11.03.2014
St. Leonhard: Kleinod mit großem Förderbedarf
FRANKFURT.- Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert die Restaurierung der bedeutenden St. Leonhardskirche am Mainufer mit 40.000 Euro. "Die St. Leonhardskirche hat eine herausragende historische Stellung, die durch die Funde im Rahmen der Sanierungsarbeiten noch unterstrichen wurde. Daher schätze ich das Engagement der Deutschen Stiftung Denkmalschutz für die St. Leonhardskirche besonders“, sagt Kirchendezernent Uwe Becker. Im Februar 2011 hatte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Projekt bereits mit einer Förderung über 50.000 Euro bedacht.
Bei den seit 2011 laufenden Sanierungsarbeiten konnte unter der nördlichen Seitenapside in zwei Metern Tiefe ein Stück des romanischen Vorgängerbaus ausgegraben werden. Auch war es möglich, Bauteile eines weiteren, noch älteren Gebäudes nachzuweisen. In der zum Main gelegenen Seitenapside wurde eine als Sensationsfund geltende Figurengruppe aus der Spätgotik, die drei klagende Menschen darstellt, gefunden. Beim weiteren Ausgraben des bisherigen Kirchenbodens wurde ein „Atzmann", eine steinerne, fast mannsgroße Figur, ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert, freigelegt. Der „Atzmann“ stand vermutlich in der Nähe des Altars und trug die Bibel oder liturgische Bücher. Auch konnten Reste einer Wandmalerei gefunden werden, die auf die frühere Außenmauer der Sakristei aufgemalt waren. "Fördergelder sind angesichts der angespannten Haushaltslage der Stadt ein unverzichtbarer Beitrag“, sagt Uwe Becker. „Die St. Leonhardskirche ist eines der bedeutendsten und beeindruckendsten Denkmäler der Stadt Frankfurt.“
Wegen der herausragenden Ergebnisse der archäologischen Grabungen an der St. Leonhardskirche sind zusätzliche technische Arbeiten erforderlich. Notwendig waren außerdem Arbeiten zum Abbau eines Schimmelpilzbefalls im Grabungsbereich. Insgesamt müssen hierfür Aufwendungen in Höhe von rund 266.000 Euro erbracht werden. Hierbei handelt es sich um den aufwändigen Abbau und die Entsorgung des Schimmelpilzbefalls, die notwendige Beauftragung eines Sachverständigen, die Putzsicherungen und Schutzabdeckungen im Grabungsbereich und den angrenzenden Wand- und Gewölbeflächen sowie den Einbau einer ersten Verfüllung im Grabungsbereich des Kirchenschiffs zur Vermeidung eines erneuten Schimmelpilzbefalls.
Zweite Frankfurter Stiftskirche
Die St. Leonhardskirche ist eine der Dotationskirchen, die den Zweiten Weltkrieg ohne größere Schäden überstanden hat. 1219 war sie als spätromanische Basilika errichtet und später gotisch umgebaut worden. Gemessen an ihrer historischen Bedeutung wurde sie bisher zu wenig beachtet. Für ihren Bau schenkte der Stauferkönig Friedrich II. der Stadt das Grundstück, was aus einer Urkunde aus dem Jahr 1219 hervorgeht. St. Leonhard ist nach dem Dom die zweite Stiftskirche Frankfurts. In dieser Urkunde wird die Stadtgemeinde erstmals in ihrer Gesamtheit erwähnt und unter kaiserlichen Schutz gestellt.
Die erhaltenen spätromanischen Teile sind nach der im Kern karolingischen Justinuskirche in Höchst und der hochromanischen Saalhofkapelle die ältesten sichtbaren Teile einer Kirche in Frankfurt. Ab 1425 wurde der spätgotische Chor nach Osten zwischen den beiden Türmen angebaut, der nach einem Entwurf des international bekannten Dombaumeisters Madern Gerthener konzipiert war. Einige Jahre danach wurden sie mit einer spätgotischen, fünfschiffigen Hallenkirche überbaut. Auch die beiden romanischen Portale wurden durch diese Erweiterungen in das Kircheninnere verlegt.
Von 2005 bis 2008 wurde das Äußere der St. Leonhardskirche aufwändig saniert, die Kosten lagen bei rund 3 Millionen Euro. Zurzeit wird noch das Innere der Kirche, voraussichtlich bis 2015, saniert. Die Gesamtkosten für die Innensanierung liegen bei rund 8,3 Millionen Euro. (pia)