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26.05.2014

Poplava u BiH – Flut in Bosnien-Herzegowina

Junger Frankfurter berichtet von der Hochwasserkatastrophe

Seit dem vergangenen Sommer leistet der Frankfurter Abiturient Jonathan Rammé einen Freiwilligendienst in Bosnien-Herzegowina, dem Partnerbistum des Bistums Limburg. Hier berichtet er von der Flutkatastrophe in Südosteuropa und dem, was er darüber vor Ort erfahren hat:

SARAJEVO/Frankfurt.- "Es war ein schweres Jahr für Bosnien-Herzegowina (BiH) und dabei hat es gerade erst angefangen. Zu Beginn dieses Jahres kam es zu politischen Unruhen, da das Land durch das komplizierte politische System und die zunehmende Korruption wie gelähmt ist. Alleine 80 % der Staatseinnahmen sollen in die Bürokratie fließen. Soziale Unterstützung von Seiten des Staates, wie wir es aus Deutschland kennen, ist hier nur eine Utopie. BiH hat eine der größten Jugendarbeitslosigkeit in ganz Europa und das Land ist immer noch damit beschäftigt, die Schäden des Krieges zu beseitigen. Es gibt immer noch tausende Minenstandorte, die ungeklärt sind.

Und nun trifft die Region auch noch die schlimmste Überflutungskatastrophe seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen. Nicht nur BiH, auch Serbien und der Norden Kroatiens sind von den apokalyptischen Regenfällen stark betroffen. Die Überschwemmung unterscheidet nicht zwischen den verschiedenen Konfessionen. Jemand hat sogar gesagt, dass es den Krieg wahrscheinlich nicht gegeben hätte, wenn es diese Überflutung vor 25 Jahren gegeben hätte. Man weiß es nicht, doch die Not schweißt die Menschen, über die ethnischen Grenzen hinweg, zusammen.

Hier in BiH haben viele Menschen sehr viel verloren und der Staat ist nicht souverän und handlungsfähig genug, die Verluste der Zivilbevölkerung aufzufangen, geschweige denn, eine sinnvolle Katastrophenbewältigung auf die Beine zu stellen.

Eine Mitfreiwillige war in ihrer Einsatzstelle in Maglaj, einem Ort, der stark von der Überflutung getroffen wurde. Sie war zusammen mit ein paar Nachbarn tagelang in ihrem Haus im zweiten Stock eingesperrt, bis sie evakuiert wurden.

Die Flut kam ohne Vorwarnung

Von ihr habe ich viel über das Ausmaß der Überflutung erfahren. Sie kam unerwartet und ohne Vorwarnung. In der Nacht stieg das Wasser an, berichtete sie, und es habe nicht aufgehört. In mehreren Tagen soll so viel Wasser gefallen sein, wie normalerweise in mehreren Monaten fällt. Es gab kein Trinkwasser, Strom, Internet oder eine Telefonverbindung.

Viele Bauern haben ihre Lebensgrundlage verloren, da die Überflutung das Vieh mit sich gerissen hat. Diese toten Kadaver liegen jetzt überall herum und es besteht die Gefahr, dass Seuchen und Viren sich ausbreiten. In Doboj, wo das Wasser vier Meter hoch stand, sei ein Gefängnis nicht evakuiert worden, weswegen die Insassen alle gestorben seien sollen. In der Papierfabrik von Maglaj sollen giftige Chemikalien ins Wasser gelangt sein. Im Dorfzentrum von Maglaj wurde eine Granate angeschwemmt und es ist zu vermuten, dass sich viele der unbekannten Minenstandorte verschoben haben. Jeden Tag hört man von einem neuen Unglück.

Hier bei mir in Sarajevo ist die Lage einigermaßen normal. Während der Überschwemmung waren nur wenige Teile von Sarajevo betroffen. Die Menschen hier tun viel um die Bewohner der betroffenen Regionen zu unterstützen. Besonders bei meiner Arbeitsstell,  der Caritas, kommen jeden Tag Lebensmittel, Kleidung und andere Hilfsmittel an. Jeden Abend um 19 Uhr versammeln sich Freiwillige, die die Güter in Lastwagen verfrachten, die dann am nächsten Morgen in die Krisenregionen fahren. Die Beteiligung ist sehr groß.

Viele Häuser sind nicht zu retten

Bei der Fahrt nach Maglaj war ich auch dabei und konnte mir selbst ein Bild machen. Die Straßen und die Erdgeschosse der Häuser waren mit einer dicken Schlammschicht bedeckt und an den Zäunen und Bäumen hing überall Müll. Doch die Stimmung schien optimistisch zu sein, es wurde aufgeräumt. Doch von meiner Mitfreiwilligen aus Maglaj habe ich erfahren, dass diese anfängliche Motivation wieder nachgelassen habe, da das Ausmaß der Überschwemmung jetzt erst sichtbar wurde. Zunächst dachten die Menschen, sie könnten ihre Häuser sauber machen, reparieren und retten, doch die Wände und Böden haben sich mit dem Wasser vollgesaugt und Schimmel macht sich breit. Die Häuser müssen abgerissen werden und die Bewohner stehen vor dem Nichts.

Das Land kann so eine Katastrophe nicht auffangen und eine Versicherung kann sich hier niemand leisten. Hilfe von der EU lässt auf sich warten. Bitte unterstützen Sie die Menschen hier, jeder Kleinstbeitrag zählt. Es gibt viele Hilfsorganisationen in Deutschland, die die Menschen hier unterstützen. Schließen Sie sich ihnen an oder tun Sie selbst etwas. Die Leute hier sind auf Ihre Hilfe angewiesen!" (Jonathan Rammé)

Spenden können direkt an Caritas international überwiesen werden, die zentrale Katastrophenhilfe der Caritas, die in engem Kontakt steht mit den Caritasverbänden in Ost-Europa und bereits vor Ort im Einsatz ist. Unter dem Stichwort "Fluthilfe Osteuropa" nimmt Caritas international in Freiburg auf dem Konto 202 bei der Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe (BLZ 660 205 00) Spenden entgegen.

(IBAN Nr.: DE88 6602 0500 0202 0202 02 / BIC: BFSWDE33KRL)

Auch Onlinespenden sind möglich unter <link https: www.caritas-international.de spenden _blank>www.caritas-international.de/spenden.

Wer gezielt für die Flutopfer in Bosnien spenden möchte, kann seine Spende auf ein Sonderkonto des Caritasverbands Frankfurt e. V. überweisen unter dem Stichwort „Fluthilfe Caritas Sarajevo“, Konto 381 801 3333, BLZ 550 20 500.

(IBAN: DE79 550 20 500 381 801 3333 / BIC: BFSWDE33MNZ)

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