03.12.2012
"Kein Platz für Prunk oder Protz"
LIMBURG - „Es geht hier nicht um Prunk oder Protz“, sagte Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst am Montag, 3. Dezember, im neuen Diözesanen Zentrum St. Nikolaus auf dem Limburger Domberg. Bei einer Begehung zeigte der Bischof von Limburg zahlreichen Journalisten und Medienvertretern die Räumlichkeiten und stellte das Konzept des Zentrums vor. Bei der Begehung gingen Architekt Michael Frielinghaus und Diözesanbaumeister Tilmann Staudt auch auf die architektonische-, städteplanerische- und bauliche Besonderheiten ein.
„Das Diözesane Zentrum St. Nikolaus ist ein spiritueller Ort an dem der Bischof von Limburg lebt, betet und arbeitet“, so Tebartz-van Elst. Hier empfange er Gäste, feiere Gottesdienste, organisiere seinen Arbeitsalltag, treffe mit Gesprächspartnern zusammen und bete. Herzstück des Zentrums ist die Hauskapelle. Sie macht deutlich, dass Leitung in der Kirche ein zutiefst geistlicher Dienst ist. Das Gotteshaus wurde deshalb bereits am 24. November vor der vollständigen Fertigstellung geweiht. Die Eröffnung des gesamten Zentrums ist für den 29. Juni 2013, dem Hochfest Peter und Paul, geplant. „Die Kapelle ist der wichtigste Teil des Gebäudeensembles. Hier beginnt und hier endet der Tag im Gebet“, sagte der Bischof. In der Kapelle feiere er mit Gruppen und mit den beiden Dernbacher Schwestern, die mit dem Bischof im Diözesanen Zentrum eine Haus-, Gebets- und Arbeitsgemeinschaft bilden Eucharistie, wenn er nicht zu Gottesdiensten im Bistum unterwegs ist. Altar, Ambo und Tabernakel in dem neuen Gotteshaus sind aus hellem Kalkstein gefertigt und wurden vom bereits verstorbenen Bildhauer Karl Matthäus Winter geschaffen. „Die Kapelle hat eine reine und klare Form, die gut zum Areal und den übrigen Gebäudeteilen passt. Ihre Wirkung im Gebäudeensemble bekommt sie durch ihre Höhe von 11,8 Metern“, erklärte Architekt Frielinghaus. Wirkungsvoll sind auch die Glasfenster von Professor Johannes Schreiter. „Die Fenster führen uns anschaulich das vor Augen, was Kirche auszeichnet“, so Tebartz-van Elst: Ein Fenster greift das Patronat der Kapelle, Maria mit den Aposteln im Abendmahlssaal, auf und zeigt das Pfingstwunder. Der Heilige Geist kommt herunter und erfüllt die Gottesmutter und die Apostel. Dieses Ereignis ist gleichsam die Geburtsstunde der Kirche und „sie tue gut daran, immer wieder neu um diesen Geist zu beten“.
Gebet und Begegnung kommen hier zusammen
Architektonische Mitte des Gebäudeensembles ist ein Innenhof. Von dort aus kann die 120 Quadratmeter große Wohnung des Bischofs, die Kapelle, die Büroräume und ein Konferenzraum erreicht werden. Dieser Konferenzraum mit einem großen Tisch und etwa 20 Sitzplätzen soll nicht nur ein Raum für Besprechungen, sondern vor allem ein Raum der Begegnung werden. „Kapelle und Konferenzraum liegen gegenüber. Hier wird deutlich, wie sehr Gottesdienst und Leitungsdienst zusammengehören. In der Kapelle steht der Tisch des Herrn und im Konferenzraum, der Tisch der Begegnung“, so der Bischof. Dieses Zusammengehören von Gebet und Begegnung spiegelt sich auch im Untergeschoss wider. Hier findet sich ein größerer Begegnungsraum für bis zu 80 Personen. „Wir nennen diesen Raum Fundamentum, weil hier die historischen Felsenreste eines Wehrturmes aus dem 11. Jahrhundert zu sehen sind. Hier wird deutlich, dass dieses Gebäude auf Felsen gründet. Ein zutiefst biblisches Bild“, erklärte der Bischof. Im Fundamentum soll es künftig verschiedene Veranstaltungen mit dem Bischof geben. Im Untergeschoß befindet sich auch eine Außenstelle der Domsakristei. Hier werden künftig Reliquien und bedeutende liturgische Gewänder aufbewahrt.
Die Geschichte des Ortes geht weiter
Insgesamt umfasst das Gelände auf dem das Diözesane Zentrum St. Nikolaus steht eintausend Quadratmeter und ist von einer mittelalterlichen Mauer umgeben. Das Gebäudeensemble besteht aus dem Neubau mit Erd- und Untergeschoß und der Kapelle. In der Alten Vikarie, einem Fachwerkhaus von 1486 sollen das Büro des Bischofs und weitere Arbeitsräume für die Mitarbeiter des Bischofs einen Platz finden. Zum Diözesanen Zentrum gehört zudem das frühere Küsterhaus aus dem Jahr 1904, indem zwei Dernbacher Schwestern aus Indien wohnen werden. „Es gab hier viele bauliche Herausforderungen. Mit dem Zentrum ist uns allerdings etwas unglaublich eindrucksvolles gelungen. Wir verbinden Historie und Gegenwart und können die Geschichte des Ortes hier nun fortschreiben“, so Frielinghaus.
Domkapitel, Bistum und Bischöflicher Stuhl hatten für den Bau des Zentrums, der bereits vor Amtseinführung von Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst beschlossen wurde, mit einem Kostenrahmen von insgesamt 5,5 Millionen Euro gerechnet. Da der Bau lange geplant war, konnten entsprechende Rücklagen gebildet werden. „Mit Blick auf den enormen Sanierungsbedarf an den historischen Gebäuden, den archäologischen Voruntersuchungen und der Bestandsicherung der historischen Mauer, können wir diesen Kostenrahmen nicht einhalten“, erklärte Tilmann Staudt. Erst während der Arbeiten habe sich der desolate Zustand der Alten Vikarie, des ehemaligen Küsterhauses und der Stadtmauer gezeigt. „Wir mussten hier dringend handeln. Wir mussten zudem verschiedenen Auflagen entsprechen und unserer kulturhistorischen Verantwortung nachkommen“, so der Diözesanbaumeister.
Bischof Tebartz-van Elst und die beiden Dernbacher Schwestern werden in den kommenden Wochen ins Diözesane Zentrum einziehen. Der Einzug soll zum Jahresbeginn erfolgt sein. 2013 will der Bischof auch Interessierte zu öffentlichen Führungen auf den Domberg einladen. Die Termine für diese Führungen werden rechtzeitig bekannt gegeben. (StS)