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03.08.2014

Stadtdekan fordert "Schutz" für Frankfurter Juden

Angriffe auf Juden sind Angriffe auf Katholiken

FRANKFURT.- „Sicherheit, Schutz und Liebe“ fordert der katholische Stadtdekan von Frankfurt, Johannes zu Eltz, für die Juden in Frankfurt. Angesichts der jüngsten Übergriffe auf jüdische Mitbürger und antisemitische Äußerungen und Drohungen bat zu Eltz in seiner Predigt am Sonntag, 3. August, im Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus, die katholischen Gläubigen „eindringlich, die jüdische Gemeinde in Frankfurt und die Frankfurter jüdischen Glaubens konkret zu unterstützen, öffentlich für ihr Recht auf ein unbehelligtes und ungeängstigtes Leben in Frankfurt einzutreten und sich zur Not aktiv und offensiv vor sie zu stellen.“ 

Zu Eltz unterstrich, wer Juden in Frankfurt angreife, greife die Katholiken Frankfurts an. Die Katholiken müssten mit den Juden „teilen, was wir haben, nämlich Sicherheit, und ihnen geben, was sie brauchen, Schutz und Liebe!“ Als jüngere Brüder und Schwestern des Judentums müssten Christen den Juden jetzt tatsächlich Geschwister sein, „die in der Not zusammenrücken und auf die man sich wirklich verlassen kann.“  

Der Stadtdekan erzählte auch von dem Traum, was passiert wäre, wenn sich ab 1933 die 100.000 Katholiken Frankfurts „ernstlich neben und vor und hinter ihre jüdischen Mitbürger gestellt hätten, und ernstlich gegen ihre Häscher und Mörder“: Dann wären womöglich nicht 30.000 von ihnen verfolgt und gequält und am Ende deportiert und ermordet worden. Heute gebe es 150.000 Katholiken in Frankfurt, aber nur noch wenige Juden. Wenn sie heute in Frankfurt wieder Angst bekämen, auf die Straße zu gehen, dann sei dies „Anlass und Auftrag“ sich für sie einzusetzen: „Das ist unsere zweite Chance. Eine dritte bekommen wir nicht“, appellierte zu Eltz an die Christen der Stadt. 

Zweifellos stünden die  Ausbrüche von gewaltsamem oder gewaltbereitem Judenhass in Frankfurt, so zu Eltz, in Zusammenhang mit dem Konflikt im Gazastreifen, zu dem sich natürlich auch Juden und Muslime in Frankfurt mit Leidenschaft verhielten. Katholischen Christen hierzulande sei es völlig unbenommen, sich dazu unterschiedlich zu positionieren und zu äußern: Aber „was katholische Christen nicht können, ist, den unseligen Konflikt im Gazastreifen zum Vorwand zu nehmen, um Ausbrüche von Judenhass in Frankfurt zu relativieren und durch Gleichgültigkeit oder gar Feindseligkeit den jüdischen Mitbürgern gegenüber den Tätern das Geschäft zu besorgen.“ (dw) 

Im Anhang finden Sie den Wortlaut der Predigt

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