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23.03.2015

Es reicht für alle Menschen

Pirmin Spiegel predigt im Limburger Dom

LIMBURG - Am Misereor-Sonntag, 22. März, hat Monsignore Pirmin Spiegel im Hohen Dom zu Limburg die Fastenpredigt zum Thema "Einfach. Genug für alle" gehalten. In der voll besetzten Kathedralkirche des Bistums rief Spiegel, Geschäftsführer des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, zu einem Umdenken bei Konsumgewohnheiten und zu Nachhaltigkeit in Denken und Handeln auf. "Misereor ist ein Werk der Nächstenliebe - die Spender und Empfänger der Gaben wissen sich solidarisch mit unserem Herrn, Jesus Christus", leitete Domkapitular Gereon Rehberg den Wortgottesdienst ein.

Auch 2015 gebe es noch immer große Herausforderungen, so Spiegel: Hunger, Armut, Kriege und die wachsende Schere zwischen Arm und Reich. Noch immer hungerten 805 Millionen Menschen, seien zwei Milliarden Menschen mangelernährt. Und das obwohl bereits im Jahr 2000 die UN, Weltbank und anderen Organisationen die so genannten "<link http: www.unric.org html german mdg index.html>Millenium Goals" definierten - acht maßgebliche Entwicklungsziele, die bis 2015 erreicht werden sollten, darunter die Halbierung der Anzahl an Menschen, die Hunger leiden. Dabei gebe es grundsätzlich für alle Menschen genug zu essen auf der Erde, lediglich an der Verteilung hapere es.

"Das Paddel weist eine neue Richtung"

Damit es genug für alle habe, müsse man nicht nur umdenken, sondern auch konsequent im Handeln sein, fuhr Spiegel fort. "Die Ressourcen, die du verbrauchst zu deinem Lebensunterhalt, die ich verbrauche, reichen sie für alle oder maßt du dir, maße ich mir einen privilegierten Zugang an?", stellte er als Frage in den Raum. Neue Strukturen seien unerlässlich, damit jedem Menschen zuteilwerde, "was er oder sie, was die Familien und Gemeinschaften zum Leben brauchen."

In Anlehnung an das Tagesevangelium (Genesis 9, 8-17) appellierte Spiegel, dass Gott eine einzige Welt, nicht eine erste, zweite oder dritte Welt geschaffen habe. "Er hat einen Bund mit allem Lebendigen geschlossen", sagte Spiegel. Daraus folge auch, dass alle Menschen die gleiche Würde haben - ob ein Junge aus dem Landesinneren Nigerias oder eine Großstadtbewohnerin aus Berlin. Wir alle seien Ebenbilder Gottes. Neues Denken sei der "Betriebsmodus der Christen" und kein Hobby, sondern Notwendigkeit.

Lebensqualität sei nicht mit Konsumquantität zu verwechseln, so Spiegel und zitierte Ghandi: "Es gibt genug für jedermanns Bedürfnisse, aber es reicht nicht für die Gier der Einzelnen." Weder Nahrung noch Erdatmosphäre würden ausreichen, um den aktuellen Lebenswandel der meisten Deutschen auf Dauer zu ermöglichen.

Ein Paddel, das Spiegel von philippinischen Besuchern erhalten hatte, symbolisiere einen neuen Weg: "Mit einem Paddel kann man einem Boot eine neue Richtung geben." Gemeinsam mit allen Menschen wolle man der Welt eine neue Richtung geben, damit alle in Würde leben können, schilderte Spiegel das Ziel der diesjährigen Misereor-Fastenaktion "Neu denken. Veränderung wagen".

Philippinen im Fokus

"Diejenigen, die den Klimawandel nicht verursachen, sind doch seine ersten Opfer", so Spiegel. Auf den Philippinen, die 2013 von einem verheerenden Taifun getroffen wurden, besuchte er kürzlich ein Massengrab von Opfern dieser Naturkatastrophe: "Ich werde das nie vergessen, 2000 Menschen und bei allen steht dasselbe Todesdatum. Ich fand es passend, dass dort Mimosen wachsen, gleichsam einem Zeichen: Seid vorsichtig mit dem Leben!"

Der Klimawandel sei noch zu begrenzen, so Spiegel, wir dürften die Hoffnung nicht aufgeben: "Unsere Zukunft hat Hoffnung und unsere Hoffnung hat Zukunft." Dafür erfordere es jedoch Standhaftigkeit in unserem Denken und Tun sowie engen Kontakt mit den Armen, "damit diese spüren: Wir leben nicht in einer gottverlassenen Welt." Die Bewahrung der Schöpfung sei uns Christen von Gott aufgetragen, wir seien nur Treuhänder Gottes und der nachfolgenden Generationen. Auch deren Wohl müsse in unserem Handeln eine Rolle spielen. Eine "Nach-uns-die-Sintflut-Einstellung" könnten Christen sich nicht leisten, dies sei nicht im Sinne Gottes.

Mit dieser letzten Predigt endete die Reihe der Fastenpredigten im Hohen Dom zu Limburg; sie stand dieses Jahr unter dem Motto "Einfach - christlich". An den fünf Fastensonntagen seit dem 22. Februar waren prominente Prediger zu Gast und sprachen zu einem jeweils unterschiedlichen Aspekt dieses Themas. (hm)

Die Predigt zum <link file:37675 fastenpredigt>Nachhören.

Weitere Informationen zur Misereor-Fastenaktion unter <link http: www.misereor.de>www.misereor.de/fastenaktion

?Biographische Informationen: Pirmin Spiegel, 1957 geboren in Großfischlingen an der Südlichen Weinstraße, wurde am 7. Juni 1986 zum Priester geweiht. Bis 1990 wirkte er als Kaplan und Pfarradministrator in Kaiserslautern und als CAJ-Kaplan des Bistums Speyer. Danach war er bis 2000 im brasilianischen Bundesstaat Maranhão in Lima Campos (Bistum Bacabal) als Pfarrer von drei Pfarreien mit 67 Gemeinden in drei Landkreisen tätig. Bis 2003 war er für die Ausbildung von Laienmissionaren in Maranhão und darüber hinaus freigestellt. Von 2004 bis 2010 arbeitete Spiegel wieder in Deutschland als Pfarrer in Blieskastel-Lautzkirchen. Im Sommer 2010 kehrte er noch einmal nach Brasilien zurück, um in verschiedenen Ländern Lateinamerikas in der Ausbildung und Begleitung von Laienmissionaren zu arbeiten. Pirmin Spiegel trat am 1. April 2012 sein Amt als Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des Bischöflichen Hilfswerkes MISEREOR an. Im Dezember 2012 wurde er von Papst Benedikt XVI. zum päpstlichen Ehrenkaplan (Monsignore) ernannt.

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