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10.10.2011

Kirche in Wiesbaden betritt Neuland

Ab 2012 gibt es zwei pastorale Räume und eine Pfarrei neuen Typs

WIESBADEN. ? Die katholische Kirche in Wiesbaden betritt zum 1. Januar 2012 Neuland: Im Osten und Westen der Stadt werden nach der Entscheidung von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst aus bislang vier pastoralen Räumen zwei. Für die neuen pastoralen Räume Wiesbaden-West (aus Wiesbaden-West und Wiesbaden-Biebrich) und Wiesbaden-Ost (aus Wiesbaden-Nordost und Wiesbaden-Südost) ist damit jeweils der Auftrag verbunden, bis Ende 2015 zur Pfarrei neuen Typs zu werden. Diesen Prozess hat der bisherige pastorale Raum Wiesbaden-City zum Jahresende bereits abgeschlossen. Er wird als Pfarrei St. Bonifatius in das neue Jahr starten. Bei der Vorstellung der neuen Strukturen am Montag, 10. Oktober, sagte Stadtdekan Wolfgang Rösch vor Journalisten in Wiesbaden , dass die Veränderungen konstruktiv und nicht defizitorientiert angegangen werden sollten.

Rösch betonte, dass die kirchlichen Strukturen der veränderten gesellschaftlichen Entwicklung angepasst werden müssten. Sie müssten den Menschen dienen und für die Glaubensvermittlung neue Handlungsspielräume eröffnen. Nicht der Glaube sei in der Krise, sondern die institutionalisierte Form des Glaubens. Die zum Teil überalterten bisherigen Pfarrfamilien könnten zum Beispiel Jugendlichen von heute nicht mehr gerecht werden. „Wir können in den alten Strukturen nicht auffangen, was alles zum Lebensgefühl heute gehört“, sagte er. Zugleich seien die Pfarreien aber weiterhin Heimat für viele. Es gelte daher, „das Alte nicht madig und kaputt zu machen, aber dennoch Neues aus zu probieren und zu zulassen“. Durch die Fusionierung könne die dafür nötige gestalterische Energie frei gesetzt werden. Für die „Innenarchitektur“ innerhalb der Strukturen gebe es viel Gestaltungsfreiheit.

Die Chancen, die mit der Veränderung verbunden sind, griff auch Stefan Fink in seiner Stellungnahme auf. Der Vorsitzende der Stadtversammlung verwies aber auch auf damit einher gehende Ängste und Sorgen und unterstrich die Notwendigkeit lebensfähiger synodaler Strukturen. Vor allem an den Kirchorten seien künftig mehr denn je die Laien gefragt, damit kirchliches Leben vor Ort erhalten bleibe. „Kirche sind wir alle“, betonte Fink, der den großen Einsatz der Ehrenamtlichen in der Kirche hervorhob: „Da steckt viel Herzblut drin.“ Als positiv würdigte Fink das bereits entwickelte neue Stadtkirchenbewusstsein, das sich unter anderem in der gemeinsamen Fronleichnamsfeier nach außen wiederspiegele. An den vor Ort gepflegten vielfältigen ökumenischen Initiativen werde sich auch in Zukunft nichts ändern, betonte er.

Die neue Gestalt von Kirche wird auf absehbare Zeit nicht dazu führen, dass weniger Eucharistiefeiern angeboten werden. Das legte Bezirksreferent Stephan Arnold dar. So werde es in der Innenstadt von Wiesbaden auch weiterhin 18 Sonntagsgottesdienste geben. Mit seinem Beispiel machte Arnold zugleich den großen Anteil der muttersprachlichen Gemeinden am kirchlichen Leben anschaulich: Zwölf Gottesdienste werden in deutscher Sprache gefeiert, die restlichen in Italienisch, Polnisch, Spanisch und Portugiesisch.

Mit der Entscheidung der neuen Pastoralen Räume ab 2012 ist auch festgelegt, wo die Dienstsitze der Pfarrer und die Pfarrkirchen sein werden. In Wiesbaden-West wird das St. Peter und Paul in Schierstein sein, St. Birgid wird die künftige Pfarrkirche im Pastoralen Raum Wiesbaden-Ost werden. Ab 2016 wird es im Bezirk Wiesbaden noch drei Pfarreien geben. (rei)

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