11.10.2011
Im Dienst der Verkündigung
LIMBURG. Mehr als 150 Besucher waren am Montag, 10. Oktober, gekommen, um das wieder eröffnete Diözesanmuseum des Bistums Limburg und seine neu konzipierte Dauerausstellung in Augenschein zu nehmen. Die Bauarbeiten waren notwendig geworden, weil das Gebäude den brandschutztechnischen Anforderungen angepasst werden musste.
Die Zeit der Schließung wurde genutzt: Berühmte Stücke wie die Staurothek oder ein barocker Schatz, die sogenannten Landrentamt-Pretiosen, für die Bistumsgeschichte bedeutende Bischofsstäbe sowie Gemälde wurden von Goldschmieden und Restauratoren professionell und im Detail gesäubert und präsentieren sich jetzt in neuem Glanz. Ebenso wurden die Sicherheitsmaßnahmen für die wertvollen Ausstellungsstücke optimiert. Im Depot des Museum wurden Stücke entdeckt, die erstmalig in der Ausstellung gezeigt werden. Anhand von liturgischen Gegenständen, Gemälden, Plastiken und priesterlicher Kleidung für Gottesdienste, den sogenannten Paramenten, gewinnt der Besucher einen Einblick in die Geschichte der Christen in dieser kirchengeschichtlich bedeutsamen Landschaft zwischen Frankfurt und Köln. Die Ausstellung vermittelt auch einen Eindruck von der historischen und kunstgeschichtlichen Entwicklung des Bistums vor seiner Gründung im Jahre 1827, schließlich sei das Bistum ein „Kind von Trier und Mainz“. Weiterhin können Ausstellungsstücke aus den Klöstern in Arnstein, Eberbach, Marienhausen und Altenberg bewundert werden, die als geistliche Zentren große Strahlwirkung entfaltet haben.
Zugleich macht die Ausstellung deutlich, dass Christen in ihrer gesamten Geschichte mit kunstvoll gefertigten liturgischen Gegenständen die Feier der Eucharistie als den Kern des christlichen Glaubenslebens hervorgehoben haben. „Im Geist des Gebetes und der Hingabe haben Menschen es sich etwas kosten lassen, ihre innere Verehrung Gottes auch in äußeren Zeichen auszudrücken“, betonte Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst in seiner Ansprache anlässlich der Eröffnung. Alle Bilder und Gegenstände stünden „im Dienst der Verkündigung“. Sie seien „keine musealen Gegenstände“, sondern dienen „auch heute der Verherrlichung Gottes“ und werden „in den Dienst der Liturgie im Hohen zu Limburg“ genommen. Die sakralen Kunstwerke geben „Zeugnis vom Glauben der Generationen vor uns und verdeutlichen in ihrer Schönheit zugleich, wofür sie geschaffen sind“, so der Bischof.
Prof. Dr. August Heuser, Direktor des Diözesanmuseums Limburg und des Dommuseums Frankfurt, wandte sich an alle, die zum Gelingen der neuen Ausstellung beigetragen haben: „Christsein lebt im wahrsten Sinne des Wortes vom Danksagen“, so Heuser in seiner Ansprache. Sein erster Dank galt dabei Bischof Tebartz-van Elst und Generalvikar Prof. Dr. Franz Kaspar, die sich klar zum Diözesanmuseum bekannt und die Restaurierung gefördert haben. Über 30 Firmen hätten mitgewirkt und „solide und fristgerecht“ gearbeitet, teilweise „bis zur letzten Minute“, so Heuser. Ausdrücklich nannte er das „Atelier für Restaurierungen Markus Engert“ und die Restaurierungswerkstatt „Atelier Pracher“, beide in Würzburg ansässig. Mit einem Schmunzeln ging Heuser auf die fruchtbare Zusammenarbeit mit Kirchenhistoriker Prof. Dr. Matthias T. Kloft ein. „Er kommt stets aus der Frühen Neuzeit und ich nähere mich von der Seite der zeitgenössischen Kunst. Durch den Atem des Glaubens finden wir aber immer zusammen und es macht Freude“, bilanzierte Heuser.
Eines der kirchengeschichtlich bedeutsamsten Ausstellungsstücke ist ein nur wenige Zentimeter messender merowingischer Kreuzanhänger aus der Zeit des sechsten bis siebenten Jahrhunderts. „Eines der ältesten Zeugnisse des Christentums im Lahnraum“, erklärte Kloft begeistert und dankte zugleich den Diezer Leihgebern. Imposant dagegen der mit Edelsteinen, Halbedelsteinen, Kameen und Perlen verzierter barocker Schatz. Kloft erläuterte, warum sich an Mitra, Kelch und Monstranz keine christlichen Symbole finden, die man doch an diesen liturgischen Gegenständen vermuten sollte. Im Barock, so Kloft, verehrte man Gott in der Schönheit der Natur. Die kunstvolle Anordnung der edlen Steine künde in ihrer Strahlkraft von dieser von Gott geschaffenen Natur. Die acht Kilo schwere Mitra sei allerdings nicht getragen worden ? das wäre in einem Pontifikalamt doch zu schwer für den Träger gewesen. Eine lokale Besonderheit stellt ein ungewöhnlich großer und massiver Taufstein aus salzglasiertem Steinzeug aus dem Kannenbäckerland dar. „Weil man sich Marmor nicht leisten konnte, hat man Steinzeug verwendet“, erläutert Kloft. Als sein „Lieblingsstück“ benannte der Kirchenhistoriker den Petrusstab. Ihn habe auch Altbischof Franz Kamphaus seinem Nachfolger im Bischofsamt, Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, bei der Amtsübergabe gegeben. An dieser „Stabübergabe“ werde deutlich, dass es sich im Christentum um „Nachfolge“ im ursprünglichen Sinne handele. (pa)