BERLIN, 06.06.2018
Bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware
Eine gerechte Wohnraumversorgung für alle Einkommensgruppen gehört nach den Worten des Limburger Bischofs Georg Bätzing zu den großen sozialen Herausforderungen. Bezahlbarer Wohnraum und Sozialwohnungen seien Mangelware, beklagte der Bischof am Dienstag in Berlin. Bätzing äußerte sich beim Jahresempfang des Deutschen Caritasverbandes, an dem auch CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer teilnahm. Die diesjährige Caritas-Kampagne steht unter dem Motto „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“.
Bätzing zitierte Papst Franziskus mit den Worten: „Der Besitz einer Wohnung hat viel mit der Würde der Person und der Entfaltung der Familie zu tun. Es handelt sich um eine zentrale Frage der Humanökologie.“ Betroffen von der Wohnungsnot in Deutschland seien nicht nur Geringverdiener, Menschen mit Fluchthintergrund oder Arbeitslose, sondern auch weite Teile der Mittelschicht. Kirche, Politik und Wirtschaft seien aufgerufen, „eine Verantwortungsgemeinschaft zu bilden, die dafür sorgt, dass alle – auch benachteiligte Menschen – ein würdiges und schützendes Zuhause haben“.
Problem mit hohem Konfliktpotential
„Wohnungsnot ist zu einer sozialen Wirklichkeit geworden, die gesellschaftspolitisches Konfliktpotenzial birgt“, warnte Caritas-Präsident Peter Neher. Zu dieser Problematik habe beigetragen, dass die Zahl sozial gebundener Wohnungen in den vergangenen Jahren drastisch gesunken sei und zu wenig bezahlbarer Wohnraum gebaut wurde, vor allem für Familien und untere Einkommensgruppen. „Wenn die Zusammensetzung im Quartier zunehmend durch den Geldbeutel bestimmt wird, führt dies zum Auseinanderdriften von Milieus und schwächt den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
Es sei daher zu begrüßen, dass die Große Koalition mit einer Wohnraumoffensive dem Schutz vor unbotmäßigen Mieterhöhungen und dem Baukindergeld für junge Familien Abhilfe schaffen wolle. Auch die Entscheidung, dass der Bund in den Jahren 2020/2021 die Länder mit zwei Milliarden Euro dabei unterstützen wolle, in den Bau von Sozialwohnungen zu investieren, werde begrüßt. „Wichtig ist, dass diese Gelder von den Ländern an die Kommunen ungeschmälert weitergegeben und zweckgebunden verwendet werden“, so Neher.
Eine schnelle Lösung sei bei einem solch komplexen Thema nicht zu erwarten. „Zu erwarten und zu fordern ist aber, dass Bund, Länder und Kommunen entschlossen handeln, um zu verhindern, dass Wohnraum zu einem Luxusgut wird.“ (PM/kna/clm)