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Bad Homburg, 15.04.2025

Die Kunst 2784 Pfeifen in Einklang zu bringen

In St. Marien wird die Klais-Orgel komplett überarbeitet – Weihe am 21. Juni 2025

Wer das Innere einer Orgel betritt, taucht in eine geheimnisvolle Welt ein. Nicht nur tausende Pfeifen in unterschiedlichsten Größen und Materialien erwarten einen dort, auch die Sprache verändert sich. Der Prospekt ist die Schauseite, also das Gesicht der Orgel. Statt in Metern und Zentimetern werden die Pfeifen in Fuß vermessen, die Mensur ist das Verhältnis von Durchmesser und Länge der Pfeife. In den Windladen stecken die Orgelpfeifen – jeweils mit einem Ventil verbunden, welche den Orgelwind passieren lassen. Das Mysterium wird noch größer, wenn die Pfeifen im Spiel ertönen, und nicht nur jede Pfeife für sich einen schönen Klang abgibt, sondern alle auch im Zusammenspiel harmonisch miteinander kommunizieren. Keine Orgel ist wie die andere – wohl auch deshalb nennt man sie die Königin der Instrumente.

Der Bau eines solchen Instruments ist derzeit auf beeindruckende Art und Weise in St. Marien in Bad Homburg zu erleben. Im östlichen Seitenschiff der Pfarrkirche baut die Bonner Orgelbaufirma Klais derzeit ein komplett überarbeitetes Instrument auf. Die Orgel wird 47 Register auf drei Manualen und Pedal umfassen. Ein Drittel der Pfeifen von der ursprünglichen Orgel aus dem Jahr 1906 wurden übernommen, der Rest ist ein kompletter technischer Neubau. Die sanierte Klais-Orgel wird 2784 Pfeifen umfassen, davon 312 Holz- und 2472 Metallpfeifen.

Jede einzelne Pfeife wird gestimmt

Anfang 2024 wurde die alte Orgel abgebaut und die Pfeifen, die übernommen wurden, nach Bonn gebracht. Im November wurde mit dem Neubau begonnen. Das alles bei „laufendem Betrieb“ wie Pfarrer Werner Meuer beschreibt. Eine kleine elektronische Orgel ist im Moment zur Überbrückung im Einsatz. „Ich habe wirklich Achtung vor den Orgelbauern bekommen“, sagt der Pfarrer. Das Handwerk, die Technik und die Feinabstimmung seien ein kunstvolles Zusammenspiel, das ihn beeindrucke. Mittlerweile steht die Orgel, das Gerüst ist abgebaut und Orgelbaumeister und Intonateur Christoph Kleemann ist mit dem Stimmen und Einstellen der 2784 Pfeifen befasst. Jede einzelne Pfeife wird von ihm begutachtet, gestimmt und im Klang auf die anderen Pfeifen abgestimmt. „Ich muss wissen, was die Orgel kann“, sagt er.

Das Orgelbauprojekt auf den Weg gebracht, haben ein Arbeitskreis aus Mitgliedern des Verwaltungsrates, des Pfarrgemeinderates, des Ortsausschusses St. Marien, des Fördervereins St. Marien sowie dem Orgelsachverständigem des Bistums und dem Kirchenkonservator des Bistums wie auch Organisten und der Kirchenmusik verbundene Gemeindemitglieder. Dr. Helmut Föller, Kirchenmusiker und Gemeindemitglied, sprach sich zu Beginn der Planungen in einem Gutachten für die umfassende Sanierung aus, als ehemaligem Kantor war ihm das Instrument bekannt und vertraut.

Patenschaften für Orgelpfeifen

Insgesamt 1,3 Millionen Euro kostet die Sanierung der Klais-Orgel, die zu drei Viertel aus Spenden finanziert wird. Neben zahlreichen Privatspenden und monatlichen Zuwendungen von Pfarreimitgliedern habe der Förderverein eine Patenschaftsaktion für die Pfeifen initiiert, erzählt Michaela Walter vom Ortsausschuss St. Marien. „Wir sind für jeden Betrag dankbar“, sagt sie. Nähere Informationen zur Orgelpfeifenpatenschaft findet man unter katholisch-badhomburg-friedrichsdorf.de.

Mit dem letzten Gloria an Gründonnerstag schweigen die Orgeln im Bistum, um dann in der Osternacht ebenfalls mit dem Gloria wieder zu erwachen. In Bad Homburg müssen sich die Gemeindemitglieder noch etwas länger gedulden. Ihre Orgel wird am 21. Juni 2025 wieder erklingen. Die feierliche Weihe wird Bischof Dr. Georg Bätzing vornehmen. Geplant ist im Anschluss eine Orgelfestwoche mit international bekannten Musikerinnen und Musikern aus dem In- und Ausland.

Anne Goerlich-Baumann

Redakteurin | Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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