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08.05.2015

Krim: Die unsichtbare Katastrophe - Bistum hilft

Humanitäre Schäden der Krimkrise - Bistum gibt 100.000 Euro

FRANKFURT/Limburg.- Von einer „unsichtbaren humanitären Krise in der Ukraine, mitten in Europa,“ spricht der Präsident der Caritas der Ukraine, Andrij Waskowycz (Kiew), wenn die Rede von seiner Heimat ist. Nach offiziellen Statistiken gibt es 1,2 Millionen Vertriebene in dem mehr als fünf Millionen Einwohner großen Krisengebiet der Ukraine. Inoffiziell müsse man wohl von gut zwei Millionen so genannter  Binnenflüchtlinge ausgehen, schätzt Waskowycz. Doch diese große Katastrophe werde von der Außenwelt nicht gewürdigt. Kaum jemand nehme wahr, wie schwierig die Situation vor Ort ist. 

In der unübersichtlichen, für Außenstehende nur schwer einschätzbaren politischen Lage geht nach Erkenntnissen des Caritas-Präsidenten unter, welches Leid, welche Traumata die Bevölkerung, und da vor allem die etwa 400.000 Kinder und Jugendlichen, zu tragen hätten. Waskowycz ist Ehrengast bei der Eröffnung der Renovabis-Pfingstaktion für die Stadtkirche Frankfurt und das Bistum Limburg. Am Samstag, 9. Mai, wird er am feierlichen Gottesdienst mit Domkapitular Wolfgang Rösch in St. Hedwig in Frankfurt-Griesheim (18 Uhr, Elsterstr. 18) teilnehmen und anschließend um 20 Uhr bei einem Rundgespräch mit Pfarrer Rösch und der Frankfurter Caritas-Direktorin Gaby Hagmans über die humanitäre und allgemein politische Lage in der Ukraine sowie die Rolle der Kirchen in diesem Konflikt sprechen. Renovabis ist die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa. 

Wie Waskowycz betonte, ist die Hilfe von Renovabis für die Menschen vor Ort von immenser Bedeutung. Das ukrainische Volk stehe allein vor der Herausforderung und den Folgen von Okkupation und Annexion. Es brauche Initiativen von außen, die sozialpolitische und humanitäre Projekte anstießen und finanzierten. Nötig sei psychologische Hilfe für die traumatisierten Flüchtlinge ebenso wie winterfeste Unterkünfte, Kleidung und Lebensmittel. Die Kollekte des Gottesdienstes am Samstag ist deshalb für eine Suppenküche bestimmt, die die Caritas in Donezk errichten möchte. Täglich sollen hier 100 bedürftige, vor allem alte und kranke Menschen verköstigt werden, die ihre Heimat im Osten der Ukraine nicht verlassen konnten und nach Ansicht von Beobachtern in einer verzweifelten Lage sind.   

Limburg unterstützt Projekt in Odessa für Flüchtlingskinder

Auch das Bistum Limburg hat angesichts der humanitären Krise beschlossen, kurzfristig ein Projekt zur Unterstützung und Begleitung von minderjährigen Flüchtlingen und ihren Familien in Odessa mit 100.000 Euro zu finanzieren. Der Apostolische Administrator des Bistums, Weihbischof Manfred Grothe, will damit sicherstellen, dass den Flüchtlingen psychologische Unterstützung und rechtliche und soziale Beratung zugutekommen kann. Wie der Direktor des Diözesan-Caritasverbandes, Hejo Manderscheid, sagte, ist die Umgebung von Odessa zwar politisch stabil, die Region sei jedoch mit den vielen zehntausend Binnenflüchtlingen überfordert. Staatliche Hilfe werde nur sehr eingeschränkt von der Lokalregierung geleistet. 

Offiziell lebten derzeit etwa 16.000 Binnenflüchtlinge in Odessa, man müsse jedoch davon ausgehen, dass sich nur 30 Prozent der ankommenden Flüchtlinge registrieren lassen, um Diskriminierung und Repressionen zu entgehen, sagte Manderscheid. Laut einer Statistik des Wissenschaftlichen Zentrums von Odessa handelt es sich bei bis zu 15.000 der nicht registrierten Flüchtlinge um Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Die meisten sind in Sanatorien untergebracht und leben unter prekären Bedingungen. Zudem sind sie traumatisiert und brauchen psychosoziale Betreuung. Das Bistum arbeitet dabei mit der langjährigen Caritas-Partnerorganisation The Way Home in Odessa zusammen.

Hedwigsforum - Kirche der Welt

Das Hedwigsforum - Kirche der Welt ist alljährlich Gastgeber der Eröffnung der Renovabis-Aktion in Frankfurt. 2006 gegründet, will es seiner Namensgeberin, der Heiligen Hedwig, nacheifern, die sich im Mittelalter für die Versöhnung zwischen Polen und Deutschland einsetzte.  Partnerschaften und Projekte in Mittel- und Osteuropa dienen diesem Ziel, wie Pfarrer Rolf Glaser betonte. (dw) 

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