LIMBURG, 28.01.2019
Appell zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Glauben
Vom Spannungsverhältnis zwischen Glauben und Kirche über die Notwendigkeit der Bildung von Großpfarreien bis hin zur Auseinandersetzung mit dem Thema Frauenordination: Bischof Dr. Georg Bätzing hat am Freitag, 25. Januar 2019, auf viele Fragen von Oberstufenschülern der Limburger Marienschule geantwortet. „Wir freuen uns sehr über ihre Bereitschaft, sich mit den kritischen Fragen unserer Schülerinnen und Schüler auseinanderzusetzen“, begrüßte die Schulleiterin Henrike Zilling den Limburger Bischof sowie die Oberstufenschüler in der Aula der Marienschule.
„Priester war schon immer mein Berufswunsch und das hat sich im Laufe meines Lebens auch nie geändert“, erinnerte sich Bätzing rückblickend. Er sei in ein sehr katholisches Elternhaus geboren worden, weshalb er auch schon früh in der Kirche aktiv gewesen sei. „Als ich dann entschloss, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen, herrschte wegen des Zölibats natürlich erstmal Unruhe zu Hause. Aber ich hatte das große Glück, dass ich die Entscheidung alleine treffen durfte und meine Familie diese auch akzeptierte“, antwortete Bätzing darauf, wie seine Familie auf die Entscheidung für ein zölibatäres Leben reagiert habe.
Im Hinblick auf seinen Amtsvorgänger erkundigten sich die Moderatorinnen, inwiefern es schwer für ihn gewesen sei, das Erbe Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elsts anzutreten. „Für mich war dieser Weg leicht und schwer zugleich“, erläuterte der Bischof. „Aber ich habe mich von Anfang an auf das Bistum Limburg gefreut. Die Menschen hier sind offen und herzlich. Daher ich bin meiner Sendung mit Freude gefolgt, auch wenn mir natürlich klar war, dass eine große Aufgabe vor mir liegt.“
Bätzing wurde auch auf Probleme wie die sinkenden Gottesdienstbesucherzahlen angesprochen. Die Kirche müsse den Menschen attraktive Angebote machen, es aber einer überzeugten Entscheidung des Einzelnen bedürfe, diese anzunehmen, erklärte der Bischof. Seiner Meinung nach müsse die Kirche mehr Berührungspunkte zu den Familien aufbauen und in Kitas und Schulen noch präsenter sein, um den Kindern und Jugendlichen die „Schönheit Gottes“ zu vermitteln. „Wir müssen unsere Ressourcen einfach anders verteilen, um junge Menschen zu erreichen. Zugleich müssen wir als Kirche auch für deren Eltern attraktiver werden, damit sie sich wieder mit Gott befassen und den Glauben an die nachfolgenden Generationen weitergeben können.“, plädierte der Bischof angesprochen auf den Priestermangel und die Bildung von Großpfarreien. In Bezug auf Letzteres sei er ein „Überzeugungstäter“, da er den seit 2012 eingeschlagenen Weg für wichtig und richtig halte. Gleichwohl sei er sich darüber im Klaren, dass es in diesem Kontext auch zu Verletzungen gekommen sei, die es aufzuarbeiten gelte.
In einer Umfrage unter Schülerinnen und Schüler gaben lediglich 20 Prozent der Jugendlichen an, regelmäßig Gottesdienste zu besuchen. Mehr als die Hälfte bezeichnete sich als gläubig. Der Bischof zeigte sich über diese Quote sehr erfreut: „Es ist toll, dieses Ergebnis zu sehen. Am Ende des Tages ist der Glaube genau das, was die Menschen unterscheidet. Glaube resultiert immerhin aus der Erkenntnis und Wahrnehmung von Gottes Existenz und das ist etwas Überragendes.“ Aufgrund der sinkenden Zahlen, die auch, aber nicht nur mit dem demographischen Wandel in der Gesellschaft in Verbindung stünde, sei es für die Katholiken wichtig, eine starke Verbindung zur Kirche und zu Gott auch über den Gottesdienst hinaus aufzubauen und zu erhalten. In diesem Zusammenhang bezeichnete Bätzing Migranten als „großartige Bereicherung“ und er machte deutlich, dass Vielfalt die Kirche beleben und solche Bande fördern könnten. „Unsere Pfarreien sind nicht nur durch den Pfarrer oder die priesterlichen Mitarbeiter lebendig, sondern insbesondere durch den Geist und die Motivation der Gläubigen, in einer Gemeinschaft zu agieren.“ (pm/clm)
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