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20.03.2012

Die eigenen Werte zum Strahlen bringen

In der Jugendkirche Kana dürfen Jugendliche anders sein

WIESBADEN. ? Laura (14) und Kim (13) sind ganz ehrlich. Als ihre Religionslehrerin einen Besuch in der Jugendkirche Kana in Wiesbaden vorgeschlagen hatte, waren die zwei Schülerinnen der Limesschule in Idstein „nicht gerade begeistert.“ So wie ihre übrigen Klassenkameraden hatten sie an diesem Montag, 19. März, so etwas wie eine „eiskalte Führung“ oder einen „Vortrag im Sitzkreis“ erwartet, wie sie freimütig eingestehen. Und jetzt erfahren die Mädchen, dass nicht nur diese Kirche „anders“ ist, sondern dass auch sie hier einen ganzen Vormittag lang „irgendwie anders“ sein dürfen. Das nämlich ist Titel und zugleich Programm des aktuellen Fastenzeitprojektes in der katholischen Jugendkirche. Bis 25. März sind hier Jugendliche eingeladen, sich an zehn Stationen im Kirchenraum neu zu erleben.

Die Kirche ist in ungewohntes Licht getaucht, blaue und grüne Farbtöne sorgen für eine meditative Atmosphäre, nur die Statue der Mutter Gottes sticht heraus, strahlend weiß. Vor dem Hochaltar haben sich die Heiligen versammelt. Da ist Josef, der sonst in seiner Ecke „im Abseits steht“, wie Jugendbildungsreferentin Sonja Schüßler erklärt. Da sind Johannes der Täufer und die heilige Teresa, die im Turmzimmer im Schrank versteckt waren. Sie alle stehen jetzt auf Augenhöhe, um Auskunft zu geben als Menschen, „die auch irgendwie anders waren“. Auf den ausliegenden Mp3-Playern sind Texte über ihr Leben zu hören, von Jugendlichen auf gesprochen. Später werden hier auch die Besucher aus dem Untertaunus konzentriert lauschen, doch zum Start wollen die meisten selbst aktiv werden.

Bei der Station „Blitzlicht“ kramt eifrig ein Schülergrüppchen in Hüten, ausgefallenen Brillen, Perücken und Umhängen. Auch zwei Engelsflügel sind im Angebot. Schnell wirft Fabian noch die orangefarbene Federboa um und schmeißt sich mit den anderen in Pose ? und schon ist ein originelles Erinnerungsfoto geschossen. Wer wegen des Andrangs noch keine Chance hat, sein eigenes Logo aus dem PC auszudrucken und auf Kappe oder Shirt zu bügeln, kann einen Blick in die Zerrspiegel werfen. Oder unter dem glitzernden Lichterhimmel in der Mitte der Kirche die eigenen inneren Werte auf Plexiglaskugeln schreiben und so zum Leuchten bringen: „Mut“, hat jemand dort notiert, und „Liebe“. Bald sind an den frisch geschminkten roten Lippen die Mädchen erkennbar, die an der Schminkstation waren und dort ihr „Makeover“ erfahren haben.

In der Sakristei klicken sich die jungen Besucher durch aktuelle Pop-Songs, allerdings in gänzlich ungewohntem Sound: „Bad romance“ von Lady Gaga und „Engel“ von Rammstein als gregorianische Choräle, das klingt in den Ohren der Schüler ziemlich anders. Die ersten Ruhesuchenden haben derweil den Beichtraum erobert, der sich zum Garten Eden gewandelt hat. Auf grünem Rasen stehen die roten Liegestühle von Kana, Vögel zwitschern und in der ehemaligen Kanzel, die auch mal Taufbecken war, plätschert ein echter Brunnen vor sich hin. Den Kontrast dazu gibt es oben auf der Empore, wo die Dreizehn- und Vierzehnjährigen neue Blickwinkel erproben, von der Lichtleiter aus, zwölf Meter über dem Boden, auf mächtig schwankenden Schaumstoffkissen, beim Sprung rückwärts ins dunkle Ungewisse.

„Ich bin sehr angetan“, sagt die Lehrerin Inge Göbel, die die Achtklässler in katholischer Religion unterrichtet und zusammen mit der Sozialarbeiterin der Schule, Juliane Pietsch, hierher begleitet hat. „Sie finden hier Themen aus ihrem Lebensalltag wieder und können sich ausprobieren, dürfen anders sein“, freut sie sich: „In einer Kirche!“ Die Besucher, die bis jetzt schon da waren, Schüler, junge Erwachsene in berufsvorbereitenden Maßnahmen, Firmlinge und Messdiener, scheinen diese Einschätzung zu teilen. Mit rotem Lippenstift haben es viele von ihnen zum Abschluss auf die eigens dafür ausgehängten Spiegel geschrieben: „So cool.“ (rei)

Beendet wird die Aktion am Sonntag, 25. März, um 18 Uhr mit einem Jugendgottesdienst, den Pfarrer Frank Schindling mit den Jugendlichen feiert. Außerdem können an diesem Tag ab 16 Uhr auch ohne Anmeldung alle Stationen ausprobiert werden. Weitere Informationen bei Sonja Schüßler, KANA - Jugendkirche Wiesbaden, Telefon: 06 11 / 95 00 60-11, E-Mail <link mail>s.schuessler@jugendkirche-kana.de, im Internet unter <link http: www.jugendkirche-wiesbaden.bistumlimburg.de external-link-new-window>www.jugendkirche-wiesbaden.bistumlimburg.de  und auf Facebook.

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