17.11.2012
Ein Segen für Kinder in Not
FRANKFURT.- Kichern und schubsen, wohin man sieht und hört an diesem trüben Samstag. Da wird nochmal schnell eine goldene Krone zurechtgerückt, im Rucksack nach Süßem gewühlt und schließlich gekonnt dem Nachbarkind der Arm verbunden: Gut 1.400 kleine Sternsinger bevölkern die ehrwürdige Frankfurter Paulskirche. Aus allen Teilen des Bistums Limburg sind sie angereist, um hier etwas über ihre Mission zu erfahren. Denn die Kinder sind allesamt künftige Könige, Sternsinger, die rund um den 6. Januar in ihren Gemeinden als Heilige Drei Könige verkleidet von Tür zu Tür ziehen, den Segen der Weisen aus dem Morgenland bringen und um Spenden für Kinder in Not bitten. „Segen bringen, Segen sein“ ist die Sternsingeraktion 2013 überschrieben.
Die Auftaktveranstaltung in der Paulskirche hat der Bund der Deutschen katholischen Jugend (bdkj) im Bistum organisiert, um die Kinder mit der Aktion vertraut zu machen. An diesem Samstag, 17. November, erfahren sie viel Wissenswertes über Tansania, das diesjährige Beispielland, nicht nur dass Djambo auf Kisuaheli ? eine der 128 Sprachen in Tansania - Hallo heißt, oder Asante Sana Vielen Dank , sondern vor allem, dass es in diesem südostafrikanischen Land ganz schwer ist, als Kranker gut versorgt zu werden. Es gibt kaum Ärzte und nur wenige Krankenhäuser: „Manchmal muss man zehn Kilometer zum nächsten Arzt laufen, obwohl es einem ganz schlecht geht“, berichtet sogar der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann, der extra in die Paulskirche gekommen ist, um die künftigen Sternsinger zu begrüßen. Ihre Aktion sei „super“, versicherte er den Kindern: „Die ganze Stadt freut sich auf Euren Einsatz im Januar!“
Dann erzählt er vom Litembo-Krankenhaus, für das die Sternsinger im Januar unter anderem Spenden sammeln und das allein für rund 500.000 Menschen zuständig ist. Überall in Tansania fehlt es an Medikamenten und Behandlungsmöglichkeiten, die Wege sind mühsam und kosten viel wertvolle Zeit. Das berichten auch zwei Heiliggeist-Schwestern aus Tansania den aufmerksam lauschenden Kindern. Vor dem Dom können die Kinder schließlich einen weißen Jeep bewundern, einen tansanischen Krankenwagen gewissermaßen: Er ist riesig, birgt Platz für 13 Personen, hat ein Blaulicht befestigt und neben dem Aufdruck „Die Sternsinger“ ziert ein großes rotes Kreuz seine Tür. Dieser Gesundheitsjeep, der zur Zeit noch durch deutsche Städte tourt und für die Sternsingeraktion wirbt, wird ab Frühjahr 2013 im Südwesten Tansanias, am Litembo Hospital, stationiert sein.
Beim anschließenden Gottesdienst im überfüllten Kaiserdom dankt der Bischof von Limburg, Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, den Kindern ausdrücklich für ihr Engagement: „ Ihr seid ein Geschenk für die kirche von Limburg!“ Wer ein gutes Wort für andere habe, wer die Hand zur Hilfe ausstrecke und wer ein Lächeln schenke, könne Herzen öffnen und Menschen verändern. Auch die Sternsinger im Bistum seien Botschafter des Evangeliums, wenn sie „so lebendig und engagiert“ für Kinder in Not einträten.
Denn das Prinzip der Sternsingeraktion ist es, dass Kinder für Kinder aktiv werden und die Lebenssituation Gleichaltriger kennen lernen, die in ganz anderen Verhältnissen groß werden als Kinder in Europa. Seit ihrem Start 1959 hat sich die Aktion zur weltweit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder entwickelt. Viele hundert Millionen Euro wurden seither gesammelt, zehntausende Projekte und Hilfsprogramme für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt. Die Projekte beinhalten Pastoral, Bildung, Gesundheit, Ernährung, soziale Integration und Rehabilitation sowie Nothilfe. 2.875 Hilfsprojekte in 121 Ländern in Asien, Afrika und Nahost, Lateinamerika, Mittel- und Osteuropa und Ozeanien konnte das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ allein im vergangenen Jahr verwirklichen. Die Hilfe kommt dort an, wo sie dringend gebraucht wird: bei Kindern und Jugendlichen, denen es oft am Nötigsten fehlt. Die Hilfe ist immer Hilfe zur Selbsthilfe, die die Betroffenen vor Ort befähigt, in eigener Verantwortung ihre Zukunft zu gestalten, heißt es bei den Trägern der bundesweiten Aktion, dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ. (dw)
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