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Frankfurt, 30.10.2025

Kampf gegen Schikanen und Bedrohung

Die Deutsche Brigitte Hahn-Michaeli lebt seit 40 Jahren in Israel. Im Haus am Dom hat sie nun sehr persönlich die immer schwieriger werdende Lage palästinensischer Schafhirten im Norden des Westjordanlandes beschrieben.

Die Situation in der Westbank wird zunehmend schlimmer, die Siedlerattacken nehmen in ungeahntem Ausmaß zu, während die Armee und Polizei tatenlos zuschauen. Viele Shepherd Communities haben schon ihr Land und ihren Weidegrund verlassen, weil sie und ihre Familien unter dem Terror der Siedler nicht mehr leben konnten. Die Siedler beanspruchen mittlerweile ca 99 Prozent des Weidelandes der Palästinenser für sich. 

Brigitte Hahn-Michaeli  ist Deutsche und lebt seit 40 Jahren in Israel. Sie hat 34 Jahre im Hochschuldienst gearbeitet und war Dozentin für Deutsch als Fremdsprache am “Technion - Israel Institute of Technology” in Haifa. Seit über 10 Jahren ist sie in Gruppen tätig, die palästinensiche Shepherd Communities gegen die Vertreibung und Angriffe von Siedlern schützt. 

Bei einer Veranstaltung im Haus am Dom hat sie nun über die Lage im israelisch besetzten Westjordanland und die Tätigkeit der von ihr mitgegründeten Hilfsorganisation „Jordan Valley Activists“ gesprochen. Sie beschrieb mit Filmaufnahmen und einem persönlichen Erfahrungsbericht die immer schwieriger werdende Lage palästinensischer Schafhirten im Norden des Westjordanlandes. Während die Hirten noch vor zehn Jahren ihre Herden in größeren Teilen des Gebiets weiden lassen konnten, wird das Leben der Familien mittlerweile durch von Siedlern gezogenen Zäune, die Zerstörung von Wohnstätten und Wassertanks, Beschlagnahme von Tieren und durch körperliche Gewalt zunehmend erschwert. Vorhandene Besitzurkunden der Palästinenser werden dabei ignoriert. Die israelische Armee, die früher Übergriffe der Siedler schon mal verhinderte, bleibt inzwischen passiv oder schikaniert die Opfer. Vor kurzem wurde einer der Hirten zum Beispiel willkürlich verhaftet und von Soldaten mit Zigaretten gefoltert. Darüber hinaus behindern die zahlreichen Kontrollposten, an denen Palästinenser oft stundenlang warten müssen, den Schulbesuch der Kinder, die ärztliche Versorgung und jede wirtschaftliche Aktivität, so dass in den letzten Jahren viele Familien aufgegeben haben und in die Städte gezogen sind.

Versuch, die Siedler zu schützen

Unter diesen harten Bedingungen versucht die Organisation „Jordan Valley Activists“, die aus israelischen Freiwilligen besteht, die Schafhirten finanziell zu unterstützen und sie durch Präsenz vor Ort gegen Siedlergewalt zu schützen.

Die Gruppe existiert seit ca. neun Jahren und arbeitet 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, in “protective presence”. Das bedeutet: Einige Mitglieder bleiben nachts bei den Hirtengemeinschaften in ihren Zelten und tagsüber begleitet man die Schafhirten auf ihren immer kleiner werdenden Weidegängen. Die Aktivist:innen vermeiden gewalttätige Situationen und handeln ausschließlich in Absprache mit den Hirten. Die Anwesenheit israelischer Begleiter:innen und die sorgfältige Dokumentation der Situation hilft, Angriffe der Siedler zumindest zu reduzieren.

Hilfe durch Spenden

Spenden für ihre Arbeit sind notwendig und erwünscht. In dem von Dr. Joachim Valentin (Haus am Dom) und Gerhard Keller von der Organisation „Wahrheitskämpfer-Mahnmal der Pressefreiheit“ moderierten Publikumsgespräch wurde die Erkenntnis formuliert, dass eine echte Verbesserung der palästinensischen Lebensbedingungen nicht ohne starken Druck des Auslands auf Israel möglich sein werde.

Zu Beginn des Abends stellten Gerhard Keller und Susanne Köhler von „Wahrheitskämpfer-Mahnmal der Pressefreiheit“ drei Beispiele vor für die fast 250 palästinensischen Journalist:innen, Kameraleute und anderen Medienschaffenden, die in den letzten zwei Jahren in Gaza von der israelischen Armee getötet wurden. Diese Opferzahl ist die mit Abstand höchste in einem Konflikt seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Text: Thomas Ormond / Gerhard Keller / Anne Zegelman

Die Jordan Valley Activists

Die "Jordan Valley Activists" sind eine Gruppe israelischer Freiwilliger, deren Ziel es ist, palästinensischen Hirtengemeinschaften zu helfen, ihre Lebensweise aufrechtzuerhalten und sie vor illegalen Aktivitäten wie Schikanen durch israelische Siedler und Behörden zu schützen. Weitere Informationen gibt es hier: https://www.jvact.org 

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