12.06.2015
Pilger des Friedens
LIMBURG/SARAJEVO. - Frieden. Das ist die Kernbotschaft von Papst Franziskus bei seinem Besuch am 6. Juni in Bosnien und Herzegowina. Der Erzbischof von Sarajevo, Vinko Kardinal Puljic, hatte aus diesem Anlass Weihbischof Dr. Thomas Löhr sowie weitere Vertreter des Bistums aus der Jugendarbeit und dem Bereich Weltkirche nach Sarajevo eingeladen. Die beiden Bistümer sind seit zwei Jahrzehnten partnerschaftlich verbunden.
Papst Franziskus wurde begeistert von rund 70.000 Menschen beim Eröffnungsgottesdienst im Kosevo-Stadion empfangen. Applaus und Jubel tönte auf, als er ins Stadion einfuhr. Immer wieder während der Messe schallte es aus verschiedenen Ecken: "Papa Franjo, Papa Franjo!" Ein Chor aus 1500 Sängern begleitete die Messe. In seiner Predigt rief der Heilige Vater die Menschen auf, "Handwerker des Friedens zu werden". In einem stark vom Krieg gebeutelten Land erklingt im Kosevo Stadion immer wieder das Wort "Pace" (Frieden). Der Papst forderte die Gläubigen auf, sich für Frieden, Barmherzigkeit und Dialog einzusetzen: "Selig sind die, die Frieden säen mit ihren alltäglichen Taten, mit dienstbereitem Auftreten und Handeln und mit Gesten der Brüderlichkeit, des Dialogs und der Barmherzigkeit."
Am späten Nachmittag kam Papst Franziskus im Zentrum Johannes Paul II. mit 800 Jugendlichen zusammen. Das Bistum Limburg hat den Bau des Zentrums finanziell unterstützt. Das Programm sei vielseitig und intensiv gewesen, berichtet die Limburger Delegation. So sang beispielsweise ein Kinderchor aus Srebrenica "love people" (Liebt, ihr Menschen). Zwei junge Erwachsene aus dem Team des Jugendzentrums gaben ein ergreifendes Zeugnis über ihre persönliche Geschichte, ihr Aufwachsen in Zeiten des Krieges, bestehende Vorurteile und den Bemühungen um Frieden und Versöhnung.
Während der Begegnung beantwortete Papst Franziskus auch die Fragen von Jugendlichen. Auf die Frage, wie denn die Friedensbotschaft im Alltag von den Jugendlichen umgesetzt werden solle, antwortete er: "Jeder redet über Frieden. Die Mächtigen tun es. Doch dann verkaufen sie Waffen und ihre Handlungen widersprechen ihren Worten. Ich rufe euch auf: Seid aufrichtig! Aufrichtig und ehrlich zu euch selbst. Diese Ehrlichkeit führt dann zur Konsequenz zwischen eurem Denken, eurem Fühlen und eurem Handeln. Macht Frieden! Betet für den Frieden! Baut Brücken und niemals Mauern zwischen den Menschen!"
Seit mehr als zwei Jahrzehnten verbindet das Erzbistum Sarajevo und das Bistum Limburg eine enge Partnerschaft. Noch während des Balkankrieges von 1992 bis 1995 war der emeritierte Bischof Franz Kamphaus nach Bosnien-Herzegowina gereist. Später unterstützte das Bistum Limburg den Wiederaufbau und die Bemühungen um Friede und Aussöhnung. In der Diözese Limburg gibt es heute eine eigene Arbeitsgruppe, die verschiedene Projekte und Aktivitäten koordiniert. Verbände und kirchliche Organisationen veranstalten Studien- und Begegnungsreisen. Jugendliche aus beiden Diözesen können im Rahmen eines Austauschprogramms das jeweilige Partnerbistum besuchen und einen Freiwilligendienst absolvieren.
Das Erzbistum Sarajevo ist mit 22.000 Quadratkilometern wesentlich größer als das Bistum Limburg. Es zählt rund 200.000 Katholiken. Der Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung beträgt 45 Prozent. Der interreligiöse Dialog zwischen Muslimen, Juden und Christen bildet einen Schwerpunkt der Arbeit des Erzbistums. (CLM/Vanessa Treike - Weltkirche)
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