16.10.2012
Jedes Kind soll lesen können
LIMBURG/AACHEN. Er ist in einem Dorf in den Bergen von Papua-Neuguinea mit acht Geschwistern aufgewachsen, zur Schule musste er zwei Kilometer barfuß gehen: Der Steyler Missionar Father Elias Aiyako (48) ist Missio-Gast im Bistum Limburg.
Der heutige Jugendpfarrer in der Erzdiözese Madang und Pfarrverwalter der Kathedrale in Madang, einer Stadt im Norden des Landes, ist der Erstgeborene einer christlichen Familie mit neun Kindern. „Aufgewachsen bin ich in einer kleinen Dorfgemeinschaft in den Bergen“, erzählt der 48-Jährige. „Meine Eltern können weder lesen noch schreiben. Nur meine Schwester und ich haben die Schule besucht“, berichtet er. Seine Familie lebt von dem, was sie selbst erwirtschaftet. „Das war hart für meine Eltern, denn die Schulgebühren waren relativ hoch“, erinnert er sich. Sein Schulweg bestand aus einem barfüßigen Marsch von zwei Stunden durch den Dschungel.
2004 wurde Father Elias zum Priester geweiht. Bildung ist ihm ein großes Anliegen, dass jedes Kind, jeder Jugendliche lesen, schreiben, rechnen lernt und eine Ausbildung bekommt. Doch noch sind etwa die Hälfte der Bewohner Papua-Neuguineas Analphabeten. Die meisten Einwohner des drittgrößten Inselstaates der Welt leben in kleinen Dorfgemeinschaften, deren Alltag bis heute durch jahrhundertelang überlieferte Traditionen und Verhaltensweisen geprägt ist. „Doch nun sind die Menschen zunehmend den Einflüssen der Moderne ausgesetzt“, stellt Father Elias fest. Zahlreiche multinationale Konzerne drängen in das Land, das reich an Bodenschätzen ist. „Sie strömen zu uns, um die Gold-, Silber- und Kupferminen sowie die Öl- und Gasvorräte zu erschließen“, berichtet der Steyler Missionar. „Ihre Fachkräfte bringen sie mit. Denn die Menschen in unserem Land haben keine entsprechende Ausbildung.“ Zugang zur Bildung, betont er, „ist ein wichtiger Schritt“. Doch da die Dorfgemeinschaften klein und übers Land verstreut sind, sei es schwierig, Flächen deckend Schulen zu errichten.
Die katholische Kirche hat die größte Dichte an Schulen. Im Gesundheits- und Bildungsbereich, unterstreicht Father Elias, trage die katholische Kirche des Landes Verantwortung für etwa 19 Prozent der Gesundheitseinrichtungen sowie 15 Prozent der Schul- und Ausbildungseinrichtungen, darunter eine römisch-katholische Universität in Madang.
Die Zugehörigkeit zur Familie, ihrem Clan, spielt für die Menschen in Papua Neuguinea eine maßgebliche Rolle. „Viele junge Leute fliehen in die Städte mit großen Erwartungen im Gepäck, sind dort aber dann arbeitslos“, so Father Elias. Sie vermissten ihre Familien. Alkohol- und Drogenmissbrauch seien die Folgen. Mit zahlreichen Initiativen kämpft die Kirche dagegen an. Father Elias hat ein Patenprojekt initiiert, bei dem Erwachsene in Bibelkreisen, Chören und anderen Gruppenangeboten Jugendliche anleiten und sie darüber hinaus beraten, versuchen, ihnen Halt geben.
Viele Bildungsprogramme speziell für Mädchen und Frauen wurden angestoßen. Inzwischen fassen sie bei Studienfächern wie Medizin, Jura oder Politikwissenschaften Fuß. „Auch im Parlament sind bereits zwei Frauen vertreten, und die Sympathie für sie im Land wächst“, freut sich Father Elias und ergänzt: „Das ist das Verdienst der katholischen Kirche.“
Das Internationale Katholische Missionswerk Missio fördert den Aufbau der katholischen Kirche und die Ausbildung seiner Mitarbeiter in mehr als 80 Ländern in Afrika, Asien und Ozeanien. Mit jährlich rund 33 Millionen Euro finanziert Missio mehr als 1200 Projekte. Die Kollekte am „Sonntag der Weltmission“ ist die größte weltweite Solidaritätsaktion der Katholiken. In diesem Jahr wird er am 28. Oktober begangen.
Unter dem Leitsatz „Dein Wort ist ein Licht für meine Pfade“ stellt Missio das Engagement der katholischen Kirche in Papua-Neuguinea in den Blickpunkt. Das Land mit seinen rund
600 Inseln zwischen Äquator und Australien erlebt derzeit einen rasanten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel. Knapp sieben Millionen Einwohner leben in über 830 verschiedenen Volksgruppen ? und noch mehr Sprachen werden gesprochen. Die meisten Einwohner sind Christen, 27 Prozent sind katholisch.
Weitere Informationen im Internet unter <link http: www.missio.de external-link-new-window>www.missio.de. (Gundula Stegemann)