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02.04.2014

Immer nur im Jetzt

Führungswechsel bei der Flughafenseelsorge Frankfurt

FRANKFURT.- Zwischen Ankunft und Abflug am Frankfurter Flughafen vergehen manches Mal Stunden. Stunden des Wartens und Ausharrens. Die Zeit jedoch, sie wird nicht langweilig. Hier ein Geschäftsbummel in einer der unzähligen Boutiquen. Dort ein kleiner Plausch mit einer der Angestellten am Service Point. Und zu guter Letzt der Griff zur Lektüre, die durchstöbert werden will. Über allem ein Geräuschpegel reger Betriebsamkeit. Ein Kontrastprogramm hierzu erwartet die Reisenden, wenn sie sich in den ersten Stock der Abflughalle B im Terminal 1 begeben. Hier, in der katholischen Flughafenseelsorge herrscht himmlische Ruhe. Zwischen der Erinnerung an das Gestern und der Idee eines Morgen bleibt hier Zeit für ein gutes Gespräch im Hier und Jetzt. Wer Trost oder Hilfe benötigt oder in spirituellen, ja religiösen Fragen einen Rat sucht, ist hier richtig.

Seelsorge in Teamarbeit

Ansprechpartner ist Pater Heinz Goldkuhle. Als neuer Leiter der katholischen Flughafenseelsorge hat er Pater Rolf Fuchs abgelöst, der vier Jahre auf Rhein-Main tätig war. Goldkuhle will in seinem neuen Amt offen sein für Menschen, die Unterstützung brauchen. Er ist sich sicher, dass er ein Stück Geborgenheit schenken kann, gerade dann, wenn das Leben schnell gehen muss. Er ist, wie er sagt, mit anderen Menschen auf dem Weg und begleitet sie im Glauben, im Leben und im Beruf. "Das Dach über allem ist für mich Präsenz!", betont er. Er grämt sich nicht, wenn die Arbeit der Seelsorge unterschiedlich aufgenommen wird. Und er blickt vertrauensvoll auf sein Team. Von Pater Aloyse Essono erhält er Unterstützung in der Seelsorge und Sabine Schremb hilft bei den anfallenden Sekretariatsaufgaben. Jeden Tag, auch samstags und sonntags, öffnet die Einrichtung und mit ihr die Kapelle ihre Tore. Jede und jeder ist eingeladen und willkommen, sich auf ein Gespräch einzulassen oder aber am täglichen Gottesdienst teilzunehmen, egal welcher Herkunft, welcher Hautfarbe und welcher religiösen Überzeugung. "Die Menschen am Flughafen orientieren sich nicht an Hinweisschildern, sondern suchen in Kommunikation ihren Weg", so Goldkuhle.

Manchmal kommen Besucher, deren Zeit sehr begrenzt ist. Dann kommt es noch mehr als sonst auf den richtigen Ton und das nötige Einfühlungsvermögen an, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. "Sie wollen, dass ihnen jemand zuhört, sich ihrer für kurze Zeit annimmt, um die Bandbreite ihres Lebens knapp aber vertrauensvoll zu skizzieren", bekräftigt Pater Goldkuhle. Vielleicht haben sie Probleme bei der Arbeit, oder eine Krankheit erschwert ihnen das Leben - für all das hat der Pallottiner ein offenes Ohr. Er nutzt es, um den Menschen das Gefühl zu geben, für einen Moment nicht alleine zu sein. Er ist eine Art "stiller Begleiter", der sich der Sorgen seiner Mitmenschen annimmt.

Facetten der Aufgaben

Langezeitbeziehungen entstehen am Flughafen eher zu den Angestellten. Immerhin arbeiten dort rund 78.000 Menschen. Da fällt alles an, was das Leben an Facetten zu bieten hat. "Seelsorge für die Angestellten des Flughafens" nennt Pater Goldkuhle dieses Aufgabengebiet. Hinzu kommen die Flüchtlingsseelsorge und die Begleitung bei der Abschiebebeobachtung. Seit Mai 2006 arbeiten zwei Mitarbeiterinnen als Abschiebungsbeobachterinnen am Frankfurter Flughafen. Sie sind bei Abschiebungen zugegen und übernehmen Vermittlungsfunktion zu allen am Abschiebungsprozess Beteiligten. Pater Goldkuhle arbeitet eng mit ihnen zusammen.

Acht bis zehn Jahre, so kann sich der gebürtige Koblenzer vorstellen, will er das neue Amt bekleiden. Der Ausblick auf diese Zeit stimme ihn froh. Goldkuhle bekräftigt: "Meine Aufgabe ist in erster Linie Sozialdienst - ein Dienst des Trostes und der Ermutigung im Auf - und Ab des Flugverkehrs." (SFi)

Vita

Goldkuhle wurde 1950 in Koblenz geboren. Nach einer Lehre als Hotelkaufmann und Anstellungen in Koblenz und Idar-Oberstein im Hotelgewerbe holte er das Abitur nach und trat 1978 bei den Pallottinern ein. 1980 begann er ein Philosophie- und Theologiestudium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner in Vallendar. Als Pfarrer war Goldkuhle in Westfalen eingesetzt, arbeitete als Jugendseelsorger und in der Klinikseelsorge. Zuletzt engagierte er sich als Hausrektor im Provinzialat der Pallottiner in Friedberg.

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