21.03.2015
Es geht ums Ganze
MONTABAUR - Kein Tag wie jeder andere für Stefan Salzmann: Durch Handauflegung und Gebet von Weihbischof Dr. Thomas Löhr ist der 34-jährige Theologe am Samstag, 21. März, in der Pfarrkirche St. Peter in Ketten in Montabaur feierlich zum Diakon geweiht worden.
Im Dienst der Verkündigung dürfe es nicht darum gehen, sich selbst zu inszenieren, denn dies ich nicht im Sinn des Evangeliums und nicht im Sinn der Menschen. "Wir verkündigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn. Er ist Ausgangspunt und Ziel der Verkündigung, er ist ihr Mittelpunkt und ihr wesentlicher Inhalt", sagte Weihbischof Löhr in seiner Predigt. Jeder Diakon und jeder Priester sei bevor er Amtsträger werde selber Christ, Glaubender, Suchender und ein Fragender. Er müsse sich zuallererst einmal fragen, wer Jesus für ihn ist. Die Geschichte kenne viele verschiedene Jesus-Bilder. Der Apostel Paulus bringe es jedoch auf den Punkt, wenn er in seinem Brief an die Korinther schreibt: "Wir verkünden Christus als den Gekreuzigten". Wer auf das Kreuz schaue, der sehe Jesus Christus, der sich für die Menschen hingibt. Und wer länger und tiefer hinschaue, sehe im Gekreuzigten die Welt, die leidenden Menschen, verlassen, zerschlagen, gequält und erniedrigt. "Wer Jesus verkündigen will, möchte ihn mehr verstehen und immer besser kennen lernen. Er wird ihn betrachten in der Heiligen Schrift und im Gebet", erklärte Löhr.
Hoffnung der Christen ist mehr als optimistische Prognose
Wer Jesus Christus als den Gekreuzigten verkünde, bezeuge damit zugleich die Hoffnung, die vom Kreuz ausgeht. Diese Hoffnung sei mehr als eine optimistische Prognose. Sie sei die Berufung als Christen und die Welt brauche dieses Zeugnis. "Alles Leid: Krankheiten und Seuchen wie das verheerende Ebola, Krieg und Terror in so vielen Ländern der Erde, aller Schmerz vor unserer Haustür, Verzweiflung und Enttäuschung, Angst und Niedergeschlagenheit. All das widerlegt nicht die Hoffnung, die im Kreuz liegt, denn es ist im Kreuz schon enthalten", sagte Weihbischof Löhr. Die Erniedrigung Christi sei die Hoffnung der Christen auf neues Leben. Glück sei nicht oberflächlich, sondern gründe in der Liebe Christi, der will, dass die Menschen das Leben in Fülle haben.
Eine solche Betrachtung sei für einen Diakon keine bloße Theorie. Das Leben werde zum Prüfstein und es gehe ums Ganze: Es gelte, das Gelesene zu glauben, das Geglaubte zu verkünden und das Verkündete im Leben zu verwirklichen. "Wir verkündigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn, uns aber als eure Knechte um Jesu willen. Knecht der anderen zu sein, ist ein Lebensprogramm, das nur um Jesu willen und in der Kraft seines Geistes gelebt werden kann", so Löhr. Die Weihe zum Diakon sei deshalb keine Ehrung für vermeintliche Verdienste, sei weder Beförderung noch Belohnung. Sie sei die Antwort Gottes auf die Entscheidung des Weihekandidaten für den letzten Platz. "Sie nehmen den untersten Platz ein, weil Sie darin Ihre Erfüllung und Freude finden. Und mit dieser Freude wollen sie andere anstecken. Wir dürfen gespannt sein, was Ihnen noch alles einfallen wird, um die Freude des Evangeliums zu verkünden. Und Sie dürfen gespannt sein, was Ihnen der Geist Gottes eingeben wird in Ihrem Dienst. So werden Ihre Weihe und Ihr Dienst zum Geschenk an die Kirche", sagte Weihbischof Löhr.
Ein Kindheitswunsch geht in Erfüllung
Mit der Weihe geht für Stefan Salzmann ein Kindheitswunsch in Erfüllung. "Ich wollte schon als Kind Priester werden. Der Wunsch ist dann immer stärker und reifer geworden", erzählt Salzmann. Seine Großmutter habe ihn auch werktags mit in die Kirche genommen, mit ihm den Rosenkranz gebetet und ihn mit ihrer Frömmigkeit geprägt. Schon mit sechs Jahren durfte er in seiner Heimatpfarrei St. Franziskus und Klara am Kirchort St. Michael in Wehrheim ministrieren. Später wurde er dann Organist und übte diesen Dienst insgesamt 19 Jahre aus. "Ich bin also durch und durch katholisch sozialisiert worden", erklärt der Diakon. In der Jugend verlor er dann seinen Kindheitswunsch, Priester werden zu wollen und auch den Glauben etwas aus den Augen. Nach dem Realschulabschluss interessierte er sich zunächst für einen Beruf im Pflegebereich, entschied sich dann aber für eine Ausbildung zum Medienfachmann im Bereich Mediendesign in einer großen Internetmarketingagentur. "Der Beruf hat mir schon viel Freude gemacht aber mich nicht wirklich erfüllt. Mir fehlten die Menschen", resümiert Salzmann. Im Jahr 2004 suchte er dann den Kontakt zum Regens des Limburger Priesterseminars. Er riet dem damals 21-Jährigen zunächst einmal das Abitur zu machen und seine Berufung weiter zu prüfen. Vier Jahre lang drückte Salzmann dann im sogenannten "Spätberufenen-Seminar" St. Pirmin in Sasbach die Schulbank und erlangte 2008 das Abitur. Im gleichen Jahr trat er ins Priesterseminar ein und begann das Studium der Philosophie und Theologie an der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt. Seine Diplomarbeit schrieb Salzmann zum Thema "Evangelisierung und Internet - Die Kirche und die neuen Medien".
Als Diakon wird er in der Pfarrei St. Peter in Ketten in Montabaur tätig sein. Er hat sich fest vorgenommen, nah bei den Menschen zu sein und mit Ihnen Freude, Leid und den Glauben zu teilen. "Ich freue mich darauf, als Diakon die Frohe Botschaft zu verkünden und das weiterzugeben, was mich selbst erfüllt hat. Wenn mir das gelingt, dann wird mein Dienst fruchtbar werden", so Salzmann. (StS)
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