03.04.2015
Aus Liebe zu den Menschen
LIMBURG - Am Karfreitag (3. April) um 15 Uhr, der Todesstunde Jesu, haben sich mehrere hundert Gläubige im Hohen Dom zu Limburg versammelt, um gemeinsam mit Weihbischof Dr. Thomas Löhr und dem Domkapitel an das Leiden und Sterben Jesu Christi zu erinnern. In der Liturgie sang der Domchor unter der Leitung von Domchordirektorin Judith Kunz die Leidensgeschichte (Johannespassion), die Gläubigen verehrten das heilige Kreuz und beteten für die Anliegen der Kirche und der Welt.
Kreuz ist Ort der Hingabe
Der Glaube an das Kreuz als Zeichen der Erlösung ist nicht leicht und der Vorbehalt gegenüber dem Kreuz ist so alt wie das Christentum. Dies machte Weihbischof Löhr in seiner Predigt deutlich. Viele denken mit Blick auf das Kreuz an Folter, Leiden, Tod oder Gewalt. "Es ist die bleibende Versuchung des kirchlichen Lebens, der Pastoral und der Verkündigung, das Kreuz nicht vorkommen zu lassen", sagte Löhr. Christen gehe es jedoch gar nicht so sehr um das Kreuz, sondern um den Gekreuzigten, um Christus und sein Leiden. Aus Liebe zu den Menschen habe er Geißelung und Dornenkrone, Leiden und Sterben und das schwere Kreuz auf sich genommen. "Das Kreuz ist nicht literarisches Motiv, nicht Mythos, Märchen oder Fabel", erklärte Löhr. Es sei der Ort der Hingabe Jesu und zugleich der grauenvolle Alltag unserer Epoche.
Auf schmerzliche Weise werde das Kreuz zurzeit wieder neu Wirklichkeit. Christen weltweit würden verfolgt und dies nicht zufällig, sondern um ihres Glaubens willen. Für sie alle sei Nachfolge Christi das Mitgehen bis ans Kreuz. Auch der Alltag jenseits von Verfolgungen und Kriegen kenne das Kreuz: Krankheit und Trauer, Unglück und Tod. Manchmal fülle es die Schlagzeilen, wie der schreckliche Flugzeugabsturz. Meist sei es jedoch ganz persönlich und betreffe die einzelne Familie. Wie sei da das Bekenntnis zum Gekreuzigten noch möglich? "Das Kreuz wird durch Christus gewandelt", so Löhr. Diese Wandlung geschehe durch die liebende Hingabe Jesu, die es ermögliche, dass am Karfreitag gebetet werden könne. "Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung."
Sünde und Tod sind besiegt
"Du verblutest an den Wunden deiner Opfer!", zitierte Löhr aus dem historischen Roman Kaiserin Konstanze von Henry Benrath. Mit diesem Vers schleuderte die Kaiserin ihrem Ehemann, einem gewalttätigen Herrscher, die Wahrheit ins Gesicht. Nicht nur die Opfer verbluteten, sondern auch die Täter. "Die Welt verblutet an den Wunden der Opfer: der Opfer von Hass und Gewalt der einen, der Opfer der Gleichgültigkeit der anderen", sagte Weihbischof Löhr. Nur wo Hass durch Liebe überwunden werde, wo Gleichgültigkeit sich in liebende Sorge verwandle, wo Schuld auf Vergebung hoffe, könne die Welt leben. Der leidende Christus habe am Kreuz Sünde und Tod besiegt, damit Vergebung möglich werde und der Mensch heute leben könne. (StS)
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