Frankfurt
Den Schmerz nicht aussparen
Schmerz ist zu einer Signatur unserer Zeit geworden. Das sagte Milad Karimi, Religionsphilosoph, Islamwissenschaftler und Autor, am Montagabend im Haus am Dom. „Wir alle empfinden tagtäglich Schmerz, nicht nur körperlich und seelisch, sondern wenn wir uns mit der Welt befassen, die uns umgibt. Sei es politisch, global, regional – es schmerzt das Unrecht, es schmerzen Gewalterfahrungen, Kriege, rechtspopulistisches Erstarken. Auf diesen Schmerz gibt es keine einfachen Antworten.“
Milad Karimi hat mit Pater Anselm Grün ein Buch genau darüber geschrieben. „Den Schmerz verwandeln“ heißt es und ist 2024 im Vier-Türme-Verlag erschienen. Ein interreligiöser Dialog über Schmerz und Heilung auf 128 Seiten. Dafür werfen sie einen tiefen Blick in die Bibel und in den Koran: Anhand von Abraham, Mose, Maria, Jesus und anderen schmerzvollen „Figuren“ zeigen Grün und Karimi, dass die Erlösung von Schmerz nur gelingt, wenn man nicht dagegen ankämpft, sondern versucht, freundschaftlich mit dem eigenen Leid umzugehen und sich mit ihm auszusöhnen. Denn nur was wir annehmen, kann verwandelt und damit zu einer neuen Chance im Leben werden.
Nun haben die beiden Autoren ihr Buch „Den Schmerz verwandeln“ im Haus am Dom vorgestellt. Dabei zitierte Pater Anselm Grün Hildegard von Bingen mit ihrem Ausspruch: „Die Kunst der Menschwerdung besteht darin, die Wunden in Perlen zu verwandeln.“ Diese Annahme sei für ihn Voraussetzung jeder Begleitung: „Ich kann nur jemanden begleiten, wenn ich darauf hoffe, dass dieser Schmerz, den er erlebt hat, ihn wertvoll macht, weil er ihn aufbricht für ihn selbst und für neue Möglichkeiten des Lebens.“
Im Video unten kann das von Studienleiter Johannes Lorenz moderierte Gespräch angesehen werden.
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