Ausstellung: Richard Henkes in Prag
„Dass ausgerechnet in der Volksvertretung eines der laizistischsten Länder Europas die tschechische Version unserer Ausstellung, die anlässlich der Seligsprechung von Pater Henkes im Limburger Dom am 15.09.2019 als Graphic Documentary von Volker Schlecht und Alexandra Kardinar (Drushba Pankow) auf den Weg gebracht wurde, nun 80 Jahre nach dem Märtyrertod von Pater Henkes an dieser historischen Stätte gezeigt werden kann, grenzt an ein Wunder“, schreibt Martin Ramb, Initiator der Ausstellung.
Henkes Leben steht symbolisch auch für die Versöhnung von Tschechen und Deutschen, für welche Pater Henkes mit seinem Leben eingestanden ist. Wenige Wochen vor der Befreiung des KZ Dachaus durch amerikanische Soldaten hat Pater Richard freiwillig typhuskranke tschechische Gefangene gepflegt, wurde dadurch angesteckt und verstarb an den Folgen der Infektion am 22. Februar 1945 - vor 80 Jahren.
Die Ausstellung ist von Montag bis Freitag, 9 bis 16 Uhr geöffnet.
Bericht der Eröffnung:
Erinnerung und Versöhnung:
Pater Richard Henkes im tschechischen Parlament gewürdigt – 80 Jahre nach seinem Tod im KZ Dachau
PRAG / LIMBURG | Die Erinnerung an mutige Persönlichkeiten, die sich für Menschlichkeit und Versöhnung eingesetzt haben, ist heute wichtiger denn je. Am 11. März 2025 wurde im Parlament der Tschechischen Republik in Prag die Ausstellung „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet…“ eröffnet, die das Leben und Wirken des deutschen Pallottinerpaters Richard Henkes würdigt. Die Ausstellung - ursprünglich anlässlich seiner Seligsprechung im Limburger Dom am 15. September 2019 als Graphic Documentary von Volker Schlecht und Alexandra Kardinar (Drushba Pankow) konzipiert - wird nun, 80 Jahre nach seinem Märtyrertod, an diesem für Tschechien historisch wie politisch bedeutsamen Ort in ihrer tschechischen Ausgabe präsentiert. Veranstalter ist die Benediktinererzabtei Prag-Brevnov.
IN SEINEM SINNE HANDELN
Die äußerst gut besuchte Ausstellungseröffnung fand im Prager Stadtteil Malá Strana, in der Abgeordnetenkammer des tschechischen Parlaments, statt. Sie steht unter der Schirmherrschaft des Parlamentariers Simon Heller. Der deutsche Botschafter Andreas Künne hielt ein Grußwort und betonte die Bedeutung von Pater Henkes' Einsatz für die Gegenwart. „Pater Henkes war ein Licht des Guten im Widerstand gegen das Böse. ‚Nie wieder‘ wird nur funktionieren, wenn wir in seinem Sinne handeln, jeden Tag“, betonte der deutsche Botschafter in seiner Rede. Zwar weise die Lebens- und Leidensgeschichte von Pater Henkes auf das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte hin, gleichzeitig sei sie eben auch ein Beispiel für den Brückenschlag zwischen Deutschen und Tschechen. Dass der deutsche Botschafter bei der Eröffnung einer Ausstellung zu Ehren eines deutschen NS-Opfers im tschechischen Parlament sprechen dürfe, sage viel über die beeindruckende Qualität der bilateralen Beziehungen und das gegenseitige Vertrauen aus, unterstrich Andreas Künne in seiner bewegenden Ansprache. Auch Prof. Volker Schlecht, einer der Autoren der der Ausstellung zugrundliegenden Graphic Documentary, sprach ein Grußwort. Zur Ausstellung waren auch Katholiken aus Strahovice, dem Wirkungsort von Pater Henkes, angereist.
EIN SELIGER AUS DEM WESTERWALD
Henkes, geboren am 26. Mai 1900 in Ruppach-Goldhausen im Westerwald, trat 1919 in das Noviziat der Pallottiner in Limburg ein und wurde 1925 zum Priester geweiht. Als Lehrer und Seelsorger wirkte er in verschiedenen Regionen, darunter Katscher und Frankenstein in Schlesien. Aufgrund seiner regimekritischen Predigten wurde er 1943 von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Dort freundete er sich mit dem späteren Erzbischof von Prag Kardinal Beran an und lernte Tschechisch. Gemeinsam stellten sie Überlegungen an, wie Versöhnung von Deutschen und Tschechen nach dem Krieg ausgestaltet werden kann. Bei der freiwilligen Pflege typhuskranker tschechischer Mitgefangener, infizierte Pater Henkes sich und verstarb am 22. Februar 1945.
WICHTIGES ZEICHEN
Martin Ramb, Kurator der Ausstellung, äußerte seine Freude darüber, dass die tschechische Version der Ausstellung nun im Parlament eines der laizistischsten Länder Europas gezeigt wird. Er bezeichnete dies als ein kleines „Wunder“ und hob hervor, dass Henkes' Leben symbolisch für die Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen stehe, für die Henkes mit seinem Leben eingestanden habe.
Auch heute hat Richard Henkes eine hohe Relevanz. Sein Einsatz für Wahrheit und Gerechtigkeit ist ein wichtiges Zeichen in einer Zeit, in der Hass, Ausgrenzung und Populismus wieder zunehmen. Sein Mut, sich gegen Unrecht zu stellen, inspiriert dazu, für eine offene und solidarische Gesellschaft einzutreten. Sein selbstloser Dienst an Kranken und Schwachen zeigt, dass Nächstenliebe und Mitgefühl auch heute notwendige Werte sind, die unser Zusammenleben stärken. Besonders seine Versöhnungsarbeit zwischen Deutschen und Tschechen erinnert daran, dass Vergebung und ein friedliches Miteinander keine Selbstverständlichkeit sind, sondern aktiv gestaltet werden müssen. Die Ausstellung über sein Leben ist daher nicht nur eine historische Erinnerung, sondern auch ein Aufruf, sich mutig für Menschlichkeit und Gerechtigkeit einzusetzen.
VÖLKERVERSTÄNDIGUNG IST AKTUELLE AUFGABE
Darüber hinaus ist die Ausstellung ein bedeutendes Zeichen europäischer Völkerverständigung. Sie zeigt, wie historische Verantwortung und gemeinsame Erinnerungskultur Brücken zwischen Nationen bauen können. Die Präsentation im tschechischen Parlament unterstreicht die Bereitschaft beider Länder, die Geschichte gemeinsam aufzuarbeiten und aus ihr für die Zukunft zu lernen. „Sie erinnert daran, dass Frieden und Völkerverständigung keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern durch aktiven Dialog und gegenseitigen Respekt gefördert werden müssen“, hob Pater Dr. Tomas Cyril Havel, der tschechische Initiator der Ausstellung, hervor und ergänzte: „Gerade in Zeiten zunehmender nationaler Abschottung und internationaler Spannungen ist es wichtiger denn je, die Werte von Solidarität und Gemeinschaft zu stärken“.