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22.01.2015

"Kein Betriebsunfall, sondern weit mehr"

Versammlung der hauptamtlichen pastoralen Mitarbeitern

LIMBURG - Viele hauptamtliche pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bistum Limburg haben in den vergangenen Jahren das Vertrauen in die Bistumsleitung verloren. Sie sind verletzt und enttäuscht von Entscheidungen, Äußerungen und Handlungen in der Amtszeit des emeritierten Bischofs Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst. Nun haben sich etwa 160 Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten sowie Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, die als Seelsorgerinnen und Seelsorger in der Pastoral im Bistum Limburg arbeiten, mit dem Apostolischen Administrator Weihbischof Manfred Grothe, dem Ständigen Vertreter Pfarrer Wolfgang Rösch und Personaldezernent Prälat Helmut Wanka zu einem kritisch, konstruktiven Austausch getroffen. Moderiert wurde der Tag von Stephan Menne, Leiter der Abteilung Personalentwicklung im Bischöflichen Ordinariat.

Die Versammlung am Dienstag, 20. Januar, im Bürgerhaus Lindenholzhausen, war ein weiterer Schritt im Prozess der Aufarbeitung und des Neubeginns in der Diözese. Vertreterinnen und Vertreter der Berufsgruppen sowie des Dienstgebers hatten die Versammlung gemeinsam vorbereitet. Insgesamt sieben Fragen waren so im Vorfeld entwickelt worden und von vielen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beantwortet. Diese Antworten waren zusammengefasst worden und wurden bei der Versammlung zum Thema gemacht.

Auf die Strukturen schauen

Viele Seelsorgerinnen und Seelsorger sehen das Bistum Limburg auf einem guten Weg der Aufarbeitung: Die Offenlegung des Vermögens und der finanziellen Verpflichtungen, das Gesprächsangebot für Ehren- und Hauptamtliche, die vielen persönlichen Gespräche des Apostolischen Administrators, seine Besuche in den Bezirken und die Art der Kommunikation seien wichtige Schritte auf diesem Weg gewesen. Die Atmosphäre der Angst sei zurückgegangen und Herzlichkeit und Authentizität seien wieder spürbar. Dennoch müsse auf Strukturen und Systeme geschaut werden, damit sich eine solche Krise nicht wiederhole. Die hauptamtlichen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünschen sich, dass die Aufarbeitung offen, ehrlich, gründlich und mit Zeit weitergehe. Sie setzen auf eine neue Kultur des Miteinanders, des Zuhörens, der Transparenz und der besseren Kommunikation. Viele Rückmeldungen forderten auch öffentliche Zeichen, wie beispielsweise die Wiedereinstellung von Mitarbeitern, die Abgabe von Ehrentiteln oder personelle Konsequenzen in der bischöflichen Verwaltung.

Es braucht Wertschätzung und Vertrauen

Bei dem Treffen machten die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutlich, dass "Vertrauen nach oben, Wertschätzung nach unten braucht". Nicht wenige Seelsorgerinnen und Seelsorger hätten unter den Strukturen und Entscheidungen der vergangenen Jahre gelitten. Ein wunder Punkt ist für viele, die Entscheidung den can 517 §2, nach dem eine Person, die nicht die Priesterweihe empfangen hat, mit der Gemeindeleitung beauftragt werden kann, nicht verlängert wurde. Es müsse im Bistum Limburg wieder eine neue Wertschätzung der vielen Charismen und Talente geben und es müsse neu und intensiv über Leitung sowie über die Profile der verschiedenen Ämter und Dienste in der Kirche nachgedacht werden. Als ein Ziel der Aufarbeitung formulierten die Seelsorgerinnen und Seelsorgern, dass das Bistum sein Selbstbewusstsein zurückgewinnt und sich wieder durch eine innovative Pastoral und nicht durch negative Schlagzeilen auszeichne. Die Strukturen im Bistum und in der Kirche müssten immer wieder vom Evangelium her überprüft werden und es brauche ein neues Miteinander von Priestern und Nichtklerikern in der Seelsorge. "Amtsstrukturen dürfen keinen Dialog verhindern", so die klare Forderung. Zudem brauche es Transparenz aber auch die nötige Kontrolle. Mit Blick auf die Zukunft des Bistums dürfe bei aller Aufarbeitung und Neuausrichtung aber nicht die große Herausforderung der Kirche vergessen werden, die einen Gestaltungsauftrag in der Welt hat, der sich aus dem Evangelium ableitet.

Den Gestaltungsauftrag im Blick behalten

Diesen Gestaltungsauftrag sieht auch Weihbischof Manfred Grothe. Für ihn waren die Ereignisse der vergangenen Jahre im Bistum Limburg "kein Betriebsunfall, sondern weit mehr". Er gibt nicht der Hierarchie in der Kirche die Schuld an der Krise, sondern betonte die Verantwortung der Menschen im System. "Jeder und Jede trägt Verantwortung und diese sollen und müssen wahrgenommen werden. Wir müssen uns alle jeden Tag neu fragen, ob wir die Aufgaben, die uns aufgegeben sind und die von uns erwartet werden, auch erfüllen", so Grothe. Der Administrator sprach sich für eine bessere Vernetzung nach Innen aus, denn eine Berufsgruppe alleine könne die Probleme und Herausforderungen der Kirche und des Bistums nicht lösen. Mit Blick nach vorne müsse sich das Bistum der Herausforderung stellen und konkrete Konzepte für die Seelsorge in den Pfarreien neuen Typs entwickeln. Ohne Vertrauen, Wertschätzung, Professionalität und Glaube gehe dies nicht. Es müsse zudem über Leitung und das Miteinander von Priestern, Laien und Mandatsträgerinnen und -Trägern nachgedacht werden. "Wir brauchen einen Paradigmenwechsel und wir müssen in der Kirche wieder mehr miteinander reden", so Grothe. Vertrauen und Wertschätzung müssten organisch und jeden Tag gelebt werden und es brauche gesunde und verlässliche Strukturen. (StS)

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