16.11.2012
Bischof: "Ehe und Familie sind unverzichtbar"
MAINZ/LIMBURG - Ehe und Familie gehören nicht auf den geistigen Schrottplatz der geschichtlichen Ideologien. Sie bilden vielmehr wichtige Kontrastpunkte in der modernen Gesellschaft, die tatsächliche Würdigung verdienen und große Chancen in sich bergen. Dies hat der Bischof von Limburg, Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, am Donnerstagabend, 15. November, beim St. Martins-Jahresempfang des Kommissariats der katholischen Bischöfe in Rheinland-Pfalz in Mainz betont. Der Empfang gilt seit vielen Jahren als ein wichtiges Begegnungsforum zwischen Kirche und Politik. Auch in diesem Jahr konnte Ordinariatsdirektor Dr. Bernhard Nacke, der Leiter des Katholischen Büros in Mainz, zahlreiche Teilnehmer begrüßen. Unter den Gästen waren Ministerpräsident Kurt Beck, die Vorsitzenden der Landtagsfraktionen und die Bischöfe in Rheinland-Pfalz Karl Kardinal Lehmann (Mainz), Dr. Stephan Ackermann (Trier) und Dr. Karl-Heinz Wiesemann (Speyer).
Bischof Tebartz-van Elst stellte in seinem Vortrag heraus, dass die christlich-kirchliche Auffassung von Ehe und Familie große Chancen in sich berge und unverzichtbar für die heutige Gesellschaft sei. "Dort, wo es gelingt, Ehe und Familie als Orte von Partnerschaftlichkeit und Generationengemeinschaft zu verwirklichen, entfaltet sie ihr großes Potential für die Ehepartner, die Familienmitglieder und die gesamte Gesellschaft", so Tebartz-van Elst. Ehe und Familie bewahre davor, sich in ein individualistisches Schneckenhaus zurückzuziehen und fordere immer wieder neu dazu heraus, den eigenen Schatten zu überspringen und die eigenen Egoismen zu überwinden. Sie setzten der Ökonomisierung der Lebensbereiche die Annahme der menschlichen Person um ihrer selbst willen entgegen.
Aus der Annahme des ganzen Menschen und seiner Natur vermögen Ehe und Familie Orte des persönlichen Rückzugs, des Ausgleichs und der Stabilität sein. Sie würden zu Quellen der Kraft für ein gelingendes Leben und sie forderten heraus, nicht alles dem Arbeitsleben und den Tauschbeziehungen des Marktes unterzuordnen. "Wo aber ständige Erreichbarkeit, Mobilitätsanforderungen, Flexibilitätszwänge und kurzfristiges Ertragsdenken Ehen und Familien gefährden, gerät letztlich auch die menschliche Würde unter die Räder einer missachtenden Maschinerie", sagte der Bischof von Limburg. Ach dies sei Grund genug, Ehe und Familie nicht nur hochzuschätzen, sondern sich auch für geeignete Rahmenbedingungen einzusetzen. Es dürfe deshalb auch nicht darum gehen, Leistungen für Ehe und Familie im Kleinkrieg des Parteienstreits schlecht zu reden.
Bischof Tebartz-van Elst warnte davor Ehe und Familie als "unrealistisches Randphänomen" der Gesellschaft zu sehen. Zwar hätten Ehe und Familie an Akzeptanz verloren, aber mit einem Anteil von 73 Prozent sei die Ehe nach wie vor die meistgelebte Familienform. Bundesweit endeten zwei Drittel der Ehen nicht in einer Scheidung. "Die Kirche traut Ehe und Familie den Menschen zu und will sie in ihrer Lebensentscheidung nach Kräften unterstützen", so Tebartz-van Elst. Die Möglichkeiten des Gelingens von Ehe und Familie seien nicht so exotisch oder selten, wie dies manchmal dargestellt werde. Gerade aber dieses Gelingen sei als kontrastierender Lebensentwurf ein Gewinn für die Gesellschaft. (StS)
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