!-- Matomo -->
Suchwort eingeben

FRANKFURT, 23.12.2019

Bartholomäus ins rechte Licht gerückt

Schlicht und schön: die Wahlkapelle im Kaiserdom ist renoviert und zeigt einen besonderen Schatz.

Sie ist klein und eher schmucklos – und doch ein Schatzkästlein mit immenser historischer Bedeutung: die so genannte Wahlkapelle im Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus.  1438 bis 1806 wurden in der Seitenkapelle rechts vom Hochaltar die Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation gewählt.

Nach einem halben Jahr umfassender Renovierung wurde die kleine Kapelle am Montag, 23. Dezember, wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Schon um 8 Uhr hatte Stadtdekan Johannes zu Eltz dort wieder die erste Werktagsmesse gefeiert.

Die Kapelle wurde nicht nur von Staub und Schmutz vergangener Jahrzehnte befreit. Der Altar wurde gemäß den Bestimmungen des Zweiten Vatikanischen Konzils von der Wand abgerückt, sodass der Priester ihn nun umrunden kann. Eine neue kleine Orgelempore aus passendem Mainsandstein wurde geschaffen und neue Stühle für die 42 Plätze des Kirchraums angeschafft. Außerdem erhielt der Raum ein neues Beleuchtungskonzept, das den Eindruck massiv verändert. Vor allem aber ist jetzt die kostbare Reliquie des Heiligen Bartholomäus endlich ins rechte Licht gerückt: In einer Glasvitrine ist sie nun unterhalb des gotischen Flügelaltars jederzeit zur Verehrung und zum Gebet zugänglich.

Ort mit historischer Bedeutung

Die Reliquie, ein Teil der Schädeldecke des Heiligen, wie die Kirche annimmt, wird seit rund 1000 Jahren im Dom aufbewahrt. Sie gilt als bedeutsamste Apostelreliquie nördlich der Alpen, hebt Kirchendezernent und Bürgermeister Uwe Becker am Montag bei der Präsentation des neuen Ambientes hervor. Bisher wurde die Reliquie nur zu ganz besonderen Gelegenheiten, etwa beim traditionellen Karlsamt im Januar, aus ihrem bisher unzugänglichen Platz im Südquerhaus des Domes geholt.

Dass die römisch-deutschen Könige und Kaiser in Frankfurt gewählt wurden, hatte Karl IV. mit der Goldenen Bulle im Jahr 1356 festgelegt. Nachdem man die Wahlen zunächst für Jahrzehnte an jeweils verschiedenen Orten in der Stadt abgehalten hatte, wurde 1438 schließlich die Wahlkapelle - der Kapitelsaal des St. Bartholomäus-Stifts – fertiggestellt.

Wo früher die Kurfürsten ihren König wählten, ist heute Raum für Ruhe und stilles Gebet. "Im Dom ist es rummelig dank der vielen Besucher“, sagt Stadtdekan zu Eltz, „hier finden die Gläubigen einen Ort des Gebets und der Anbetung.“

Kapelle für 260.000 Euro renoviert

Die Renovierung der Kapelle, für die der Architekt Christoph Mäckler, verantwortlich zeichnet,  hat rund 260.000 Euro gekostet, für die je zur Hälfte die Stadt Frankfurt als Eigentümerin der Kirche und das Bistum Limburg aufkommen. Dass der Stadt Frankfurt die Kirche gehört und sie daher auch für Renovierungskosten zahlt, geht auf einen in Deutschland einmaligen Vertrag zwischen Stadt und der katholischen Gemeinde Frankfurts aus dem Jahr 1830 zurück: die sogenannte Dotationsverpflichtung. Darin bindet sich die Stadt rechtlich daran, acht kirchliche Immobilien als Entschädigung für die Enteignungen in der Säkularisation " fortwährend in gutem Stand" zu halten.

Eine Verpflichtung, die Kirchendezernent Becker, der auch Frankfurts Stadtkämmerer ist, für angemessen hält: „Das ist auch ein Bekenntnis zur eigenen Kulturgeschichte“, betont er, „daran hält die Stadt fest."

Zum Anfang der Seite springen