KI braucht klare Regeln um den Menschen zu dienen
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) bieten viele Möglichkeiten. Es brauche aber klare Regeln und einen realistischen Blick bei der Arbeit mit neuen Technologien. Genau dafür hat sich Bischof Dr. Georg Bätzing beim 16. Ärztetag am Samstag, 3. Februar, im Haus am Dom in Frankfurt ausgesprochen. Der Ärztetag stand in diesem Jahr unter dem Titel: „Heilsames Wirken im Zuge der Digitalisierung“.
In seinem Grußwort blickte Bischof Bätzing auf die großen Chancen die in der Digitalisierung und in der Entwicklung von KI steckten. „Aus vielen Lebensbereichen hören wir, wie digitale Technologien Informationen schneller teilen, Menschen miteinander verbinden und den Zugang zu Bildung und Sozialversorgung verändern“, so Bätzing. Zudem verspreche die Digitalisierung die schnelle Zusammenarbeit auf globaler Ebene. Datenverarbeitung durch Künstliche Intelligenz (KI) greife jedoch fundamental in Arbeitssysteme ein. „Deshalb ist es unsere Pflicht, ihre sichere und menschengerechte Gestaltung zu erstreiten“, so Bätzing. Wo KI-unterstützte Technologien die Struktur von Tätigkeiten veränderten oder ursprünglich dem Menschen zugeordnete Tätigkeiten sogar übernehmen, müssten die Regeln für menschliches Zusammenleben neu beschlossen werden. Hier sieht er auch die Kirchen in die Pflicht, die Frage zu stellen, wer befugt und wer geeignet sei, KI gemeinwohlorientiert zu entwickeln.
Algorithmen sind menschengemacht
„Lassen Sie mich klarstellen: Ich teile nicht die Sorge, superintelligente Roboter würden die Menschen unterwerfen. Die Angst vor einer Übernahme der Weltherrschaft ist ein Dämon von übler Propaganda und älter als die KI. Aber ich fordere einen realistischen Blick auf die Interessen, die Behörden oder Unternehmen beim Aufbau ihrer Digitalisierungsstrategie leiten“, so Bätzing. Das digitale Zeitalter könne dank hohen Rechenleistungen anders Vorhersagen treffen. Dies müsse aber nicht zwingend dazu führen, dass die Komplexität abnehme und das Entscheiden leichter werde.
Ein Verfahren werde nicht zwingend gerechter, je mehr Daten vorlägen. Algorithmen seinen menschengemacht und basierten auf Unternehmensinteressen. Dies könne zum Nachteil für Schwächere werden. Im Gesundheitswesen, wäre dies besonders fatal.
Balance im Umgang mit digitalen Möglichkeiten finden
„Es ist wichtig, dass wir die Balance finden zwischen der Nutzung digitaler Möglichkeiten und dem bewussten, vorausdenkenden Umgang mit ihnen. Heilsames Wirken setzt Akteure und Akteurinnen voraus, die erkennen, wie hyperfragmentiert unsere Gegenwart ist.“, so Bätzing. Die sozialen Medien hätten den Informationsaustausch revolutioniert. Es gebe Ärztinnen und Ärzte, die sich via Kurzmitteilungsdienst kollegial berieten. Dies führe zu einem guten Ergebnis für die Patientinnen und Patienten. „Ich kommuniziere selbst auf vielen Kanälen, oft gleichzeitig, oft ‚nur im Bild‘ wie bei Videokonferenzen, oft schnell wie in einer sms oder E-Mail. Das macht etwas mit uns selbst. In einem Alltag ohne Pausen und Warten ist unsere Aufmerksamkeit in Gefahr“, sagte der Bischof von Limburg. Ohne das Erleben in Raum und Zeit, sei keine gute Balance möglich. Es brauche im Umgang mit dititalen Möglichkeiten die Freiheit, Stopp zu sagen und empfindliche Lebensbereich zu schützen, vielleicht auf Kosten von Effizient, aber zugunsten unverzichtbarer zwischenmenschlicher Zuwendung.