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15.03.2015

Prominenter Gast im Dom zu Limburg

Schwester Lea Ackermann predigt über Gerechtigkeit und Frieden

LIMBURG. - "Ohne Gerechtigkeit keinen Frieden": Das ist für Schwester Dr. Lea Ackermann mehr als nur der Titel ihrer Fastenpredigt. Sich für Gerechtigkeit einzusetzen ist ihre Berufung. Denn das ist der einzige Weg zum Frieden. Davon ist die Gründerin der Hilfs- und Menschenrechtsorganisation SOLWODI, die sich für Frauen in Not stark macht, überzeugt. Am Sonntag, 15. März 2015, hat sie im Dom zu Limburg über ihren Einsatz für Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution gesprochen. Als Christen seien wir gefordert, dem Menschen, der in einer globalisierten Wirtschaft schnell zur "Ware Mensch" wird, seine Würde zurückzugeben.

Hilfsorganisation gegen Elendsprostitution

Seit 30 Jahren gibt es ihre Hilfsorganisation SOLWODI (Solidarity with Women in Distress/ Solidarität mit Frauen in Not): In Kenia habe sie damals "einen Deal mit dem lieben Gott gemacht", erzählt die Ordensfrau. "Ich kümmere mich um Deine verlorenen Kinder, aber lass Du mich bloß nicht hängen. Der liebe Gott hat sich an seinen Teil des Deals gehalten." Kenianischen Frauen und Mädchen zu helfen, aus der Elendsprostitution auszusteigen, das war das Ziel der Hilfsorganisation.

Zurück in Deutschland wollte Ackermann auch hier genauer hinschauen. Über die Situation "vor der eigenen Haustür" sei sie entsetzt gewesen: "Mädchen werden gegen ihren Willen hierher verkauft und ihr Leben besteht schon bald nur noch aus einen schäbigen Bordellzimmer oder dem Straßenstrich." Ein Grund dafür sei eines der freizügigsten Prostitutionsgesetze der Welt. Dabei sei es bezeichnend, dass vor allem Mädchen aus Bulgarien und Rumänien, den Armenhäusern Europas, hierher verkauft würden. "Sie sind Waren in einer globalisierten Welt. In dieser globalisierten Welt geht man dahin, wo die Herstellungskosten, die Waren, die Dienstleistungen billig sind." Würde, Gerechtigkeit und Teilhabe aller Menschen an Gottes Schöpfung bleibe in diesem Wirtschaftssystem auf der Strecke, so Ackermann. "Wenn der einzige Wert, den wir haben, Geld ist, dann wird alles vermarktet: Frauen, Mädchen, Kinder", zitiert sie Solwodi-Mitgründer Pater Fritz Köster.

Diese Not sehend kümmert sich Solwodi seit 28 Jahren auch in Deutschland um Opfer von Zwangsprostitution und Menschenhandel oder um Frauen, die von einem Ehrenmord bedroht sind oder zwangsverheiratet werden sollen. Obwohl sie das Leid vieler Frauen lindern konnte, wurde ihre Überzeugung, dass Gerechtigkeit für alle möglich ist, immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Doch sie habe sich nicht entmutigen lassen und fordert nun genau das von ihren Mitmenschen: sich nicht entmutigen lassen, "einfach christlich" zu sein und für Gerechtigkeit und somit für Frieden einzustehen. Gott brauche unsere Hände, Arme und Herzen.

Unterstützung von höchster Stelle

Mit ihrem Wunsch nach mehr Gerechtigkeit sei sie nicht allein, sondern habe Unterstützung von höchster Stelle. Papst Franziskus fordere: "Keine Globalisierung der Gleichgültigkeit." Damit meine er Korruption, Kriminalität, Kriege und eine ungleiche Verteilung von Reichtum, gewonnen durch die Ausbeutung von Mensch und Natur. Stattdessen fordere er eine "Kultur der Solidarität". Schon mit seiner ersten Auslandsreise zu den Bootsflüchtlingen auf Lampedusa habe er ein Zeichen gesetzt.

Auch der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach fordere ein Umdenken, so Ackermann, weg von wirtschaftlichen Bündnissen, hin zu sozialen Bündnissen, hin zu Gerechtigkeit. Die Güter der Erde seien für alle Menschen bestimmt und keiner dürfe ausgeschlossen sein. "Alle Menschen auf der ganzen Welt haben ein Recht auf die gleiche Teilhabe an Gottes Schöpfung. Diese Idee ist tief in mir verwurzelt", so Ackermann. "Und wer Gerechtigkeit sät und Frieden erntet, der erntet diesen Frieden auch für sich selbst."

Lea Ackermann und SOLWODI e.V.

Sr. Dr. Dr. h.c. Lea Ackermann (Missionsschwester Unserer Lieben Frau von Afrika) ist Gründerin und Vorsitzende der Hilfsorganisation SOLWODI e.V. In Kenia gründete sie 1985 das Ausstiegsprojekt für Frauen und Mädchen in der Elendsprostitution. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Beratungsstellen und Initiativen, beispielsweise auch für Kinder in Not, dazu. SOLWODI ist auch in anderen Ländern aktiv und setzt sich seit 1987 auch hier in Deutschland für Frauen und Kinder ein, die Opfer von Menschenhandel, Ausbeutung, Gewalt oder Zwangsheirat geworden sind. Jedes Jahr sind das etwa 1500 bis 2000 Hilfesuchende. Schwester Lea Ackermann wurde für ihre Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und Ehrungen gewürdigt, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Ketteler-Preis und dem Romano-Guardini-Preis.

Die Fastenpredigt von Schwester Lea Ackermann können Sie <link file:37266 fastenpredigt sr lea>hier nachlesen oder <link file:37288 fastenpredigt lea>hier anhören.

Hier kommen Sie auf die <link http: www.solwodi.de>Internetseite von Solwodi.

Am kommenden Sonntag, 22.März, hält Msgr. Pirmin Spiegel um 17 Uhr die Fastenpredigt im Dom zu Limburg. Er ist Hauptgeschäftsführer des bischöflichen Hilfswerks "Misereor". Der Titel seiner Predigt lautet: "Einfach. Genug für alle." (fl)

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