14.04.2014
Gemeinsam auf dem Weg zum Christsein
WIESBADEN. - Sich als Erwachsene taufen zu lassen, das hatte sich Gabriele Haberl nicht allzu aufwändig vorgestellt. Einfach ins Pfarrbüro St. Bonifatius gehen, sagen: "Da bin ich, ich glaube an Gott und möchte getauft werden". Dass es dann doch nicht so einfach war, "weil der Glaube deutlich mehr beinhaltet", für diese Erfahrung ist die Krankenschwester heute sehr dankbar: "Ich möchte nichts von der ganzen Vorbereitung missen", sagt die 43- Jährige, "alles war super interessant." Sie ist eine der 15 erwachsenen Frauen und Männer, die sich in Wiesbaden auf den Weg zur Erwachsenentaufe gemacht haben. Dreizehn von ihnen werden in der Osternacht am 20. April die drei Sakramente Taufe, Firmung und Erstkommunion empfangen, erstmals an verschiedenen Orten. Acht Taufbewerber wie 2013 in St. Bonifatius sind für eine Kirche "das Limit", sagt Pfarrer Kirsten Brast, der sich über den unerwarteten Ansturm in diesem Jahr freut.
Für beide Seiten bereichernd
Zusammen mit Gemeindereferentin Bernarda Westrup ist er in Wiesbaden für die Betreuung der Taufbewerber zuständig: "Wir fahren zweigleisig", beschreibt er das besondere Angebot, das die katholische Stadtkirche den Bewerbern macht. Während in einem Glaubenskurs die wichtigsten theologischen Inhalte vermittelt werden, stehen den Taufbewerbern zugleich aus einem Kreis von Ehrenamtlichen jeweils persönliche Taufbegleiter zur Seite, "die ganz praktisch in das katholische Leben einführen", wie die Gemeindereferentin erklärt. "Das ist für beide Parteien sehr bereichernd.", sind die zwei überzeugt. Angelika Unbescheiden (44), Gemeindemitglied in der Pfarrei St. Bonifatius, kann das nur bestätigen. Gabriele Haberl ist bereits ihr zweiter Schützling nach der Premiere der "Taufbegleitung" im vergangenen Jahr und für sie steht fest: "Für mich ist das noch mal eine ganz andere Glaubenserfahrung."
Mit Glaubensfragen beschäftigt
In puncto Glauben könnten die beiden Frauen dabei nicht unterschiedlicher aufgewachsen sein. Während die Wiesbadenerin Unbescheiden von klein auf in der katholischen Kirche zuhause war und seit Jahren die Familientradition des ehrenamtlichen Engagements weiter führt, ist Gabriele Haberl in Ostberlin ohne jeden Religionsbezug groß geworden. Trotzdem zieht sich die Beschäftigung mit Glaubensfragen wie ein roter Faden durch ihr Leben. Angefangen habe sie damit bereits als Neunjährige, als ihr Großvater gestorben sei, erzählt sie. Als Erwachsene sei sie vor allem im Beruf, beim Arbeiten auf Intensivstationen, mit existenziellen Fragen konfrontiert worden, bis ihr Entschluss für die Taufe fest stand.
Jeder Schritt Neuland
Den Weg dahin nicht alleine gehen zu müssen, war ihr besonders wichtig, schließlich bedeutete jeder Schritt Neuland - nicht nur die Auftaktveranstaltung in Wiesbaden am ersten Advent und die Zulassungsfeier für alle Taufbewerber des Bistums im Limburger Dom, sondern auch der Besuch von Gottesdiensten, Singen und Beten mit dem Gesangbuch, das Aussuchen der Taufkerze. Beim großen Ereignis selbst am Ostersonntag in Christ König in Nordenstadt wird ihre Taufbegleiterin Angelika Unbescheiden auch ihre Taufpatin sein. Darüber ist sie froh, da sie ansonsten in der für sie intensiven Vorbereitungszeit ganz bewusst nur wenigen Menschen von ihrer Entscheidung erzählt hat. Trotzdem ist in ihrem Umfeld schon aufgefallen, dass sie sich positiv verändert habe: "Mir ist gesagt worden, ich sei in letzter Zeit viel ausgeglichener und ruhiger." Gabriele Haberl ist gespannt, was sich noch ergibt - aber in einem bereits sicher: "Das hier bringt mich auf jeden Fall weiter." (rei)
Für weitere Informationen: Pfarrer Kirsten Brast, Kath. Pfarrei St. Birgid, Tel.: 06122-2367, E-Mail: k.brast@st-birgid.de; Gemeindereferentin Bernarda Westrup, Pfarrei St. Bonifatius, Telefon: 0611/440982, E-Mail: b.westrup@bonifatius-wiesbaden.de.