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28.10.2011

St. Vincenzstift baut Kinderhaus in Hofheim

Kinder und Jugendliche mit Behinderung wohnen näher bei den Eltern

HOFHEIM/Aulhausen. Mit einem ersten Spatenstich hat in Hofheim am Donnerstag, 27. Oktober, etwas ganz Besonderes seinen Anfang genommen: Das St. Vincenzstift Aulhausen errichtet auf dem Gelände der Gemeinde St. Bonifatius in der Herderstraße ein zweistöckiges Kinderhaus für Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung. Finanziert wird das Projekt durch den Landeswohlfahrtsverband (LWV), das Land Hessen, Aktion Mensch und das St. Vincenzstift.

Dass hier in vielfacher Hinsicht Neuland betreten wird, verdeutlichte Dr. Dr. Caspar Söling, der Direktor des St. Vincenzstiftes:„Es ist etwas Besonderes für die Stadt Hofheim und den Main-Taunus-Kreis, weil es ein Haus für Kinder mit einer Behinderung hier bislang nicht gab. Es ist etwas Besonderes für das St. Vincenzstift, das zum ersten Mal in seiner über einhundertjährigen Geschichte beginnt, regionale Kinderhäuser zu errichten, damit die Kinder näher bei ihren Eltern und Familien wohnen können. Doch das Wichtigste ist: Es ist etwas Besonderes für die betroffenen Familien. Denn wir wollen ihnen ermöglichen, so gut wie möglich als Familie zu leben, weil Kontakte, Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten leichter sind, wenn man nur wenige Minuten voneinander entfernt wohnt.“

Als „weiteren Baustein im familienfreundlichen Hofheim“ bezeichnete Bürgermeisterin Gisela Stang das Bauprojekt. „Wir freuen uns über das Engagement des St. Vincenzstiftes besonders, weil Kindern und Jugendlichen mit Behinderung und ihren Familien eine neue Perspektive für die Zukunft angeboten wird“, sagte die Bürgermeisterin. „Das Kinderhaus des Sankt Vincenzstift Aulhausen wird sich gut in die bestehenden Angebote für Menschen mit Behinderung im Main-Taunus-Kreis einfügen. Als Schulträger und verantwortliche Behörde für Kinder- und Jugendliche hoffen wir auf eine gute Zusammenarbeit“, sagte die Kreisbeigeordnete Ingrid Hasse. In einem anschließenden Gebet segnete der Pfarrer der Gemeinde, Helmut Gros, das Bauvorhaben.

Einen großen Schritt hin zu mehr Normalität für die künftigen Nutzer des Hauses sieht LWV-Regionalmanager Thomas Knierim: „Bezüge zur Familie und zu Freunden können besser erhalten werden, es ist kein Wechsel der Schule mehr erforderlich.“ Das Vorhaben passe in Planungen des LWV, wohnortnahe Angebote auszubauen und in ihnen gezielt die Verselbständigung der Kinder und Jugendlichen zu fördern. „Wie in unseren anderen Kinderhäusern, etwa in Offenbach oder Rüdesheim, steht im Mittelpunkt unserer Arbeit die Familienunterstützung vor Familienersatz“, erläuterte Söling das Konzept. Die regionale Orientierung ermögliche die enge Zusammenarbeit mit der Familie, um sie in ihrer Erziehungskompetenz zu bestätigen und ihr weiter Verantwortung für ihr Kind zuzugestehen. Da das kinderhaus im regionalen Sozialraum verankert sei, würden Kinder und Jugendliche unabhängig von Art und Schwere ihrer Behinderung aufgenommen. Das pädagogische Konzept müsse sowohl dem schwerstmehrfach behinderten Kind als auch dem Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung und herausforderndem Verhalten gerecht werden. „Dies stellt außerordentliche Anforderungen an die fachliche Kompetenz unseres Betreuungsteams. Es hat den spannenden und herausfordernden Auftrag, den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen, um ihnen möglichst die Rückkehr in ihre Familie zu ermöglichen.“

Die regionalen Kinderhäuser wie das in Hofheim seien ein wichtiger Weg, so Söing, die Forderung nach Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ernst nehmen. Inklusion könne nur gelingen, wenn der gesellschaftliche Veränderungsprozess mit Kindern beginne und alle Akteure zusammenarbeiteten: die Kinder und Jugendlichen mit Behinderung, deren Eltern und Freunde, Leistungserbringer und Verantwortungsträger in den Gemeinden. „In Hofheim haben wir bereits viele Freunde des Kinderhauses gefunden: die Pfarrgemeinde St. Bonifatius, von der wir das Grundstück für unser Haus in Erbpacht bekommen, Bürgermeisterin Gisela Stang, die unser Projekt begrüßt und unterstützt, ebenso wie der Main-Taunus-Kreis, Landeswohlfahrtsverband sowie Förderschule und Lebenshilfe." Dazu gehörten auch die künftigen Nachbarn in der Herderstraße in Hofheim-Marxheim, sagte Söling. Auch die Pfadfinder haben bereits ihre Unterstützung angeboten. Mit der Beratungsstelle der Lebenshilfe „Stark“ und der Friedrich- von Bodelschwingh-Schule sollen Kooperationsvereinbarungen im Interesse der Familien mit behinderten Kindern getroffen werden.

In das Kinderhaus werden sowohl Kinder und Jugendliche einziehen, die aus der Region Hofheim kommen und derzeit im St. Vincenzstift Aulhausen wohnen, als auch Kinder und Jugendliche, die heute im Umkreis der Stadt Hofheim leben. Sie werden die Schulen der Stadt besuchen. Der Einzug der ersten Kinder ist für Mitte des nächsten Jahres geplant. (pm/rei)

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