03.09.2011
Liturgie richtet Blick des Menschen in den Himmel
LIMBURG. Die Vielfalt des katholischen Glaubens erlebten mehrere hundert Gläubige am Samstag, 3. September 2011, im Hohen Dom zu Limburg: Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst konnte an diesem Vormittag den griechisch-katholischen Erzbischof von Jerusalem Josef Jules Zerey in der Limburger Kathedrale begrüßen und die Liturgie im byzantinischen Ritus mitfeiern. Die bewegende Liturgie, an der auch das Limburger Domkapitel, weitere Priester, Diakone und Vertreter des Patriarchalischen Ordens vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem teilnahmen, dauerte drei Stunden und beeindruckte die Gottesdienstbesucher.
„Für mich und für die ganze Diözese ist es eine große Freude und Ehre, dass Sie Ihr diesjähriges Ordenstreffen mit der Investitur neuer Mitglieder in Limburg begehen und aus diesem Anlass heute Morgen diese Pontifikalliturgie im byzantinischen Ritus in unserer Hohen Domkirche feiern“, sagte Bischof Tebartz-van Elst in seiner Begrüßung. Er lobte das Engagement und den Dienst des Patriarchalischen Ordens vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem und sieht die Mitglieder als „Brückenbauer zwischen Orient und Okzident, zwischen Juden, Moslems und Christen, zwischen Armen und Reichen, zwischen Ost- und Westkirche“. Der Orden verstehe seine Sendung darin, in Gesellschaft, Kultur und Politik heute die Werte der Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit, des Verständnisses füreinander und der Achtung voreinander zu fördern und den Menschen des christlichen Orients eine besondere moralische, geistige und wirtschaftliche Hilfe zukommen zu lassen. Der Bischof von Limburg machte deutlich, dass in der Feier der Liturgie im byzantinischen Ritus die Vielfalt der Katholizität in sakramentaler Einheit erfahrbar werde. „Kirche ist Zeichen für die Welt, wo sie über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg die Einheit des Volkes Gottes in Christus Jesus darstellt“, sagte Tebartz-van Elst. Der Limburger Dom verstehe sich als ein Abbild des himmlischen Jerusalems. Seine Säulen und Türme strebten zum Himmel und die byzantinische Liturgie verleihe ihm eine besondere himmlische Sphäre. Auch der Blick auf das Kreuz weise immer nach oben in den Himmel.
Erzbischof Josef Jules Zerey dankte dem Bischof und dem Domkapitel für die Gastfreundschaft in Limburg und zeigte sich tief beeindruckt von der Domkirche mit dem Walsdorfer Kreuz über dem Altar. „Das Heilige Kreuz ist das größte Geschenk für uns Menschen“, so Zerey in seiner Predigt. Für Christen gelte es immer wieder, auf das Kreuz zu schauen und sich so der eigenen Schuld bewusst zu werden. Ohne die Liebe Gottes, der seinen einzigen Sohn für die Menschen hingab, könne es keine Erlösung für den Menschen geben. Christus hänge für jeden Menschen am Kreuz. „Gottes Erbarmen und seine Barmherzigkeit sind so groß und unergründlich, dass wir darauf gläubig und demütig antworten müssen“, sagte der Erzbischof.
Die byzantinische Liturgie ist geprägt durch zahlreiche Symbole und Riten. Auffallend sind die Ikonen von Christus, die Kerzen, der Weihrauch und die prächtigen Gewänder. Durch die Ikonen wird der Gottesdienstraum gegliedert: Der Altarbereich wird zum Abbild des Himmels und der Bereich, in dem die Gläubigen mitbeten, zum Abbild der Erde. Während der heiligen Liturgie sollen die Gläubigen hineinblicken können in die Herrlichkeit des Himmels. Sie tragen ihre Gebete vor den himmlischen und göttlichen Altar und empfangen umgekehrt von hier aus die Gabe des Wortes und das Brot des Lebens. Eine besondere Bedeutung in diesem Ritus der Liturgie haben auch die beiden Prozessionen: Im kleinen Einzug kommt Christus zu seiner Gemeinde in der Gestalt des Wortes und im großen Einzug erscheint er in den Gestalten von Brot und Wein. Begleitet wird die gesamte Liturgie durch zahlreiche Gesänge und Gebete.
Der byzantinische Ritus entwickelte sich in Konstantinopel (Byzantinisches Reich) und ist den ostkirchlichen Liturgien zuzurechnen. Die byzantinischen und die mit Rom unierten Kirchen feiern ihre Gottesdienste in dieser Form. Der byzantinische Ritus fand ab dem neunten und zehnten Jahrhundert durch die heiligen Kyrill und Methodius weite Verbreitung und ist eine sehr feierliche, zeichen- und symbolreiche Form des Gottesdienstes. (StS)