08.12.2015
Nikolaus verweist auf Christus
LIMBURG.- Schellenklang, Licht- und Kerzenschein, reichverzierte liturgische Gewänder und kunstvolle Heiligenikonen: Wie unterschiedlich Liturgie in den christlichen Kirchen gefeiert werden kann, wurde am Montag, 7. Dezember, im Limburger Dom eindrucksvoll deutlich. Mehrere hundert Gläubige haben zu Ehren des Heiligen Nikolaus von Myra einen Gottesdienst im byzantinischen Ritus gefeiert. Die besondere "Göttliche Liturgie des Heiligen Johannes Chrysostomos" wird in den mit Rom verbundenen Ostkirchen seit mehr als 1.500 Jahren gefeiert. Zelebrant war der Frankfurter Professor Dr. Michael Schneider SJ aus dem Priesterseminar der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen. Der katholische Theologe ist auch Groß-Archimandrit des griechisch-katholischen Patriarchats von Antiochien. Musikalisch begleitete der Romanos-Chor unter Leitung von Jakob Mertesacker die Feier.
Schneider betonte in seiner Predigt, dass der Heilige Nikolaus von Myra nur vom Weihnachtsfest und von Christus her verstanden werden könne. "Der Heilige Nikolaus ist das lebendige Abbild Christi, nicht weil er wie viele vor ihm das Martyrium erlitten hat, sondern weil sein ganzes Leben Zeugnis für Christus war", sagte Schneider. "Wer das Leben und Wirken des Bischofs von Myra meditiert, stößt unweigerlich auf Christus und wird gedrängt, mit Nikolaus die Christusnachfolge zu bestehen." Weil der Heilige Nikolaus sein ganzes Leben lang im Alltag den Glauben lebte, sei er zu einem zeitlosen Heiligen geworden. Er begegne uns heute in den anderen Heiligen wie Martin, Franziskus, Elisabeth oder Maximilian Kolbe. Noch heute nehme er einen herausragenden Platz unter den Heiligen ein.
Zugleich warnte Schneider davor, den Heiligen als "Kuriosität" zu verklären oder zum Weihnachtsmann zu reduzieren: Die ihm zugeschriebenen Wunder dürften nicht als "historische Fakten" betrachtet werden, sondern als Zeugnisse, die die Größe, Großherzigkeit und Menschenfreundlichkeit Christi verdeutlichen. "Das sollte die tiefste Botschaft aller Nikolausgestalten sein: Am Licht Christi das Licht einer neuen Menschlichkeit anzünden", sagte der Theologe.
Am Vorabend der Eröffnung des Heiligen Jahres durch Papst Franziskus in Rom wies Schneider darauf hin, dass Gott in der byzantinischen Liturgie nie als "Allmächtiger" angerufen werde. Es gebe allerdings kaum ein Gebet, in dem Gott nicht als barmherziger und menschenfreundlicher Gott angeredet werde.
Die Chrysostomos-Liturgie geht in ihrer Grundgestalt zurück auf den Heiligen Johannes von Antiochia, der den Beinamen "Chrysostomos" (griech. Goldmund) trägt. Er war im vierten Jahrhundert Erzbischof von Konstantinopel und ist einer der vier Kirchenlehrer des Ostens. Die Liturgie, die von den drei großen Ostkirchen - Assyrer, Altorientalen und Orthodoxen - gefeiert wird, zeichnet sich durch ihren meditativen Charakter aus. Im Wechsel mit dem Priester singt ein Chor Gebete und Lieder. Die Gläubigen feiern schweigend die Liturgie mit. Eine Lichterprozession mit Kreuzverehrung bildete den Schluss des Gottesdienstes. Jeder Besucher erhielt nach dem Gottesdienst auch ein gesegnetes Brot, ein sogenanntes Antidoron.(CLM)
Bildergalerie