Limburg, 17.03.2025
Trauer um Karl Wagner
Karl Wagner wurde am 1. Januar 1934 in Probbach im Westerwald geboren. Sein Vater, der Schuhmacher war und mit seiner Frau eine kleine Landwirtschaft betrieb, wurde im Jahr 1939 zum Militär eingezogen und kam erst im Herbst 1946 aus der Gefangenschaft zurück. Zunächst besuchte Karl Wagner die örtliche Volksschule, danach die Handelsschule in Weilburg. Im Jahr 1950 wechselte er an das Gymnasium in Weilburg. Im Alter von 15 Jahren kam in ihm während der Predigt seines Heimatpfarrers über das Evangelium vom Guten Hirten erstmals der Gedanke auf, ob Gott ihn zum Priester beruft. Der Wechsel auf das Gymnasium stellte für seine Eltern eine erhebliche finanzielle Belastung dar, aber Karl Wagner war ein begabter Schüler, konnte die Schulzeit verkürzen und legte im März 1955 die Abiturprüfung ab. Anschließend begann er das Studium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt. Zwei Semester verbrachte er an der Universität München, wo ihn besonders Romano Guardini beeindruckte. Einer seiner Professoren wollte ihn dazu bewegen, eine Promotion anzuschließen, aber Karl Wagner hielt dies für unnötig – als Priester, so sagte er damals, wolle er in der Seelsorge, nicht in der Wissenschaft tätig sein.
Am 8. Dezember 1960 spendete ihm Bischof Dr. Wilhelm Kempf die Priesterweihe. Anschließend war Karl Wagner bis Mitte Februar 1961 als Seelsorgspraktikant in der Pfarrei Frankfurt-Zeilsheim eingesetzt. Es folgten Kaplansstellen in Bad Homburg-Kirdorf (10. April 1961 bis 14. Juni 1964) und in der Pfarrei St. Bernhard in Frankfurt (15. Juni 1964 bis 14. März 1968). Zum 15. März 1968 erhielt Kaplan Wagner seine erste Pfarrei und wurde Pfarrer von St. Josef in Schönberg im Westerwald. Drei weitere Mitbrüder seines Weihekurses übernahmen zur gleichen Zeit Pfarreien in der Nachbarschaft. Unter den Pfarreien und denen, die dort in der Seelsorge tätig waren, entwickelte sich rasch ein enger Austausch. Was später im Bistum überall die Regel sein sollte, wurde hier bereits erprobt und bewährte sich als zukunftsweisendes Modell. In Schönberg fühlte Karl Wagner sich – wie er später einmal sagte – „wie ein Fisch im Wasser“, auch weil seine Eltern, denen er viel verdankte, in dieser Zeit Anteil an den Festen und besonderen Ereignissen in der Pfarrei nehmen konnten. Unterstützung fand er ab diesen Jahren durch Frau Magda Link, die ihm für die nächsten knapp 50 Jahre treu den Haushalt führen sollte und deren Dienst er außerordentlich wertschätze. Solange es ging, besuchte er sie noch in den letzten Jahren in Dernbach.
Überpfarrliche Aufgaben und Ökumene
Seine Mitbrüder wählten ihn mehrfach in überpfarrliche Aufgaben; so war er von Mitte Februar 1971 bis Ende Januar 1979 stellvertretender Dekan des Dekanats Marienberg und von Anfang April 1972 bis Ende Juli 1986 Bezirksdekan des Bezirkes Westerwald. Die vielen Konferenzen, an denen er teilnahm und die er leitete, weiteten seinen Blick auf Fragen der Pastoralplanung. Zum 1. Juni 1981 übertrug ihm der Bischof die Pfarrei St. Peter und Paul in Höhr-Grenzhausen. Fünf Jahre lang, bis zum 31. Juli 1986, war Pfarrer Wagner dort mit großem Engagement, auch im ökumenischen Austausch, tätig.
Bischof Dr. Franz Kamphaus bat ihn, die Leitung des Dezernats Grundseelsorge im Bischöflichen Ordinariat zu übernehmen. Pfarrer Wagner zögerte zunächst, trat dann aber zum 1. Au-gust 1986 seinen Dienst an und wurde zum Ordinariatsrat ernannt. Wohnung nahm er im leerstehenden Pfarrhaus in Steinefrenz. Dort und in den umliegenden Pfarreien half er am Wochenende als Vertretungspriester aus. In seiner Zeit als Dezernent fielen wichtige Entscheidungen, die die pastoralen Strukturen des Bistums lange Zeit prägen sollten, etwa die Verstärkung der Großstadtseelsorge, die Umsetzung des Pastoralstruktur- und Personalplanes („PPP“) und die Einführung der Gemeindeleitung nach c. 517 § 2 CIC, die die Möglichkeit bot, Laien im pastoralen Dienst größere Verantwortung zu übertragen. Er selbst konnte als Leiter der Seelsorge bzw. später Leitender Priester mit diesem Modell in der Pfarrei St. Bartholomäus in Balduinstein von November 1993 bis Mitte April 1997 Erfahrungen sammeln. Zum 1. Januar 1988 wurde er unter die Kapitulare am Limburger Dom aufgenommen und spendete die folgenden Jahrzehnte im Bistum unzählige Firmungen. Ab Januar 1993 war er zusätzlich Stellvertreter des Generalvikars.
Umzug nach Limburg
Im selben Jahr zog er in eine der Wohnungen der Domkapitulare am Rossmarkt. Im Bischofsgarten verschaffte er sich ein Gartengrundstück und pflegte und bewirtschaftete es fachkundig, liebevoll und mit großer Geduld, auch später im Ruhestand. Allen war bekannt, dass er sich mit Obst und Gemüse bestens auskannte.
Zum 15. Mai 1997 wurde er Dompfarrer an der Kathedralkirche. Die Seelsorge in der alten Dompfarrei und in der jungen Pfarrei St. Hildegard, deren Leitender Priester er ab Dezember 2000 und deren Pfarrverwalter er ab September 2004 wurde, empfand er als spannend und fruchtbar. Wichtig war ihm in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit der evangelischen Gemeinde der Stadt. Dankbar war er für das große ehrenamtliche Engagement, das er an seinem neuen Wirkungsort vorfand und weiter förderte.
Verlässlich und bescheiden
All seine verschiedenen Aufgaben übte Domkapitular Wagner mit Frömmigkeit, Verlässlichkeit und Bescheidenheit aus. „Pfarrer Wagner“ war ihm die liebste Anrede. Die Begegnungen auf weltkirchlicher Ebene waren für ihn von hoher Bedeutung; von seinen Eindrücken in Brasilien, Indien, dem Heiligen Land und vielen weiteren Ländern sprach er oft.
Zum 1. September 2005 trat Domkapitular Wagner im Alter von 71 Jahren in den Ruhestand und wurde als Domkapitular emeritiert. Den Ruhestand verbrachte er in einer Wohnung neben dem Dompfarrhaus. Die örtliche Nähe zum Georgsdom bedeutete ihm viel. Oft feierte er dort die Eucharistie. Am 8. Dezember 2020 konnte er sein Diamantenes Priesterjubiläum begehen.
Mit zunehmender körperlicher Gebrechlichkeit zog er im Herbst 2024 in das Haus Felizitas in Limburg, wo er die letzten Monate gut umsorgt wurde. Mit Freude schaute er dort aus seinem Zimmer in Richtung der Heimat, dem Westerwald, wie er selbst mehrfach sagte. In persönlichen Erinnerungen schrieb er den Psalmvers „Auf schönem Land fiel mir mein Anteil zu“ nieder. Wo auch immer er war und wirkte, hatte er diese Grundeinstellung, in der Wertschätzung für alles, was einem geschenkt ist und immer mit Blick auf die große Barmherzigkeit Gottes, die er selbst im Herzen trug.
Das Requiem für den Verstorbenen wird am Freitag, 21. März 2025, um 10.30 Uhr im Limburger Dom gefeiert. Anschließend erfolgt die Beisetzung auf dem Domherrenfriedhof. Priester und Diakone sind eingeladen, in Chorkleidung teilzunehmen.