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Eltville / Wiesbaden, 25.08.2025

Platz nehmen und Trost finden

Sonntags von 16 bis 18 Uhr erhalten Trauernde auf der Trostbank in Eltville ungewöhnlichen Beistand

Tod und Trauer sind immer etwas sehr Persönliches; etwas, bei dem es vielen schwer fällt, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Darin sind sich Barbara Schmidt und Christine Klaus einig, die sich von 2019 bis 2020 im Rahmen eines Pilotprojekts des Bistums Limburg in der Pfarrei St. Birgid Wiesbaden zu ehrenamtlichen Trauerbegleiterinnen ausbilden ließen. Beide haben die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, auf die Menschen zuzugehen, als darauf zu warten, angesprochen zu werden. „Es gibt da eine große Hemmschwelle bei den Menschen“, sagt Barbara Schmidt.

Aus diesem Grund haben sich die beiden engagierten Frauen dem Projekt „Trostbank“ angeschlossen. Seit August können Trauernde immer sonntags von 16 bis 18 Uhr auf dem Eltviller Friedhof auf der Trostbank Platz nehmen: hier stehen haupt- und ehrenamtliche Trauerseelsorgerinnen und -seelsorger Menschen in ihrer Trauer bei und schenken ihnen ein offenes Ohr. Das Pilotprojekt ist eine Kooperation zwischen der Stadt Eltville am Rhein und der Katholischen Region Wiesbaden | Rheingau | Taunus.

Gemütliche Kissen laden zum Sitzen ein

„Was für eine schöne Idee“, fand Christine Klaus, als sie davon hörte. Das wäre sicher auch etwas für St. Birgid, habe sie gedacht. Das könnte man mal ausprobieren, schloss sich Barbara Schmidt an. Dank eines Aufstellers und der zentralen Lage am Hauptweg ist die Trostbank gut zu finden. Gemütliche Kissen laden zum Sitzen ein. Beide Frauen hatten zu ihren Diensten noch Getränke und Plätzchen mitgebracht.

Einen klassischen Gesprächseinstieg gebe es nicht, denn Trauer habe viele Facetten, berichtet Klaus. Die einen seien wütend, andere fassungslos oder einsam, wieder andere mit der Situation überfordert. „Erst einmal muss man die Trauernden erzählen lassen und zuhören“, ist sich Schmidt sicher. Manchmal reiche schon ein Gespräch, oft gebe es danach aber auch regelmäßige Besuche. Zunächst werde natürlich viel über den oder die Verstorbene gesprochen, aber auch die Emotionen der Trauernden werden thematisiert.

Die Erinnerung an die schönen Momente wecken

Viel Fingerspitzengefühl ist im Anschluss gefragt. Welche Ressourcen zur Bewältigung bringt jemand mit? Braucht jemand konkrete Hilfe? Es helfe auch, sich an die schönen und guten Momente mit dem oder der Verstorbenen zu erinnern, so Klaus. Und dann sei da natürlich noch der Glaube und die Hoffnung auf die Auferstehung, die Halt geben, sagt Schmidt.

Trauerbegleitung ist ein herausforderndes Ehrenamt, das sich die beiden Wiesbadenerinnen ganz bewusst ausgesucht haben. Schon im Berufsleben arbeiteten beide nah am Menschen, Klaus als Kriminalbeamtin, Schmidt als Physiotherapeutin. „Außerdem haben wir beide eine klassische Kirchenlaufbahn gemacht“, verrät Klaus schmunzelnd. Kinderwortgottesdienstteam, Liturgiehelferinnen, Gremienarbeit, Ökumene, Katechetinnen und schließlich Trauerbegleiterinnen. Beiden gemeinsam ist aber auch, dass sie persönlich schon Trauererfahrungen gemacht haben und viel Halt im Freundeskreis, in der Familie und in der Gemeinde gefunden haben. Dafür sind beide sehr dankbar und diese Dankbarkeit möchten sie an andere weitergeben, die Trost und Hilfe nach dem Verlust eines geliebten Menschen suchen.

Anne Goerlich-Baumann

Redakteurin | Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

DIE TROSTBANK

Vom 3. August bis 26. Oktober 2025 ist immer sonntags von 16 bis 18 Uhr auf der Trostbank auf dem Eltviller Friedhof, Schwalbacher Straße 72, ein Trauerseelsorger oder eine Trauerseelsorgerin anzutreffen. Die Trostbank befindet sich rund hundert Meter hinter dem Haupteingang unter einer Kiefer, umrandet von einer Hecke rechts des Wegs. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der Stadt Eltville am Rhein und der Katholischen Region Wiesbaden | Rheingau | Taunus.

FLYER

Ehrenamtlicher Beerdigungsdienst und Trauerbegleitung in St. Birgid

Trauernde begleiten und Verstorbene beerdigen – lange war dies allein die Aufgabe von hauptamtlichen Seelsorgenden. Die Idee, auch Ehrenamtliche mit diesem wichtigen Dienst zu betrauen, entstand in St. Birgid im Rahmen eines Wochenendes des Pfarrgemeinderates. Daraus entwickelte sich wiederum ein Pilotprojekt des Bistums Limburg. Acht Ehrenamtliche absolvierten nach einer Bewerbung eine einjährige Qualifizierung, bei der sie sich intensiv mit den Themen Sterben, Tod und Trauerarbeit auseinandersetzten. Im Anschluss sammelten die Ehrenamtlichen bei Hospitanzen bei hauptamtlichen Seelsorgenden erste Erfahrungen. Christine Klaus und Barbara Schmidt wurden in der Trauerbegleitung tätig, sechs weitere Teilnehmerinnen sind auch im Beerdigungsdienst eingesetzt. Der Kurs wurde im Februar 2020 abgeschlossen.

In St. Birgid wird an jedem letzten Dienstag im Monat um 16 Uhr in den Räumen von Vitanas, Danziger Straße 70, ein Trauercafé angeboten. Trauernde Angehörige erhalten seit diesem Frühsommer nach der Beerdigung noch einmal ein Schreiben der Pfarrei, in dem sie eingeladen werden, die Angebote der Trauerbegleitung in Anspruch zu nehmen. Die Kontaktaufnahme zu den Trauerbegleiterinnen ist zudem über das Zentrale Pfarrbüro, 06122 588670 oder info@st-birgid.de, möglich.

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