14.12.2014
Standortbestimmung im Advent
LIMBURG - Weihbischof Manfred Grothe, der Apostolische Administrator für das Bistum Limburg hat die ersten neun Monate in der Diözese vor allem auch dafür genutzt, um zu hören und um die Diözese, die Verwaltung, die Gremien, Beratungswege und die Bezirke kennenzulernen. Dies schreibt Grothe in einem Brief an alle Gläubigen im Bistum Limburg zum dritten Advent. "Als Christen im Bistum Limburg blicken wir auf bewegende und herausfordernde Monate zurück", so Grothe. Nun sei es ruhiger geworden um das Bistum Limburg und es bestimme nicht mehr die Schlagzeilen der Medien.
Gemeinsam seien schon wichtige Schritte auf einem Weg der Neuausrichtung getan worden. Verschiedene Gremien hätten den Mut zur Selbstbestimmung und zur Korrektur aufgebracht. "Vieles ist klarer und sichtbarer geworden, manches wird aber auch noch Zeit brauchen. Ich bin zuversichtlich, dass uns gemeinsam der Einstieg in einen Neubeginn gelingen kann, und ich spüre, dass Vertrauen erneuert wird", so der Apostolische Administrator. Dabei denke er besonders auch an die Frauen und Männer, die sich in den zurückliegenden Auseinandersetzungen zurückgezogen oder auch eine offene Auseinandersetzung riskiert haben. "Ich wünsche mir, dass unser Bistum immer mehr zusammenwächst und zu einem gesunden Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zurückfindet. Aus der Freude am Glauben können wir die Kraft schöpfen, um den Menschen die liebende Nähe des lebendigen Gottes kraftvoll zu bezeugen", schreibt Weihbischof Grothe.
Neuordnung der Verwaltung
Im kommenden Jahr wird der Administrator die Neuordnung der Vermögensverwaltung der Diözese fortsetzen. Mit Blick auf das Kirchenrecht soll der Diözesanvermögensverwaltungsrat in anderer Besetzung installiert werden. Ziel dabei sei eine klare und eindeutige Verteilung der Verantwortung bei der Verwaltung durch das Bischöfliche Ordinariat und bei deren Aufsicht und Kontrolle. Durch eine Besetzung mit externen Persönlichkeiten soll bei Wahrung der Aufgaben des Kirchensteuerrates eine größere Unabhängigkeit erreicht werden. Überarbeitet werden soll auch das Statut des Bischöflichen Stuhls.
Einen besonderen Dank richtet Weihbischof Grothe an die mehr als 100 Anruferinnen und Anrufer, die das Gesprächsangebot für Ehrenamtliche und Hauptamtliche, das es von September bis Ende November gab, genutzt haben. "Sie haben mir durch Ihre Rückmeldungen die Möglichkeit gegeben, Einblick in Ihr Denken und Fühlen zu nehmen und besser zu verstehen, wie Sie die vergangenen Jahre erlebt haben", so Grothe. In den kommenden Monaten sollen die Anrufe und Stellungnahmen dieses Angebotes ausgewertet werden. Diese Auswertung soll dem Apostolischen Administrator weitere wichtige Hilfen geben, um das Geschehene zu bearbeiten und aus ihm zu lernen.
Pfarreiwerdungsprozess geht weiter
Der Pfarreiwerdungsprozess wird im kommenden Jahr fortgeführt: Zum 1. Januar werden neun neue Pfarreien im Bistum gegründet. Zusammen mit den bereits 14 bestehenden Pfarreien neuen Typs ist damit die Hälfte der künftigen 45 neuen Pfarreien gegründet. Die Pfarrei neuen Typs sei über das Stadium von Plan und Prognose hinaus bereits vielerorts konkrete Wirklichkeit und eine erste Antwort auf die Veränderungen und Herausforderungen des kirchlichen Lebens. "Ich möchte gemeinsam mit dem Bistum, mit den kurialen und synodalen Gremien den eingeschlagenen Weg weitergehen. Der Prozess als Ganzes kann nicht rückgängig gemacht und nicht gestoppt werden. Gleichwohl sind die Fragen der Menschen in den Pfarreien und Bezirken zu hören und gut zu bedenken", schreibt Grothe. Er könne die Bedenken, die mit einem solchen Veränderungsprozess verbunden seien, verstehen und sehe auch so manche Hürde, die im Dialog und im Miteinander zu überspringen sei. Nach räumlicher Neuordnung des Bistums müssten im kommenden Jahr auch Perspektiven entwickelt und vermittelt werden, die zeigten, wie Seelsorge in den Pfarreien neuen Typs möglich ist und gelingen könne.
Intensiv hat sich eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Gremien Gedanken über eine Nutzung des Gebäudeensembles auf dem Domberg in Limburg gemacht. "Wir wollen die kommenden Monate dafür nutzen, das Haus zu öffnen und zu entmythologisieren", so der Apostolische Administrator. Deshalb werde es Führungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für Gruppen aus dem Bistum geben. Geplant sei auch, dass die Räumlichkeiten für Konferenzen und Sitzungen verschiedener Gremien genutzt würden. Es könne auch Ausstellungen, theologische sowie andere kulturelle Veranstaltungen im Bischofshaus geben.
Zeit für einen folgenden Neuanfang gestalten
Ungewiss ist zurzeit noch, so Grothe, wann die Wahl eines neuen Bischofs von der Bischofskongregation in Rom angestoßen wird. "Der Heilige Vater möchte, dass ich als Ihr Apostolischer Administrator noch eine Weile im Bistum Limburg bleibe und die Sedisvakanz mit Ihnen für einen dann folgenden Neuanfang gestalte", schreibt Grothe. In der ersten Jahreshälfte werde er die beiden freien Sitze im Domkapitel neu besetzen und so das Domkapitel für eine Wahl zu gegebener Zeit vervollständigen.
Nicht nur das Bistum, sondern auch die Gesellschaft stände im neuen Jahr vor großen Herausforderungen. "Wir diskutieren über Sterbehilfe und assistierten Suizid und sehen uns als Christen in der Aufgabe, immer wieder neu die Würde des Menschen in allen Lebensphasen zu betonen. Wir leisten der Gesellschaft einen unverzichtbaren Dienst", so Grothe. Auch die Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, und diejenigen, die auf der Flucht nach Deutschland kommen, dürften nicht aus dem Blick verloren werden. "Als Kirche von Limburg werden wir uns daher weiter für eine Willkommenskultur für Flüchtlinge einsetzen und die uns möglichen finanziellen sowie personellen Ressourcen bereitstellen, um unseren Nächsten nicht nur ein Zuhause, sondern ein Stück Heimat zu geben", so Weihbischof Manfred Grothe. (StS)
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