19.03.2015
Die Nöte der Ausgegrenzten erkennen
FRANKFURT.- Ungerechte Strukturen benennen, aktiv für die Würde und die Rechte von Menschen und Gruppen eintreten? besonders derer, die ?am Rande? leben, und bewusst mit den Ressourcen der Schöpfung haushalten. Das sind konkrete Ausdrucksweisen der Missionsärztlichen Schwestern, eines katholischen Frauenordens, der "eine heilende Präsenz am Herzen einer verwundeten Welt und Schöpfung" leben will. Am Ostermontag, 6. April, steht der Frankfurter Niederlassung der Ordensfrauen ein besonderes Fest ins Haus. Schwester Mariotte Hillebrand legt die sogenannte Ewige Profess ab. Mit den anstehenden Ewigen Gelübden verspricht sie, lebenslänglich in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam nach den Konstitutionen der Missionsärztlichen Schwestern zu leben.
Sr. Mariotte stammt aus Bad Waldsee in Oberschwaben. 2006 trat sie nach ihrem Studium der Sozialen Arbeit und der Theologie bei den Missionsärztlichen Schwestern ein und legte 2008 ihre ersten Gelübde auf Zeit ab. Sie arbeitet als Pastoralreferentin in Frankfurt, im internationalen Stadtteil Gallus. Was motiviert eine junge Frau zu einem solchen Leben? Schwester Mariotte sagt dazu: „Mein Herz brennt für die bedingungslose Liebe Gottes zu uns Menschen, die ich selbst in dunklen und schwierigen Momenten meines Lebens erfahren durfte. Immer wieder wurde mir auf meinem Lebensweg Heilung - auch meiner eigenen Lebenswunden - geschenkt.“ Die „Nöte der Armgemachten und Ausgegrenzten am Rande der Gesellschaft“ bewegten sie besonders, betont Sr. Mariotte.
Internationale Ordensgemeinschaft vor 90 Jahren gegründet
Die Missionsärztlichen Schwestern sind eine internationale Ordensgemeinschaft in der römisch-katholischen Kirche. Sie wurde 1925 von der Österreicherin und Ärztin Dr. Anna Dengel gegründet. Diese war zuvor Ärztin in Indien, wo sie mit muslimischen Frauen arbeitete, die sich nicht von einem männlichen Arzt behandeln lassen durften. Diese Not berührte sie sehr, denn viele Frauen starben ohne ärztliche Hilfe. Anna Dengel sah hier einen Anruf des Evangeliums und der Mission. Dafür wollte sie letztlich leben. Dies aber ging in der damaligen Zeit nur als Ordensfrau. Jedoch gab es kirchenrechtlich damals noch keinen Weg für Ordensfrauen, die volle Medizin mit dem Ordensleben zu verbinden. In einer Zeit der "Dunkelheit und des Suchens" vertraute sich Anna Dengel einem Jesuiten in Innsbruck an, der sie in Exerzitien begleitete. Während dieser Zeit wuchs ihr Wunsch, eine eigene Gemeinschaft zu gründen.
Diesen Schritt realisierte sie 1925 in den USA. Mit ihrer zunächst kleinen Gemeinschaft der „Medical Mission Sisters“ (MMS) warb sie dort für die ganz neue ?missionsärztliche Idee? ? nach Afrika, Asien und Südamerika zu gehen und die Botschaft Jesu, der die Kranken heilt, zu leben. Anna Dengel hielt engen Kontakt mit Rom, wo schließlich aufgrund ihrer Beharrlichkeit das Kirchenrecht 1936 geändert wurde und es Ordenschristen erlaubt war, die volle Medizin auszuüben.
Weltweit aktiv
Zu den Missionsärztlichen Schwestern gehören heute weltweit 540 Schwestern und 100 assoziierte Mitglieder. Sie kommen aus 24 Nationen und arbeiten derzeit in 17 Ländern. In der konkreten „Mission“ vor Ort ist es wichtig, dass die Arbeit immer eine Antwort auf die Nöte der Zeit ist, gemäß dem Wort ihrer Gründerin: „Das Unmögliche von heute ist die Arbeit von morgen. Wir müssen uns den Nöten anpassen, die Nöte werden sich nicht uns anpassen. Wir dürfen uns niemals scheuen uns zu ändern falls nötig.“
Der Einsatz für eine gerechte Welt ist ein wesentlicher Bestandteil der heilenden Mission der Missionsärztlichen Schwestern. In Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten setzen sie sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ein.
Seit 1985 in Frankfurt
In Deutschland leben die Schwestern in Frankfurt, Berlin und im Ruhrgebiet. Sie arbeiten als Krankenschwestern, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Therapeutinnen und Seelsorgerinnen. Die ursprünglich medizinische Ausrichtig der Heilung hat sich so um viele Aspekte erweitert.
Seit 1985 gibt es auch Niederlassungen der MMS In Frankfurt. Zuerst am Dom, dann 14 Jahre in Eschersheim, seit 1998 dann in der Nordweststadt und später in Bornheim. In Frankfurt arbeiten die Schwestern im Feld der Armutsmedizin mit Obdachlosen, in Krankenhäusern, in der Pastoral mit Migrantinnen und Migranten, im Meditationszentrum Heilig Kreuz und in seelsorglicher Begleitung.
Am Ostermontag, 6. April, wird Schwester Mariotte Hillebrand ihre Ewigen Gelübde bei den Missionsärztlichen Schwestern in Frankfurt ablegen. Der Festgottesdienst ist um 13.00 Uhr in der Kirche Heilig Kreuz, Zentrum für christliche Meditation und Spiritualität, Ketteler Allee 45.