Frankfurt, 07.10.2025
Kirche soll Dialog und Hoffnung fördern
Gesellschaft braucht sachlichen Dialog und Hoffnung

Bischof Bätzing würdigte in seinem Beitrag die Hochschule Sankt Georgen als einen Ort, an dem „Theologie im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils lebendig bleibt“ und „Dialog, Freiheit und Verantwortung“ großgeschrieben werden. Mit Blick auf die gesellschaftliche Situation zeigte sich der Bischof von Limburg und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz besorgt über zunehmende Polarisierung und Resignation:
„Unsere Gesellschaft driftet auseinander, sachliche Auseinandersetzungen werden unsachlich zugespitzt. Kirche muss helfen, den Zusammenhalt zu stärken, indem sie den demokratischen Dialog fördert und Hoffnung vermittelt.“
Er betonte, dass Christinnen und Christen aus dem Glauben heraus Verantwortung für den gesellschaftlichen Frieden und für die Würde jedes Menschen in allen Lebensphasen übernehmen sollten. Als Beispiel nannte Bätzing die gemeinsame Veröffentlichung der „Christlichen Patientenvorsorge“ sowie Initiativen für eine humanitäre Migrationspolitik.
Mit Blick auf die Kirche erinnerte Bätzing an das 60-jährige Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Pastoralkonstitution Gaudium et spes bleibe, so der Bischof, eine bleibende Einladung, mit wachem Blick auf die Welt zuzugehen und die Sorge um den Menschen ins Zentrum aller Bemühungen zu stellen. Der Optimismus des Konzils sei keine Schwäche, sondern Ausdruck des Glaubens. Das Herz der Kirche schlage in der Seelsorge. Dies hätten die Bischöfe in einer Handreichung aus dem vergangenen Jahr 2024 noch einmal deutlich gemacht.
Der Orden zwischen Rückzug und Erinnerung

Pater Provinzial Hollweck zeichnete in seinem Beitrag ein realistisches, aber hoffnungsvolles Bild des Jesuitenordens in der Zentraleuropäischen Provinz. Mit etwa 330 Jesuiten in sechs Ländern – Deutschland, Österreich, Schweiz, Litauen, Lettland und Schweden – lebe der Orden aus dem Geist der Solidarität und des Miteinanders.
„Wir werden weniger, ja – aber wir bleiben wirksam. Wir bringen unsere Schätze ein: geistliche Begleitung, Exerzitien, Bildung, neue Projekte wie Berufungscampus und Zukunftswerkstatt“, sagte Hollbeck. Es gehe darum, mit anderen gemeinsam Kirche zu gestalten, Brücken zu bauen und Veränderung als Chance zu begreifen.
Er erinnerte an die vier „Apostolischen Präferenzen“ der Jesuiten – Gottesbeziehung, Begleitung junger Menschen, Einsatz für Benachteiligte und Bewahrung der Schöpfung – und rief dazu auf, diese nicht isoliert, sondern als Einheit zu leben: „Wenn sie zusammenkommen, wird Kirche glaubwürdig.“
Kirche wächst aus Begegnung und Versöhnung

Der Generalobere des Jesuitenordens, Pater Arturo Sosa SJ, verband in seinem Beitrag den Blick auf die weltweite Gesellschaft Jesu mit der Einladung, Kirche als lernende und synodale Gemeinschaft zu verstehen. Er erinnerte daran, dass die Jesuiten in mehr als hundert Ländern wirken und dass sich in Mitteleuropa viele der globalen Herausforderungen exemplarisch zeigen: „Säkularisierung, Migration, Ungleichheit, aber auch tiefe geistliche Suche – all das finden wir hier in konzentrierter Form.“
Sosa rief dazu auf, die Zeichen der Zeit nicht als Bedrohung, sondern als geistliche Herausforderung zu verstehen: „Eine Kirche, die fähig ist zuzuhören, die Unterschiede nicht fürchtet, sondern sie in Versöhnung verwandelt – das ist die Kirche, die das Evangelium verkündet.“ Der Jesuitengeneral betonte die Bedeutung von Bildung, Wissenschaft und Spiritualität als Herzstücke der jesuitischen Mission. „Universitäten wie Sankt Georgen sind Orte, an denen der Glaube denkfähig bleibt und sich in den Dialog mit der Welt hinein wagt“, sagte er. Dabei gehe es nicht um Selbsterhalt, sondern um Dienst: „Unsere Sendung ist es, Hoffnung zu wecken – durch Denken, durch Handeln, durch das gemeinsame Unterwegssein mit anderen.“
Sosa erinnerte an die weltweiten Initiativen des Ordens, die von sozialem Engagement über ökologische Verantwortung bis zu interreligiösem Dialog reichen. Der Weg in die Zukunft, so Sosa, verlange Offenheit, Mut und Vertrauen: „Die Zukunft der Kirche wächst aus Begegnung und Versöhnung. Das ist unser Auftrag als Jesuiten – in der Welt, mit der Welt, für die Welt.“
Auftakt in ein Jahr der Begegnungen

Im Anschluss an das Podiumsgespräch wurde das Jubiläumsjahr feierlich eröffnet. Hochschulrektor Prof. Dr. Wolfgang Beck stellte mit Studierenden das Motto „Heute. weiter. denken.“ des Jubiläumsjahres sowie das Programm vor. Das neu gestaltete Logo und eine Jubiläumswebseite symbolisieren diesen Aufbruch. Das Programm des Jubiläumsjahres umfasst ein vielfältiges Programm: Geplant sind unter anderem eine Ringvorlesung im Wintersemester unter dem Thema „Rettet Schönheit die Welt?“, die Thomas-Akademie mit Festvortrag der Kirchenpräsidentin der EKHN, Prof. Dr. Christiane Tietz, oder auch eine Fachtagung „Geist und Leben“ im April 2026 zum 100-jährigen Bestehen der gleichnamigen Zeitschrift. Zudem wird es Theologische Abendgespräche im Sommersemester 2026 sowie kulturelle Projekte wie die künstlerische Neugestaltung der historischen Campusmauer durch den ukrainischen Künstler geben.
Bischof Georg Bätzing: "Sankt Georgen bleibt ein Ort der Hoffnung"
Bischof Bätzing nutzte den Startschuss des Jubiläumsjahres, um dem Jesuitenorden für seinen Dienst: „Sie tragen dazu bei, dass Kirche gesellschaftlich wahrnehmbar bleibt und dass das Geschenk des Konzils lebendig vermittelt wird – auch hier in Sankt Georgen. Ich danke Ihnen für Ihre geistige und geistliche Präsenz.“
Mehr zum Jubiläumsjahr gibt es im Internet unter: www.sanktgeorgen100.de.