23.12.2014
Sein Zepter ist Barmherzigkeit!
LIMBURG - Der neue "Eulenfisch" ist da! In gewohnt akzentuierter und pointierter Weise geht er dieses Mal der Frage nach Barmherzigkeit nach. Der Barmherzigkeit, als Schlüsselbegriff des Evangeliums und Glutkern des Glaubens. Der Barmherzigkeit, wie sie als Leitmotiv, die Bischofssynode in Rom mitbestimmte und der Barmherzigkeit, wie wir sie im Alltag, im Religionsunterricht in der Schule und in der Kunst präsentiert bekommen.
"Misericordia" heißt das lateinische Original von "Barmherzigkeit". Tugendhaftigkeit wird damit in Verbindung gebracht. Eine Wertschätzung für jedermann, der sich barmherzig zeigt. Dabei geht es nicht nur um das Verteilen von Almosen im Sinne von: "Ich zeige mich mit meinen Mitmenschen barmherzig, zeige mich solidarisch!" Nein. Es geht um Gerechtigkeit und Zuwendung, wie uns Kardinal Walter Kasper in einem Gespräch mit Evelyn Finger, die ZEIT, verrät. Ihm geht es darum, sich Zeit zu nehmen für diejenigen, die sich nicht durchsetzen können: "Zeit haben, so Kasper, ist ein großes Werk der Barmherzigkeit in unserer aufgeregten Welt. Sonst wachsen geistige und geistliche Armut, Beziehungsarmut, Orientierungslosigkeit." Nur ein wenig Barmherzigkeit noch, und Gottes Nähe wird spürbar. Ähnlich bedeutungsschwer proklamiert es auch Schwester Raphaela Brüggenthies, OSB, Benediktinerin der Abtei St. Hildegard in Eibingen am Rhein. An Gottes Barmherzigkeit dürfe man niemals verzweifeln. Trost und Barmherzigkeit seien eine Seite der gleichen Medaille. Beide eröffneten einen Raum, in dem der Glaube und die Hoffnung sich spiegelten.
Das Titelbild des neuen Eulenfisch stammt von den Berliner Illustratoren Alexandra Kardinar und Volker Schlecht. Sie haben sich den sieben Werken der Barmherzigkeit genähert, die sie ausschließlich durch Gesten und Hände darstellen. Dadurch finden sie einen exemplarischen Ausdruck für die Tugend der Misericordia. Eine Hand eines Gefangenen mit Handschellen, eine Hand eines Durstigen, der Wasser in seiner gewölbten Hand sammelt. Eine Hand eines Bettlers, oder die Hand, die Erde streut, hier als Symbol für ein barmherziges Werk, Tote zu begraben. "Manchmal erscheinen die Hände mir jetzt als das geistigste, sprechendste Teil eines Menschen in der Anschauung" - so der Schriftsteller Botho Strauß in seinen soeben erschienenen Erinnerungen mit dem Titel "Herkunft". Dieser berührende Gedanke verschmilzt mit dem Titelbild über die sieben Werke der Barmherzigkeit. Ja, er greift sie künstlerisch sogar auf und verdichtet den appellierenden Grundgedanken des halbjährlich erscheinenden Limburger Magazins für Religion und Bildung: "Es geht darum aufzuzeigen, dass Menschen füreinander bzw. für das Leid und die Not anderer ein Herz haben." (SFi)