26.08.2012
Glauben aus freien Stücken
FRANKFURT.- Die Freiheit der Christen, sich immer wieder neu für ihren Glauben zu entscheiden, hat der katholische Stadtdekan von Frankfurt, Johannes zu Eltz, beim Stadtkirchenfest zu Ehren des Frankfurter Stadtpatrons St. Bartholomäus beschworen. Am Sonntag, 26. August, sagte er vor mehr als 1.000 Gläubigen im Bartholomäusdom, in der Kirche gebe es keinen Zwang zu bleiben. Nur wenn man selbst Erfahrungen mit Gottes Barmherzigkeit mache, „wenn man aus freien Stücken bleibt und weiß warum“, dann sei der Glaube gesegnet und fruchtbar: „Dann gründen wir auf einer Sicherheit, die uns niemand nehmen kann.“
Schon das Johannes-Evangelium berichte von der ersten Kirchenkrise, betonte zu Eltz. Doch Jesus reagiere mit „großer Souveränität, ohne moralische Appelle, ohne Drohungen und Druck“ auf die Zweifel seiner Jünger. Auch heute seien Christen keine Sklaven ihres Glaubens: „Wer auf Dauer keine starken Argumente für den Glauben, keine guten Gründe für Hoffnung und Liebe findet, der muss gehen“, sagte der Stadtdekan. Sich immer zu reformieren sei das Wesen der Kirche, wenn die Menschen von heute in ihr Jesus suchen und finden, dann könnten sie aus freien Stücken glauben und die befreiende Kraft des Evangeliums spüren.
Das Bartholomäusfest der katholischen Stadtkirche Frankfurt lockte am Sonntag, 26. August, mehr als 1.000 Menschen in den Kaiserdom und zum anschließenden Fest rund um den Dom. Mit dem Stadtkirchenfest erinnert die katholische Kirche in der Mainmetropole alljährlich an den Namenstag des Frankfurter Stadtpatrons, des Heiligen Bartholomäus. Auch der Kaiserdom trägt den Namen des Märtyrers und Apostels, dessen Schädeldecke dort seit rund 800 Jahren als Reliquie aufbewahrt und verehrt wird. Sie wird nur einmal im Jahr gezeigt. Mit der Apostelreliquie steht Frankfurt in einer Reihe mit so berühmten Wallfahrtsorten wie Santiago de Compostela, wo der Heilige Jakobus ruht, oder Rom, wo das Grab des Heiligen Petrus zu finden ist. Denn Reliquien von Aposteln, den zwölf Jüngern, die vor rund 2000 Jahren mit Jesus durch das Heilige Land zogen, sind äußerst selten.
Zum Stadtkirchenfest kamen auch in diesem Jahr Gläubige aus allen Himmelsrichtungen mit großen Wallfahrten. Allein mehr als 200 Christen reisten aus Höchst und Griesheim mit dem Schiff zum Eisernen Steg. Aus Bornheim und Seckbach, Enkheim und Riederwald fuhren die Teilnehmer mit der U-Bahn zum Römerberg, während vom Frankfurter Berg, aus Eckenheim und vom Dornbusch eine Fahrradwallfahrt startete. Sowohl auf dem Mainschiff wie an den U-Bahn-Stationen Seckbacher Landstraße oder Bornheim-Mitte oder den Treffpunkten der Radler gab es Gebetsstationen für die Wallfahrer.
Stadtkirche ehrt Ehrenamtliche mit Bartholomäusplakette
Schlusspunkt des Stadtkirchenfestes war - wie in jedem Jahr - die Verleihung der Bartholomäusplakette an engagierte Frankfurter Katholiken. Denn ehrenamtliches Engagement gehört nach den Worten von Caritas-Direktor Hartmut Fritz zum Christsein. Was er in seiner Laudatio zur Verleihung der Bartholomäusplakette am Sonntagnachmittag im Kaiserdom sagte, gilt für die diesjährigen Preisträger in besonderer Weise. Ingrid Iwanowsky aus Niederrad und Hans-Joachim Fischer aus Heddernheim sind seit Jahrzehnten unermüdlich in unterschiedlichen Feldern ihrer Pfarrgemeinde und der Stadtkirche aktiv.
Ingrid Iwanowsky (73) engagiert sich seit vielen Jahren in sozialen Stadtteilprojekten in Niederrad, etwa einem Besuchsdienst, der Teestube, der Stadtteilkonferenz oder dem Wohnsitzlosenfrühstück. Sie ist Mitgründerin der Initiative „Älterwerden in Niederrad“ und hat, wie Hartmut Fritz betonte, damit einen ganzen Stadtteil für die Situation älterer Menschen sensibilisiert. Die gelernte Großhandelskauffrau und frühere Verwaltungsangestellte der Stadt Frankfurt ist außerdem Gründungsmitglied im Stadtkirchenprojekt „Kirche für Arbeit“ und engagiert sich im Caritasrat und im Vorstand des Frankfurter Caritasverbandes.
Der 71-jährige Hans-Joachim Fischer ist vor allem in der Bildungsarbeit des Kolpingverbandes und der Stadtkirche Frankfurt aktiv. In der Kolpingfamilie Heddernheim und seiner Gemeinde Peter und Paul ist er „treu und verlässlich“, wie Pastoralreferent Matthias Köhler hervorhob, seit Jugendtagen aktiv. Als Bildungsbeauftragter im Kath. Bildungswerk Frankfurt gibt der frühere Bankkaufmann und langjährige Betriebsratsvorsitzende der Frankfurter Volksbank vielfältige Impulse für die gesellschaftliche Präsenz der Stadtkirche in Frankfurt. Soziales Denken und Handeln leite ihn auch in seinem Einsatz für Randgruppen der Gesellschaft. Dabei tragen ihn, wie Köhler betonte, sein Glauben und die Verbundenheit mit der katholischen Kirche.
Seit 1987 verleiht die katholische Stadtkirche alljährlich zum Bartholomäusfest die Plakette zum Dank für ehrenamtliches Engagement über Gemeindegrenzen hinweg. In den vergangenen 25 Jahren wurden 58 Männer und Frauen mit der Plakette ausgezeichnet. (dw)
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