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LIMBURG, 30.10.2016

Ein Geschenk des Himmels

Bistum verabschiedet Apostolischen Administrator Manfred Grothe

Weihbischof Manfred Grothe hat einen festen Platz in der Geschichte des Bistums Limburg und in den Herzen der Menschen: Dies wurde bei der offiziellen Verabschiedung des 77-Jährigen am Sonntag, 30. Oktober, im Hohen Dom zu Limburg deutlich. Grothe hat knapp zweieinhalb Jahre als Apostolischer Administrator im Bistum Limburg segensreich gewirkt. Dafür wurde ihm nun vom Bistum, vom Domkapitel, von den synodalen Gremien und vielen hundert Gläubigen gedankt. Als Ehrendomherr wird Grothe künftig einen festen Platz im Chorgestühl des Limburger Doms haben. 

"Nichts ist dringlicher als Dank zu sagen, hat der alte Cicero gemeint und er hat Recht. Darum sind wir heute hier. Denn wir Limburger und die ganze deutsche Kirche haben wahrlich allen Grund, Weihbischof Manfred Grothe für seinen Dienst als Apostolischer Administrator in Limburg aufrichtig und von Herzen zu danken", sagte Bischof Georg in seiner Begrüßung. Durch Sorgfalt, Klugheit und Souveränität, mit nüchterner Sachlichkeit, liebenswürdiger Aufmerksamkeit und bescheidener Zurückhaltung, stark ambitioniert in der Sache, doch ohne jegliche Allüren persönlicher Vorteilsnahme sei Grothe den Weg der Aufarbeitung und Neuausrichtung gegangen. "Du hast dem Bischöflichen Amt zu neuer Glaubwürdigkeit verholfen, weil Du Dich selbst in Deinem amtlichen Handeln klar und erkennbar dem Anspruch gestellt hast, den Du in Liturgie und Gottesdienst verkündet hast", so Bischof Georg.

Die Vielfalt kirchlichen Lebens als Reichtum betrachten

Grothe habe die Limburger Synodalordnung konsequent und regelgerecht angewandt und sei so zum wesentlichen Anker des gemeinsamen Vorhabens von Heilung und Neuausrichtung geworden. Gemeinsam mit den Gremien habe man bei allen Fragen der Aufarbeitung die Sendung der Kirche nicht aus den Augen verloren. Entschlossen sei daher die Kirchenentwicklung und eine Pastoral der Zukunft unter dem Leitgedanken der "lokalen Kirchenentwicklung" in den Blick genommen worden. "Es braucht viele Gläubige mit ihren unterschiedlichen Charismen und Talenten, um Menschen für Jesus und sein Evangelium und für den Aufbau lebendiger christlicher Gemeinschaften zu gewinnen", sagte Bischof Georg. Dies werde nur möglich sein, wenn es gelinge, die Vielfalt kirchlichen Lebens und des persönlichen Zeugnisses einzelner und kirchlicher Gruppen als Reichtum zu betrachten und miteinander ins Gespräch zu gehen, anstatt die einen gegen die anderen auszuspielen und damit zu polarisieren.

Für Domdekan Prälat Dr. Günther Geis hat Weihbischof Grothe in kurzer Zeit mit seiner Offenheit gegenüber den Menschen, in seiner wertschätzenden und redlichen Art Spuren hinterlassen und das Bischofsamt glaubwürdig ausgeübt. Es habe sich in einem gelösten Klima des Vertrauens eine verlässliche Zusammenarbeit entwickelt und es seien eine Vertrautheit mit Weihbischof Grothe und neues Vertrauen in das Bischofsamt nach all den Enttäuschungen der zurückliegenden Jahren gewachsen. "Sie haben sich nicht nur einen festen Platz in der Geschichte unseres Bistums, sondern auch in den Herzen vieler Gläubigen im Bistum erworben", sagte Geis. Künftig wird Weihbischof Grothe auch einen festen Platz im Chorgestühl des Limburger Doms haben. Bischof Georg hat ihn auf Bitten des Domkapitels zum Ehrendomherrn ernannt. Domdekan Geis überreichte ihm die Ernennungsurkunde und das Kapitelskreuz. Auch das Geschenk des Domkapitels, ein Bild des Limburger Doms, das um 1835 entstanden ist, soll Grothe in Paderborn an Limburg erinnern.

Genau hingeschaut und dem Bistum wirklich begegnet

Ingeborg Schillai, die Präsidentin der Diözesanversammlung sprach Grothe den Dank der synodalen Gremien im Bistum Limburg aus. "Sie haben sich wirklich in den Dienst der Diözese gestellt, für die Sie Verantwortung übernommen haben. Dafür können wir Ihnen nur aus tiefstem Herzen danken und Vergelt´s Gott sagen!", so Schillai. Grothe habe sich von Beginn seiner Zeit in Limburg an, erkennbar ein eigenes Urteil über die Diözese und die Geschehnisse der Amtszeit des emeritierten Bischofs gemacht. "Sie haben sehr genau hingeschaut und Sie sind uns hier im Bistum wirklich begegnet und entgegengekommen", so Schillai. Er habe geschaut, gefragt und sich bemüht, auch das, was fremd war, erst einmal zu verstehen. Der synodale Weg sei ihm als Paderborner nicht vertraut gewesen. Er habe sich auf ihn eingelassen und schätzen gelernt. Als Apostolischer Administrator habe er auch wahrnehmen müssen, dass es weit mehr aufzuarbeiten gab als administrative Fragen der Vermögensverwaltung. Und er habe sich auch dieser Aufgabe gestellt. Es sei ein großer Dienst für die Diözese gewesen, dass er "denen, denen Unrecht geschehen war, Gehör" verschafft zu haben. Erst dadurch sei nun die Heilung der Verletzungen möglich. "Mit ihrem Dienst haben Sie die Voraussetzungen geschaffen, dass wir uns heute wieder der Zukunft zuwenden können, auch wenn es noch offene Fragen gibt", sagte Schillai.

Das Bistum habe in der Zeit der Administration zu einer neuen Form des Dialogs und Wertschätzung gefunden, erklärten Martina Kissel-Staude und Bernhard Harjung. Die beiden Seelsorger dankten Grothe im Namen der Priester, Diakone und aller Pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Er habe keinerlei selbstbezogenen Allüren gehabt und das Bistum zur Ruhe geführt. Er habe den gegenseitigen Respekt gefördert, zum offenen Gespräch eingeladen und einen "Rat der Pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bistum Limburg" ins Leben gerufen. "Sie waren für uns ein Geschenk des Himmels und mit Ihnen haben wir einen guten Weg aus der Krise gefunden", so Kissel-Staude und Harjung.

Wo die Liebe, da ein Auge

Die Predigt und den Festgottesdienst zur Verabschiedung hielt Weihbischof Grothe selbst. In der Predigt blickte er auf das Evangelium des Tages, in dem auf die Begegnung zwischen Jesu, dem Sohn Gottes, und Zachäus, dem Zollbeamten, der lange Zeit andere betrogen und ausgebeutet hatte (vgl. Lk 19, 1-10). Der Blick Jesu auf den Sünder Zachäus sei der Blick der Liebe, nicht der Blick der Wertung und Abwertung, nicht der richtende oder taxierende Blick. In der biblischen Erzählung mache nicht die Liebe blind, sondern Hass und Neid. Das Wohlwollen und die Anerkennung Jesu führten zur Veränderung des Zachäus. "Jesus ist der, in dessen Gegenwart Veränderung zum Guten und Besseren möglich ist, Lösung und Erlösung aus falschen Verhaltensweisen und Verhältnissen. Er ist der, in dessen Anblick wir uns erkennen und bekennen können als die, die wir sind. Dadurch wird Wandlung möglich", sagte Grothe. Was wirklich zur Veränderung führe, sei nicht der nörgelnde Blick derer, die alles besser wissen und moralisch bewerteten, sondern großzügiges Vertrauen.

In Limburg habe Weihbischof Grothe genau diese Veränderung erfahren. Er habe erlebt, was sich alles bewege, wenn man sich zuhörend und hinhörend auf Gott hin bewege. Wie im Evangelium Zachäus und Jesus zufällig einander begegnen, so hatten auch das Bistum und er ungeplant zueinander gefunden. "Sie haben vor zweieinhalb Jahren nicht Ausschau nach mir gehalten, und mein Blick war eigentlich nicht nach Limburg, sondern auf meine Emeritierung gerichtet", sagte Grothe. Und dennoch sei man aufeinander bezogen gewesen, gesteuert von unsichtbarer Hand. Im gegenseitigen Blick aufeinander, sei etwas in Bewegung gekommen und habe begonnen sich zu verändern. Ein Blick offen für Anderes und Neues und ein Blick, der weit war und neu vertraute. "Danke dafür, dass ich für Sie nicht nur Administrator sein konnte, sondern das Sie mir auch als Bischof Ihr Vertrauen geschenkt haben und die Erfahrung machen konnte, dass Bistum und Bischof zusammen gehören und nur gemeinsam erfolgreich am Reich Gottes in dieser Welt bauen können", so Grothe. Diese Erfahrung möge auch den weiteren Weg im Bistum Limburg bestimmen. (StS)

Stephan Schnelle

Pressesprecher

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