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DERNBACH, 25.09.2018

Warum Katharina ihrer Zeit voraus war

Katharina Kasper war in vielem ihrer Zeit voraus, schreibt Schwester Gottfriedis. Auch habe es für Katharina bei Nächstenliebe, Bildungsarbeit und Krankenpflege keine Konfessionsgrenzen gegeben. Die einfache Frau aus dem Westerwald sei aus vielen Gründen eine moderne Heilige.

Katharina Kasper war in vielem ihrer Zeit voraus. Sie würde wohl heute Friedens- und Naturschutzbewegungen angehören, schreibt Schwester Gottfriedis über die Gründerin der Armen Dienstmägde Jesu Christi. Vor allem aber ihr großes Gottvertrauen mache sie zu einer „für uns Heutige wegweisenden“ Heiligen, schreibt Schwester Gottfriedis, die sich seit vielen Jahren intensiv mit der Biographie Katharina Kaspers beschäftigt.  Auch habe es für Katharina bei Nächstenliebe, Bildungsarbeit und Krankenpflege keine Konfessionsgrenzen gegeben. Die einfache Frau aus dem Westerwald sei aus vielen Gründen eine moderne Heilige.

Katharina Kasper - Eine biographische Skizze von Sr. Gottfriedis von den Armen Dienstmägden Jesu Christi:

„Katharina Kasper wurde am 26. 05. 1820 in Dernbach, damals Diözese Trier, heute Limburg, als siebtes Kind des Kleinbauern Heinrich Caspar und seiner Ehefrau Catharina geb. Fasel, geboren. Am 8. Mai 1826 wurde Katharina in Dernbach eingeschult, kein volles Jahrzehnt nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht in ihrer Heimat Nassau durch das Nassauische Schuledikt von 1817[1]. Damals war es in ländlichen Bezirken allgemein üblich, die Schulkinder im Sommer weitgehend vom Schulunterricht freizustellen, damit sie bei der Feldarbeit helfen konnten. Für Katharina verminderte sich die Dauer des Schulbesuches außerdem noch durch häufiges Kranksein.

In ihrem Heimatdorf Dernbach bei Montabaur lernte Katharina schon früh die Not der armen Landbevölkerung kennen. Der Boden des Westerwaldes war karg, das Klima rauh. Zudem verringerten im 19. Jahrhundert nicht selten Missernten das Einkommen der Bevölkerung des Westerwaldes[2]. In dieser Lage war es schon früh Katharinas Ziel, die körperliche und seelische Not der Menschen in ihrer Umgebung durch tatkräftige Hilfe zu lindern[3]. Neben ihrem persönlichen Einsatz sah sie die Gründung eines Vereins als einen Weg an, dieses Ziel zu erreichen[4]. Das Anliegen dieser Gründung gibt sie folgendermaßen an: „Der Zweck unseres Vereins ist Ausbreitung der Tugend durch Beispiel, Belehrung und Gebet.“

Praktische Nächstenliebe und ein Leben aus dem Glauben

Damit stellte sie ihr wichtigstes Bestreben, Hilfe zu geben für ein Leben im christlichen Geiste, an die Spitze. Aber auch die beiden anderen Aspekte, die ihr ein Leben lang wichtig blieben, benennt sie hier. Die Mitglieder des Vereins sollten durch ihr Beispiel wirken, d. h. auch durch praktische Nächstenliebe, und sie sollten das Gebet pflegen, worunter Mutter Maria immer ein Leben aus dem Glauben verstand, ein Leben, in dem - wie sie es in der Sprache ihrer Zeit formulierte - das Bemühen um „persönliche Heiligung“ Vorrang hatte.

Am 15. August 1851 legten Katharina und vier ihrer Gefährtinnen in Wirges vor dem Bischof ihre Gelübde ab[5]. 1852, anlässlich der ersten Exerzitien, erhielten die jungen Frauen ihre Ordensnamen, und zwar wurde Katharina seitdem Maria genannt.[6] Aufgrund ihrer Position als Leiterin des Werkes führte sie den damals für Generaloberinnen allgemein üblichen Titel „Mutter“.  

Wille Gottes war oberste Richtschnur  

Stets war es Katharinas Bestreben, ihre Amtsführung in Einklang zu bringen mit den Weisungen der Kirche. Dieses Bemühen spiegelt sich besonders in ihrem Verhältnis zum jeweiligen Diözesanbischof. Bis zu seinem Tode sah sie in Bischof Peter Joseph Blum den eigentlichen Leiter der Gemeinschaft, dessen Zustimmung sie in allen bedeutsamen Fragen suchte. Das geschah jedoch nicht aus dem Bestreben, die eigene Verantwortung an den Bischof abzugeben. Sie war vielmehr stets bemüht, seiner Urteilsbildung dadurch eine Basis zu schaffen, dass sie ihm alle erforderlichen Informationen ausführlich vorlegte. Erst am Ende eines solchen Prozesses, nicht aber an dessen Beginn, fügte sie sich jeweils der Entscheidung des Bischofs, und zwar weil sie in ihm ihren geistlichen Begleiter sah, der ihr als Bischof zur Seite stand, wenn es darum ging, den Willen Gottes zu erkennen. Dieser Wille Gottes war für sie die oberste Richtschnur ihres Handelns.

Am 1. Juni 1870 wurde die Gemeinschaft durch die Approbation der Satzungen durch den Vatikan zu einer Gemeinschaft päpstlichen Rechtes.

Mehr als 1700 Schwestern weltweit

Bei der Ausbreitung der Gemeinschaft handelte die Generaloberin nicht nach einem  von ihr selbst erstellten Plan, sondern sie nahm stets nur dann eine Neugründung vor, wenn ein entsprechender Ruf an sie ergangen war. Bereits 1855 wuchs die Kongregation mit der Gründung der ersten Niederlassung in der Erzdiözese Köln über die Bistumsgrenze hinaus.

Maria Katharinas Sorgen und Mühen mehrten sich in dem Maße, wie die Gemeinschaft wuchs. Bis zuletzt sah sie von sich selbst völlig  ab und lebte nur für Gott und ihr Werk. Alles und jedes stand für sie in Beziehung zum „heiligen Willen Gottes.“ Als Maria Katharina Kasper am 2. Februar 1898 starb, gehörten 1725 Schwestern zur Kongregation der Armen Dienstmägde Jesu Christi, die in 193 Niederlassungen wirkten, und zwar in 152 deutschen Filialen, 28 amerikanischen, 4 holländischen, 2 englischen und 7 böhmischen[7].

Aber für Mutter Maria war nie das personelle und territoriale Wachstum der Kongregation bedeutsam. Was für sie zählte, fasste sie einmal in einem Brief folgendermaßen zusammen: „Ich möchte so gerne sehen, dass man so ruhig, demütig und schlicht in Ruhe wirkt und arbeitet im hl. Berufe, in Friede und Eintracht zuerst an unserer Heiligung, weil man erst dann befähigt wird, am Heile des Nächsten Mitarbeiterin sein zu können, an dem Wohl und Wehe des Mitmenschen.“(Band I, Brief 114 der Edition ihrer Schriften) Damit formuliert sie noch einmal ausführlich, was sie bereits vor Gründung der Kongregation zum Programm ihres damaligen Vereins erhoben hatte.

Für uns Heutige ist die Geistesart Katharina Kaspers wegweisend. Das unterstreicht ja auch ihre Heiligsprechung durch die Kirche.

Ihrer Zeit in vielem voraus

Katharina war in vielem ihrer Zeit voraus. Für sie gab es schon im 19. Jahrhundert keine Konfessionsgrenzen, mit großer Selbstverständlichkeit stand sie mit Vertretern anderer Religionen und auch mit Ungläubigen in Beziehung. Auch Katharinas enge Beziehung zur Natur und deren Gaben zeigt sie als einen Menschen, der auch noch heute wegweisend ist. Ähnlich wie sich Katharina im gewissem Sinne modernen Naturschutzbewegungen verschiedener Art zuordnen ließe, kann man sie auch mancher Friedensbewegung unserer Zeit zuordnen. Beispielhaft und für Menschen unseres Jahrhunderts bedeutungsvoll waren auch ihre Dankbarkeit und ihr unbegrenztes Gottvertrauen. Immer wieder fordert sie in ihren Briefen zur Dankbarkeit auf.

„Danken wir dem lieben Gott immerdar. Nichts kommt von ungefähr, alles kommt vom Höchsten her“, (Brief 105) sagt sie alles umfassend.

Unbegrenztes Gottvertrauen

Fast noch bedeutsamer für den heutigen Menschen ist es, sich mit Katharinas unbegrenztem Gottvertrauen bekannt zu machen. Am 27. Februar 1853 informiert sie Bischof Blum über den personellen Stand ihrer Gemeinschaft: „Es sind jetzt alle Novizinnen da. Sie haben alle einen schönen Eifer. … Mit  Novizen und Schwestern sind wir zu 20, mit Kindern und alle zusammen 38. Werden Sie aber nicht unruhig, daß wir nicht zum Leben hätten, denn ich bin ja nicht schuld und Sie auch nicht. Wenn er sie hierher führt, so wollen wir das Vertrauen haben, daß er es auch an dem Notwendigsten nicht fehlen läßt, oder wenn es auch mal fehlen sollte, es wir ruhig ertragen können. (Brief 4)

Fragt man sich, ob die einfache Frau aus dem Westerwald, die im 19. Jahrhundert lebte, uns Heutigen noch etwas zu sagen hat, genügt eigentlich der Hinweis auf ihr Gottvertrauen, auf diese Frage eine überzeugende Antwort zu geben.“                  
 

[1]Zitiert in Gensike, Helmuth u.a.Heimatchronik des Westerwaldes, Kulturelles Leben und Bildungsstätten, Köln 1978, S.104.

[2] Vgl. Th. Nipperdey, Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte, 1800 - 1866, S. 147.

[3] Vgl. Apostolischer Prozeß, Summarium, S. 149 f, zitiert in: Pütz, Schw. Rogatia, Das Werk der Dienerin Gottes Maria Katharina Kasper.

[4] Vgl. Chronik Wittayer, Teil I, S. 1.

[5] Vgl. Chronik Wittayer, Teil I,  S. 23.

[6] Vgl. Schwesternverzeichnis I, Nr. 1 - 5.

[7] Vgl. Statistik der Generalsekretärin, Archiv des Generalates.

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