nie verdrängt werden. Die Kirche und viele Gläubige, haupt- und ehrenamtlich leisteten viel in Hospizen, Schmerztherapien, in der Palliativmedizin und in der Seelsorge. "Wir dürfen nicht nur zuschauen, wenn die Politik debattiert und die medizinische Ethik untersucht und forscht. Wir fügen die ganz menschliche Erfahrung hinzu", sagte Weihbischof Löhr. (StS)

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