21.12.2015
Steile Dachsanierung
FRANKFURT.- Zu kurze Schiefernägel und eine marode Holzschalung haben den Dächern am Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus über die Jahrzehnte zugesetzt. So haben die Schieferplatten, die 1950/51 nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges das Dach bedeckten, vielfach keinen Halt mehr. Die Folge sind undichte Stellen, wo der Regen eindringen kann und die historische Bausubstanz beschädigt. Deshalb wird die Dacheindeckung der Domdächer seit Mitte November vollständig erneuert.
Wie Kirchendezernent Uwe Becker und Dombaumeister Robert Sommer am Montag, 21. Dezember, bei einer Ortsbesichtigung erläuterten, ist so eine Dachsanierung an Frankfurts wohl geschichtsträchtigstem Bauwerk eine handwerkliche und sicherheitstechnische Herausforderung. Die Dachneigungen am 60 Meter langen Querhaus liegen bei 62 bis 64 Grad, an den Stirnseiten betragen sie sogar 75 Grad. Hier müssen die Gerüste so angebracht sein, als würde eine fast senkrechte Wand bearbeitet. Der denkmalgeschützte Dachstuhl kann allerdings die Last eines solchen Gerüstes nicht tragen. Also musste eine Konstruktion ersonnen werden, in der stählerne Arbeitsbühnen unterhalb des Firstes an Stahlkonsolen hängen, die am Dach befestigt wurden. An Stahlseilen können die so eingerichteten 30 Arbeitsbühnen pro Dachseite über die Dachfläche bewegt werden, damit die Dachdecker die alten Holzeinschalungen und die Schieferplatten abbauen und durch neue ersetzen können.
Sanierung in drei Schritten
„Der Kaiserdom ist kulturgeschichtlich so bedeutsam, dafür nehmen wir diese Herausforderungen gerne an“, betonte Becker. Bereits vor rund zehn Jahren waren alte lose Schieferplatten abgenommen und durch provisorische Dachpappen ersetzt worden, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Von 2003 bis 2005 wurden dann als erster Bauabschnitt die Dächer und Fassaden des Hochchores mit den beiden Dachreitertürmen saniert. Die Kosten beliefen sich hierfür auf rund zwei Millionen Euro.
Als zweiter Bauabschnitt werden nun in drei Schritten das Nordquerhaus, das Langhaus und das Südquerhaus bearbeitet. Die Holzschalung soll bis Ende März ausgetauscht sein. Anschließend werden die Dachflächen wieder in altdeutscher Schieferdeckung eingedeckt. Bis Juni rechnet Dombaumeister Sommer mit der Fertigstellung des Nordquerhauses, danach beginnt die Einrüstung des Langhauses. In einem dritten Abschnitt wird dann auch das Südquerhaus saniert. Im Sommer 2017 soll die Sanierung beendet sein.
Kaiserdom als Gedächtnis der Stadt erhalten
Kirchendezernent Becker bezifferte die Kosten für die gesamte Dach- und Fassadensanierung auf rund 6,5 Millionen Euro. Die Stadt übernimmt diese Summe aufgrund ihrer Dotationsverpflichtungen. Die Kirchen und Klöster in der Frankfurter Innenstadt waren mit der Säkularisation 1803 an die Stadt gefallen, die damit für ihren baulichen Unterhalt zuständig ist. „Es ist uns aber auch ein echtes Anliegen, den Kaiserdom als Gedächtnis unserer Stadt in gutem Zustand zu halten“, unterstrich Becker.
Der Kaiserdom St. Bartholomäus ist eines der ältesten Baudenkmäler der Stadt. Seine Baugeschichte begann im 7. Jahrhundert und fand ihr Ende Anfang des 16. Jahrhunderts. Erst in diesem Sommer konnte der Domturm seinen 600. Geburtstag feiern. Das Dommuseum zeigt dazu gegenwärtig eine Ausstellung mit dem Titel „Madern Gerthener und der Pfarrturm von St. Bartholomäus“ (noch bis 24. Januar). (dw)