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Limburg, 17.04.2025

Vom Kopf auf die Füße gestellt

Mit der Fußwaschung am Abend vor seinem Tod habe Jesus die Verhältnisse vom Kopf auf die Füße gestellt: Das hat der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing beim Gottesdienst am Gründonnerstag, 17. April 2025, im Limburger Dom gesagt. Der Gottesdienst erinnerte an das letzte Abendmahl, das Jesus vor seinem Tod mit seinen Jüngern feierte.

Während des Gottesdienstes wusch Bischof Bätzing Frauen und Männern, unter anderem aus der Limburger Dompfarrei, die Füße. Die Fußwaschung geht auf einen orientalischen Brauch zurück. Beim Betreten eines Hauses wuschen Diener den Gästen die Füße. In der Bibel ist es nicht der Diener, sondern Jesus, der Gastgeber, der seinen Jüngern die Füße wäscht. Musikalisch wurde der Gottesdienst von der Limburger Mädchenkantorei unter der Leitung von Domchordirektorin Judith Kunz und Leo Schuler gestaltet.

Ober sticht Unter

In seiner Predigt bezog sich Bischof Bätzing auf das Kartenspiel-Prinzip „Ober sticht Unter“, das er als Sinnbild für viele Bereiche des Lebens deutete: „Übertrumpfen und unterbuttern, übervorteilen und unterbieten, überragen und unterliegen; es ist der stete Wettkampf, der Gewinner und Verlierer hervorbringt, der Polarisierung und Spaltung begünstigt“, sagte er. Diese Logik habe sich auch in die Politik eingeschlichen, wo heute zunehmend wirtschaftliche Interessen den Ton angäben. Das Argument, es sei für alle gesorgt, wenn jeder an sich selbst denke, bezeichnete Bischof Bätzing als gefährlich: „Wer solches propagiert und politisch postuliert, der treibt ein gefährliches Spiel mit der Zukunft in Freiheit und Frieden. Denn wenn das ,Wir' auf der Strecke bleibt, geht die Zukunft unter.“

Anhand des Romans „Über Menschen“ von Juli Zeh erklärte Bätzing, wie wichtig es sei, sich trotz aller Vorbehalte auf andere einzulassen: „Wer unter den Leuten lebt, kann sich nicht mehr leicht über Menschen erheben.“ Diese Erfahrung – so der Bischof – verändere Perspektiven und schaffe neue Räume für Begegnung.

Alte Logiken durchbrechen

Jesus zeige diese Haltung am Gründonnerstag ganz praktisch: Er kniet sich nieder und wäscht seinen Jüngern die Füße. „Er unten, seine Jünger oben. Er zu unseren Füßen, wir erhobenen Hauptes“, sagte Bätzing. Damit drehe er die üblichen Machtverhältnisse, „Ober sticht unter“, um. Er ist der Dienende, obwohl er der Herr ist. Wie schwer es falle, die alten Logiken zu durchbrechen, zeige der Widerstand Petrus. Doch Jesus bestehe darauf. „Er sieht bereits kommen und vertraut darum fest, dass diese Umkehrung der Verhältnisse reinigend und heilsam auf die Gemeinschaft seiner Jüngerinnen und Jünger wirken wird“, so Bätzing.

Diese dienende Haltung schaffe Raum für echte Beziehungen, weil sie auf Solidarität beruhe. Deshalb sage Jesus: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ Jesus habe die Verhältnisse dieser Welt vom Kopf auf die Füße gestellt, um damit eine Kultur des Mitgefühls und der solidarischen Verantwortung zu inspirieren. „Unter den Leuten – da fängt die herrliche Zukunft in Christus an, in der sich niemand mehr ungerecht über andere erhebt“, sagte Bischof Bätzing.

Gründonnerstag

Am Gründonnerstag erinnern Christinnen und Christen an das letzte Abendmahl, das Jesus vor seinem Leiden und Sterben feierte. Der Gottesdienst steht am Beginn der Passionsgeschichte Christi, die die Kirche in besonderer Weise während des Ostertriduums von Gründonnerstag bis zur Osternacht feiert. Am Abend seiner Gefangennahme versammelten sich Jesus und seine Jünger zu einem letzten gemeinsamen Mahl. Jesus teilte Brot und Wein und bat seine Jünger darum, dies auch künftig in seinem Andenken zu tun.

Caroline Beese

Social Media-, Radio-, Online-Redakteurin der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Predigt zum Download

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