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Frankfurt, 25.04.2025

Muttersprachliche Gemeinden erinnern sich

In Frankfurt leben Menschen aus der ganzen Welt - einer Welt, die Papst Franziskus gerne und viel bereist hat. Vertreter:innen aus vier muttersprachlichen Gemeinden erinnern sich, welche Wirkungen die Besuche in ihren Herkunftsländern hatten.

Zwölf Jahre war Franziskus Papst - und bereiste in dieser Zeit zahlreiche Länder auf der ganzen Welt. Mitglieder aus muttersprachlichen Gemeinden in Frankfurt blicken zurück auf Begegnungen und Papstreisen.

Indonesien - interreligiöser Dialog

Papst Franziskus hat bei den Menschen in Indonesien einen großen Eindruck hinterlassen. Mit seinem Tod am Montag, 21. April, haben viele Indonesier, unabhängig von ihrem religiösen Glauben, das Gefühl, dass die Welt einen ihrer großen spirituellen Führer verloren hat. Er inspirierte sowohl die katholische Minderheit als auch die muslimische Mehrheit, den Dialog zu verstärken und gemeinsame Herausforderungen anzugehen. 

Sein historischer Besuch in Indonesien im September 2024 war ein bedeutender Moment für die indonesische Bevölkerung im Allgemeinen. Seine Botschaft von Geschwisterlichkeit und Mitgefühl lässt viele Leute aufmerken, insbesondere in einem Land wie Indonesien, in dem kulturelle und religiöse Vielfalt eine zentrale Rolle spielen. Indonesien als das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit hat eine lange Tradition des Dialogs zwischen den Religionen.

In seinem Gespräch mit dem Groß-Imam Nasaruddin Umar in der Istiqlal-Moschee, Jakarta, hat er auch die Bedeutung des interreligiösen Dialogs betont, um Extremismus und Intoleranz zu bekämpfen und gegenseitigen Respekt und Vertrauen zwischen den Religionsgemeinschaften aufzubauen. Der Papst hat auch die Notwendigkeit unterstrichen, Vorurteile abzubauen, was von vielen als ein wichtiger Schritt für die Förderung des Friedens angesehen wurde.

Ein symbolischer Moment war die Anmerkung zum „Tunnel der Freundschaft“, der die Istiqlal-Moschee mit der nahegelegenen Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale in Jakarta verbindet. Dieser Tunnel steht für die Verbindung und den Dialog zwischen den Religionen: „Als Gläubige, die wir verschiedenen religiösen Traditionen angehören, haben wir eine Aufgabe zu erfüllen: Wir müssen allen helfen, den Blick beim Durchqueren des Tunnels auf das Licht zu richten. So können wir am Ende des Weges in denjenigen, die neben uns gegangen sind, einen Bruder, eine Schwester erkennen, mit denen wir das Leben teilen und gegenseitige Hilfsbereitschaft üben können,“ sagte der Papst in seine Ansprache.

Ich hoffe, dass diese bedeutungsvolle Botschaft des Papstes von den indonesischen Völkern wahrgenommen wird, insbesondere im gegenseitigen Respekt der religiösen Überzeugungen, um ein friedvolles und harmonisches Leben zu erreichen.

Pater Agustinus Kani, CS, Indonesische Gemeinde in Frankfurt

Nationalwallfahrt der Slowaken nach Rom im Heiligen Jahr: Ein unvergessliches Erlebnis 

Vom 2. bis 6. April 2025 haben rund 4000 Menschen an der Nationalpilgerfahrt nach Rom im Rahmen des Heiligen Jahres teilgenommen. Besonders für die Teilnehmer aus Frankfurt war es ein bedeutendes Ereignis – insgesamt zwölf Menschen aus der Slowakischen Gemeinde in Frankfurt waren dabei, um die ewige Stadt zu erleben.

Ein besonderes Highlight war Gottesdienst am Petersplatz am Sonntag, dem 6. April, als wir unerwartet die Gelegenheit hatten, Papst Franziskus persönlich zu sehen.

Für die Slowaken war Papst Franziskus ein Hoffnungsträger. Im Jahr 2021 besuchte er noch die Slowakei und ermutigte die Menschen in unserem Land mit seinen Worten. Seine Botschaft der Barmherzigkeit, Solidarität und Hoffnung hat vielen Gläubigen neuen Mut gegeben und sie auf ihrem Glaubensweg bestärkt. Dieses Erlebnis bleibt für alle Beteiligten unvergesslich und zeigt, wie wichtig solche Begegnungen in der heutigen Zeit sind.

Juraj Sabados, Pfarrer der Slowakischen Gemeinde

Aufgerufen, Gestalter der Gegenwart zu sein

Kolumbien ist seit jeher von den Geißeln der Gewalt und der Korruption betroffen – beides Ursachen einer immer weiter zunehmenden Armut. Papst Franziskus hatte stets ein ermutigendes Wort für die Schutzlosesten, eine liebevolle Geste für jene, die an den Rand gedrängt werden, und einen Aufruf an uns alle, in ihnen das Antlitz Jesu zu erkennen und entsprechend zu handeln. 

Zugleich war der Papst auch ein leidenschaftlicher Verfechter der Jugend. Wir Jugendlichen der spanischsprachigen Gemeinde in Frankfurt hatten im Jahr 2016 die Gelegenheit, gemeinsam nach Krakau zu reisen, und erinnern uns noch mit Zuneigung an seinen Aufruf, keine „Sofa-Jugendlichen“ zu sein – bequem in unserer Komfortzone verharrend. Er forderte uns auf, Gestalter der Gegenwart und Erbauer der Kirche zu sein, die Christus sich für die Welt wünscht. Auch so werden wir ihn in Erinnerung behalten, im Einklang mit seinem Appell 2013 in Rio de Janeiro, als er den Jugendlichen zurief: 'Macht Lärm!'

Viviana Rodríguez, Spanischsprachige katholische Gemeinde

Stimme aus dem Libanon

Für uns als libanesische Christen, sowohl im Heimatland als auch in der Diaspora, war Papst Franziskus ein Hirte, der mit Klarheit und Mut gesprochen hat – besonders dann, wenn andere geschwiegen haben.

Er war eine Stimme der Hoffnung inmitten der politischen Lähmung, der wirtschaftlichen Not und der wachsenden Auswanderung unserer Jugend. Seine unermüdlichen Appelle für den Libanon – als „Botschaft“ des friedlichen Zusammenlebens und der Religionsfreiheit – haben uns tief bewegt und gestärkt. In einem Gebetstag im Vatikan rief er die christlichen Kirchen des Landes zusammen, um ein Zeichen der Einheit zu setzen. Und auch in seinen politischen Appellen erinnerte er die internationale Gemeinschaft daran, dass der Libanon mehr ist als ein Krisenstaat: Er ist ein geistiges und kulturelles Erbe für die ganze Menschheit.

„Das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Religionen prägt die Identität des Libanon und ist ein Schlüssel für den Frieden im Nahen Osten.“
(Papst Franziskus, Dezember 2024)

Nach der Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 zeigte er unmittelbare Nähe: Mit konkreter Hilfe, mit Gebeten und mit der prophetischen Mahnung, das Gemeinwohl über jede Parteipolitik zu stellen. Und zuletzt, angesichts der Eskalation an der Südgrenze, verurteilte er unmissverständlich jede Gewalt und erinnerte an das tief verletzte libanesische Volk, das nach wie vor Hoffnung sucht.

Auch seine persönliche Beziehung zur maronitischen Kirche bleibt unvergessen: Als Erzbischof von Buenos Aires feierte er in der maronitischen Kirche St. Maron in Argentinien die Eucharistie in einer maronitischen Messgewandung, geschmückt mit dem Kreim Kreuz – ein kraftvolles Zeichen seiner Wertschätzung für die spirituelle Tiefe unserer östlichen Traditionen. Die Väter der libanesischen Mission in Argentinien berichten von einer engen, vertrauensvollen Beziehung zu ihm, geprägt von echtem Interesse und tiefer geistlicher Verbundenheit.

Für die Maronitenmission war Papst Franziskus ein Pontifex – ein Brückenbauer zwischen Ost und West, zwischen Rom und Antiochien, zwischen Evangelium und Welt. Er war nicht nur Papst der Weltkirche, sondern ein Bruder im Glauben, der unsere Wunden kannte – und uns dennoch zur Hoffnung geführt hat.

Maronitenmission Frankfurt

Aus dem Nachruf der Stadtkirchenleitung

"Uns bewegt, dass Papst Franziskus in seinem Schreiben Evangelii gaudium besonders die Möglichkeiten von Christsein in der Stadt betont: Es gehe darum, die Stadt mit dem Blick des Glaubens zu erkennen, der Gott entdecke, der in ihren Häusern, auf ihren Straßen und Plätzen wohne. Diese Gedanken halten wir für unsere katholische Stadtkirche in Frankfurt für bedeutsam."

Aus dem Nachruf der Stadtkirchenleitung - der gesamte Nachruf kann hier nachgelesen werden

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